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Blick vom Weinberg in Sandstein verewigt

Von Diana Dünschel 10.06.2008, 19:23

Branderoda/MZ. - Gestaltet hat ihn der freischaffende Künstler Karlheinz Schäfer. Es ist bereits sein zweites Werk für die Gemeinde. Eine Plastik von ihm schmückt schon den örtlichen Friedhof.

"Ich suchte für den Siedlungs-Jahrestag in Freyburg selbst einen Kalksandstein aus, der mir aufgrund seiner aufragenden Form besonders gut gefiel. Er passte zu dem Bild, das ich vom fertigen Modell in meinem Kopf hatte", erklärt der 66-Jährige, der 1995 von Berlin nach Branderoda zog und heute selbst in der Siedlung lebt. Bevor der Bildhauer dann in seinem Freiluftatelier im Garten zwischen knorrigen Obstbäumen und duftenden Rosenbüschen mit der Arbeit am Stein begann, fertigte er wie immer eine Vorlage aus Ton an und setzte sie um. Herausgearbeitet wurde von ihm letztlich nicht nur die Jahreszahl 1948. Zu sehen sind nun auch die Silhouetten der Siedlungshäuser samt Feldweg und Pappeln, mit anderen Worten der Blick vom Weinberg des Dorfes aus.

Die Bildhauerkunst lernte Karlheinz Schäfer von der Pike auf. Er war Meisterschüler an der Akademie der Bildenden Künste Berlin, wo er 40 Jahre lang lebte. Dort sind heute noch seinen frühen Werke zu sehen. Andere wurden gerade in China ausgestellt. Sie gehörten zu einer Wanderschau des Stuttgarter Instituts für Auslandsbeziehungen, die in den vergangenen zwölf Jahren auf allen Kontinenten Station machte. "Ich war schon immer freischaffend tätig und finanzierte meinen Lebensunterhalt durch die Anfertigung von Theaterplastiken unter anderem für die Deutsche Staatsoper", erzählt der Neu-Branderodaer, der sich auch der Malerei und Zeichenkunst widmete und Skulpturen aus Holz herausarbeitete, heute aber ausschließlich Steinarbeiten anfertigt.

Aufträge nimmt er selten entgegen, wählt die Themen lieber selbst. Zurzeit beschäftigt sich der 66-Jährige mit der Pietà, also der Darstellung Marias mit dem Leichnam des vom Kreuz abgenommenen Jesus Christus. Käufer seiner Plastiken sind meist Privatsammler.

"Wenn ich den rohen Stein betrachte, wird für mich eine Gestalt sichtbar, die ich dann zum Vorschein bringe. Oft ist das Ergebnis von vornherein gar nicht absehbar", zeigt Karlheinz Schäfer auf seine verschiedenen Werkzeuge, die Holzknüpfel, Spitz-, Schlag- und Zahneisen, mit denen man unterschiedliche Strukturen und Muster auf dem Stein erzeugt. "Am liebsten sind mir Steine von alten, abgebrochenen Häusern. Die sind witterungsbeständig und können oft ganze Geschichten erzählen", fügt der Künstler hinzu.