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Denkmal in Bad Dürrenberg Denkmal in Bad Dürrenberg: Stadt fühlt sich alleingelassen

Von Uljana Wuttig-Vogler 25.11.2013, 20:51
Jörg Höhne, Matthias Hill und Arpad Nemes (v.l.) begutachten das Querstück.
Jörg Höhne, Matthias Hill und Arpad Nemes (v.l.) begutachten das Querstück. Peter Wölk Lizenz

Bad DürrEnberg/MZ - Morsche Balken, leicht fasriges Holz: Wer das knapp 100 Meter lange und aus 23 Bundfeldern bestehende Querstück des Bad Dürrenberger Gradierwerkes näher in Augenschein nimmt, erkennt sofort den deutlichen Verfall. Zwar seien in den Jahren 1994 und 2000 Holzbalken erneuert worden, aber an der Grundkonstruktion wurde nichts gemacht, sagt Arpad Nemes (CDU), Bürgermeister von Bad Dürrenberg. Auch am sogenannten Doppelstück sind acht Bundfelder arg in Mitleidenschaft gezogen.

"Wir bekommen finanziell keine Unterstützung"

Seit der Wende bemüht sich Bad Dürrenberg um den Erhalt des 636 langen Gradierwerkes, das als das längste und noch zusammenhängende Gradierwerk in Europa gilt. So wurden nach seiner Zuordnung Ende 90/Anfang 91 an die Stadt 6,5 Millionen Euro in deren Sanierung gesteckt. „Anfangs gab es noch 90 Prozent an Fördermitteln für die Sanierung, 2003 waren es nur noch 40 Prozent. Von Jahr zu Jahr mussten wir mehr Eigenmittel aufbringen, um das Gradierwerk zu sanieren“, sagt Nemes. Bad Dürrenberg ist seines Wissens nach die einzige Stadt in Deutschland, die Eigentümerin eines Gradierwerkes ist. Um dieses sowie den Kurpark zu erhalten, gibt Bad Dürrenberg zwischen 500?000 und 600?000 Euro pro Jahr (einschließlich Personalkosten) aus. Mit dem Erbe fühlt sich die Stadt ziemlich alleingelassen, zumal sich die finanzielle Situation der Stadt seit 2006 wie in vielen anderen Kommunen deutlich verschlechtert hat. „Während der Kreis mehr als 400?000 Euro pro Jahr für das Goethe-Theater aufbringen will, bekommen wir finanziell keine Unterstützung“, unterstreicht der Bürgermeister.

Sehr intensiv will sich jetzt eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Vertretern der Verwaltung, Stadträten, Fachleuten und Bürgern, mit der Zukunft des Gradierwerkes beschäftigen. In Kürze will der Bürgermeister zu deren erster Beratung einladen. „Als erstes wird die Arbeitsgruppe eine Empfehlung für das Querstück abgegeben müssen“, so Amtsleiter Jörg Höhne. Abriss und Sanierung stehen da zur Debatte. Letztere könnte basierend auf Kosten aus dem Jahr 2003, als das Doppelstück und Teile des dritten Gradierwerkes komplett abgerissen und neu wieder aufgebaut worden, geschätzt mehr als eine Million Euro betragen. Geld, das die Stadt nicht hat. Deshalb soll die Arbeitsgruppe auch Ideen entwickeln, wie die Werterhaltung des Gradierwerkes langfristig gesichert werden kann. Dazu sollen auch Kontakte mit der Wirtschaft geknüpft werden.

"Als ortsansässiger Händler will ich etwas für die Stadt tun"

„Parallel dazu starten wir jetzt eine große Werbeaktion zum Erhalt des Gradierwerks“, sagt Höhne. Einer der Ersten, der sich beteiligt, ist Matthias Hill vom Edeka-Markt Bad Dürrenberg. Seit vergangener Woche verkauft er wie die Tourist-Information, das Palmen- und Vogelhaus und der Kiosk am Meller Tor das Duponia-Mineralwasser, das mit Bad Dürrenberger Sole versetzt ist. Es war aus Anlass des 250. Brunnenfestes im Sommer auf den Markt gebracht worden (die MZ berichtete). Jeweils fünf Cent des Flaschenpreises werden für das Gradierwerk und seine Unterhaltung eingesetzt. Hill überreichte vorab bereits einen Scheck über 250 Euro. „Als ortsansässiger Händler will ich etwas für die Stadt tun“, sagte er. „Wir freuen uns sehr über das Geld. Selbst die kleinste Summe kann uns helfen, das Gradierwerk zu erhalten“, sagte Amtsleiter Höhne.