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Bisher ein Flop Bisher ein Flop: So will Merseburg den E-Perso beliebter machen

Von Robert Briest 13.02.2019, 06:00
Auf einem Chip sind die Daten des Besitzers des elek­tro­ni­schen Per­so­nal­aus­weis ge­spei­chert. Damit kann er sich auch online aus­wei­sen.
Auf einem Chip sind die Daten des Besitzers des elek­tro­ni­schen Per­so­nal­aus­weis ge­spei­chert. Damit kann er sich auch online aus­wei­sen. dpa

Merseburg - Es erinnert ein wenig an die Frage nach Huhn und Ei. Was muss zuerst da sein: Angebot oder Nachfrage? Seit 2011 gibt es die Möglichkeit den Personalausweis mittels der auf einem Chip gespeicherte Daten auch zur Onlineidentifikation zu nutzen. Doch die Option wird bisher kaum genutzt.

Auf freiwilliger Basis entschied sich nur ein Fünftel der Merseburger bis 2017 den elektronischen Personalausweis auch freizuschalten. Seit zwei Jahren ist bei neuen Ausweisen die elektronische Funktion immer aktiviert. Zumindest die potenzielle Nachfrage nach Anwendungen wächst also.

e-Ausweis bisher selten genutzt: „Ich erwarte einen Paradigmenwechsel wie beim Kontoauszug.“

Doch auch die sind acht Jahre nach der Einführung rar gesät. Bewohner des Saalekreis können bisher genau zwei Sachen online mit ihrem e-Ausweis erledigen, nämlich ihr Auto abmelden und wiederzulassen. Letzteres hat bisher noch niemand getan. Abmeldungen gab es in vier Jahren sieben.

Sirko Scheffler ist dennoch überzeugt, dass dem e-Ausweis die Zukunft gehört: „Ich erwarte einen Paradigmenwechsel wie beim Kontoauszug, den ja heute auch kaum jemand am Schalter abholt.“ Scheffler sollte allerdings auch von der Technologie überzeugt sein, schließlich entwickelt sein Merseburger Unternehmen Brain-SSC bundesweit Anwendungen für Behörden, die den Bürgern mehr digitale Angebote machen wollen, zuletzt etwa für den Kreis Nordwestmecklenburg die Möglichkeit, einen Bauantrag online zu stellen.

Sind die technischen Hürden zu hoch für den e-Ausweis?

Er ist zudem im Verein buergerservice.org aktiv, der sich für mehr Angebote mit dem e-Ausweis stark macht. Einige gäbe es schon, betont Scheffler. So könne man etwa seinen Rentenstand online abfragen, sein Punktekonto in Flensburg oder polizeiliches Führungszeugnis bestellen.

Dafür braucht man aber ein spezielles Ausweislesegerät für den Computer oder ein Android-Handy mit entsprechender App. Aufwand und Nutzen stünden bei den derzeit angebotenen Lösungen in keinem Verhältnis, fast Kreissprecherin Kerstin Küpperbusch die Ergebnisse von Test in der Kreisverwaltung zusammen und begründet zugleich, warum der Kreis bisher nicht mehr Angebote hat: fehlende rechtliche Grundlage und zu hohe technische Hürden für den Bürger.

Einwohnermeldeamt-Chefin: e-Ausweis ist in Merseburg im Kommen

Doch Merseburg ist Modellkommune für Digitalisierung. Deshalb will Ulrike Findeisen, Chefin des Einwohnermeldeamtes, die Nutzung e-Ausweis nun vorantreiben: „Es ist im Kommen“, sagt sie, lässt sich aber nicht locken, wann welche Behördentätigkeiten in Merseburg auch digital möglich sein sollen. „Erst wenn die Fallzahlen hoch sind, ist es sinnvoll eine Anwendung zu bieten.“ Zumal man nicht auf bestehende Programme aus anderen Orten zurückgreifen könnte, denn die gibt es schlicht noch nicht.

Test mit dem e-Ausweis in Merseburg möglich

Dafür gibt es nun in Merseburg eine neue Möglichkeit die überregionalen e-Ausweis-Angebote zu nutzen. Seit Kurzem steht im Merseburger Innovations- und Technologiezentrum (Mitz) ein von Brain-SSC entwickelter Terminal, der laut Scheffler bisher nur in Bonn und Düsseldorf erfolgreich getestet wurde.

Während der Öffnungszeiten des Mitz können Bürger – mit scharfgeschaltetem Ausweis – diesen nutzen. Ein Testlauf, dem vielleicht weitere Geräte in der Stadt – und irgendwann auch die Anwendungsmöglichkeiten – folgen könnten. (mz)

Sirko Scheffler und Ulrike Findeisen (r.) am neuen Terminal.
Sirko Scheffler und Ulrike Findeisen (r.) am neuen Terminal.
Peter Wölk