Ostalgie im Ratskeller "DDR-Dinner-Revue" im Ratskeller: Diese Merseburger bringen die DDR zurück auf den Teller

Merseburg - Im Ratskeller halten bald wieder „Grüne Wiese“, „Herrengedeck“ und Rosenthaler Kadarka Einzug. Bisher hat das Merseburger Eventrestaurant seine Gäste mit auf die Reise ins Mittelalter genommen: „Jetzt wollen wir mal etwas Neues probieren und reisen in der Zeit nicht ganz so weit zurück - nur bis in die DDR“, sagt Chef Ingolf Kresinsky und wirft sich in eine NVA-Uniform. Für alle, die diese Zeit nicht erlebt haben: NVA steht für Nationale Volksarmee - also der Bund für die Ossis.
DDR-Nostalgie in Merseburg: „Essen wie damals“ mit einem Vier-Gang-Ost-Menü
Pünktlich am Vorabend des 69. Jahrestages der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik, also am 6. Oktober, steigt die erste „DDR-Dinner-Revue“ im Merseburger Ratskeller. „Wer das Land nie kennengelernt hat, kann etwas lernen, wer live dabei war , wird hoffentlich herzlich lachen“, sagt Kresinsky. Es sei auf jeden Fall als Parodie auf die DDR-Zeit gemeint.
Kresinsky verspricht drei Stunden Show und „Essen wie damals“ mit einem Vier-Gang-Ost-Menü. Wer erinnert sich nicht mehr an „Halben Pfirsich mit Geflügelsalat“, Soljanka oder rosafarbene „Rote Grütze“ mit Grieß. „Das Hauptgericht bleibt allerdings ein Geheimnis“, schmunzelt Kresinsky. Auf jeden Fall werde es deftig sein.
DDR-Abend in Merseburg: Gegessen wird stilecht mit Alu-Besteck
Serviert wird stilecht auf dreigeteiltem Plastik-Schulspeisungsgeschirr. Gegessen wird mit Alu-Besteck. „Da sind wir allerdings nicht ganz historisch korrekt“, gibt der 53-Jährige zu. „Ich habe zwar Alu-Messer und -Löffel. Aber uns fehlen echte Alu-Gabeln, die die immer so schnell gebrochen sind, und auch die kleinen Alu-Kaffeelöffel.“ Wer da also noch Bestände hat - Veranstalter Kresinsky würde sich über eine Spende freuen.
Schon Anfang der 90er Jahre mit DDR-Kram eingedeckt
Die meisten seiner Utensilien hat der Merseburger Gastronom übrigens in weiser Voraussicht schon Anfang der 90er Jahre besorgt. „Als die HO Ausverkauf gemacht hat, habe ich zugeschlagen.“ DDR- und FDJ-Fahnen, Schnapsgläser für einen Euro. „Ich dachte, irgendwann kann man bestimmt mal so etwas wie eine Ossi-Party veranstalten. Und die Zeit hat mir recht gegeben.“ Heute solche Sachen anzuschaffen, sei ein relativ teures Vergnügen - acht Papierfähnchen kosteten mittlerweile 16 Euro, eine Mitropa-Kaffeekanne acht.
Zur Dinner-Revue gebe es zwar DDR-Produkte, „aber keine DDR-Preise mehr“, sagt Kresinsky und überlegt kurz. „Obwohl - wer noch Alu-Chips hat, kann auch mit DDR-Geld bezahlen. Da habe ich dann zwar Pech gehabt, aber so viele werden es ja wohl nicht sein“, grinst er.
Erinnerungen an Herrn Fuchs und Helge „Henne“ Hahnemann
Zum Auftakt und in den Essenspausen werde eine Schauspielerin die Gäste in die Vergangenheit entführen, so Kresinsky. Es gebe ein Wiedersehen mit Adi von „Mach mit, mach’s nach, mach’s besser“, mit Herrn Fuchs und Frau Elster von der Sandmännchen-Truppe und natürlich Helge „Henne“ Hahnemann.
Oberleutnant Kresinsky hat DDR-Musik vorrätig und wenn die Show gerade Pause macht, zeigt er Ausschnitte aus „Ein Kessel Buntes“ oder anderen Ost-Sendungen. Es gebe Spiele wie „Stunde der DSF (Deutsch-sowjetische Freundschaft)“ oder „Mitglied werden beim Singeklub Roter Oktober“.
Im Augenblick arbeite man noch mit einer Firma am Intershop-Duft, diesem wunderbaren Westkaffeeseifenparfümschokoladen-Geruch, wegen dem viele in die Intershop-Läden gingen, auch wenn sie kein Westgeld hatten. „Das wäre toll, wenn wir das hinbekämen, denn daran können sich doch alle erinnern.“ Die DDR-Dinner-Revue kann ab 20 Personen gebucht werden, Platz wäre für bis zu 60 Gäste.
››6. Oktober, Premiere der DDR-Dinner-Revue im Ratskeller Merseburg, Karten: 29 Euro (Folgetermine 34,50 Euro), Reservierungen unter Tel. 03461/28 99 83 (mz)