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Bildung Bildung: Nur noch Chinesisch im Kopf

Von tina Sauer 17.06.2013, 19:57
Schülerin Tanja fliegt im Herbst wieder nach China, um an einem Wettbewerb teilzunehmen.
Schülerin Tanja fliegt im Herbst wieder nach China, um an einem Wettbewerb teilzunehmen. peter wölk Lizenz

merseburg/MZ - Die nationale Runde des „Chinese Bridge“-Wettbewerbs hat Tanja Weyhe schon gewonnen. Doch die Schülerin aus der Landeschule Pforta in Bad Kösen möchte auch die internationale Runde in China gewinnen.

Seit sie ihr heimisches Merseburg gegen die Großstadt Shanghai im Schuljahr 2011/2012 getauscht hat, konnte die sprachbegabte Gymnasiastin ihre Chinesisch-Kenntnisse fast perfektionieren: „Ich hab die fünfte von sechs Stufen des offiziellen chinesischen Sprachtests erfolgreich absolviert“, erzählt die 18-jährige Austauschschülerin stolz. Aus diesem Grund fielen ihr die Aufgaben beim Wettbewerb Ende Mai in Berlin auch nicht zu schwer: „Jeder Teilnehmer musste einen kurzen Vortrag auf chinesisch halten und einen kulturellen Beitrag leisten. Ich habe ein Lied gesungen, einen chinesischen Popsong.“

Chinesisch-Wettbewerb für Schüler

Zum sechsten Mal veranstaltet das Konfuzius-Institut der Freien Universität Berlin den „Hanyu Qiao“ oder „Chinese Bridge“(deutsch: Chinesische Brücke), einen Chinesisch-Wettbewerb für deutsche Schüler ab 15 Jahren. Die Teilnehmer sollen ihre sprachlichen Kenntnisse unter Beweis stellen und zum Chinesisch lernen motiviert werden. Gleichzeitig soll der Austausch zwischen den beiden Kulturen gefördert werden.

Dass sie in der chinesischen Sprache so schnell Fortschritte gemacht hat, liegt laut der Gymnasiastin an dem Schüleraustausch, an dem sie in der zehnten Klasse teilgenommen hat. Vom August 2011 bis Juli 2012 wohnte sie in Shanghai: „Bei meiner Gastfamilie habe ich mich sehr wohlgefühlt. Als erste Austauschschülerin auf der dortigen Schule konnte ich die Sprache schnell lernen.“ Allerdings hatte sie zurück in Deutschland umso größere Schwierigkeiten: „Ich bin im Sprachenzweig der Landesschule Pforta und lerne Französisch, Englisch, Spanisch und Griechisch. Aber an die ganze Grammatik konnte ich mich gar nicht mehr erinnern“, erzählt Tanja. Zu viele chinesische Wörter hatte sie immer noch im Kopf.

„Aber ein Auslandsjahr wollte ich schon immer einmal machen“, sagt Tanja. Allerdings wollte sie nach Japan. Doch als das durch die schweren Erdbeben im März 2011 vereitelt wurde, machte sie China zu ihrem Ziel. „Ich wollte einfach mal aus dem Alltag ausbrechen und herausfinden, wie gut ich mich in einem fremden Land zurechtfinde“, erläutert die 18-Jährige. Sogar Auswandern konnte sich Tanja vorstellen, doch das will sie mittlerweile nicht mehr. „Aber es schadet nie, seinen Horizont zu erweitern.“

Im Herbst fliegt Tanja wieder nach China

Die fremde Umgebung war für Tanja dennoch gewöhnungsbedürftig: „Die Chinesen sind ganz anders als die Deutschen. Beispielsweise essen sie gerne Hühnerfüße.“ Bei ihrer Rückkehr nach Deutschland hingegen empfand sie ihre Landsleute etwas kühl und zu penibel. „Daran musste ich mich auch erst wieder gewöhnen.“

Im Herbst dieses Jahr fliegt die Elftklässlerin dann wieder nach China zur finalen Runde im Chinesisch-Wettbewerb, der sogar im chinesischen Fernsehen zu sehen sein wird. „Es wäre schön, die beste chinesisch sprechende Schülerin der Welt zu sein, aber ich weiß, dass es schwierig wird, zu gewinnen. Ich werde trotzdem mein Bestes geben“, erklärt Tanja. Für sie soll Chinesisch eine zweite Muttersprache werden. „Es ist ein hoch gestecktes Ziel. Aber ich will mich in meinem späteren Leben einmal besser in der Welt zurechtfinden als ein Tourist.“

Sogar „China“ zu studieren, könnte sich die Schülerin vorstellen. Sinologie nennt sich der Studiengang und ist momentan in der engeren Auswahl auf der Wunschliste. Aber erst einmal will sie nächstes Jahr ihr Abitur schaffen. „Was dann kommt, weiß ich noch nicht so genau.“