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Bäckerhandwerk Bäckerhandwerk: Lauchstädter Bäcker zaubert das Goethe-Theater

Von Michael Bertram 17.01.2013, 20:39

Bad Lauchstädt/MZ. - Es war ganz sicher keine Absicht - und doch wirkt das aus Teig nachempfundene Goethe-Theater von Bad Lauchstädt nun noch originalgetreuer. Denn lange Risse durchziehen wie beim echten Gebäude in der Nachbarschaft der Bad Lauchstädter Bäckerei und Konditorei Röhr das aus Weizen- und Roggenmehl geschaffene Kunstwerk. Einfach zu oft wurde das neun Kilogramm schwere Meisterstück in den vergangenen Tagen transportiert.

Zum Glück bröckelte die Fassade des Gebäcks aber erst nach der Meisterprüfung, sagt Norbert Röhr beruhigt. Denn für sein handwerkliches Geschick erhielt er in dieser Woche von der Prüfkommission überzeugende 85 von möglichen 100 Punkten.

"Allein die Anfertigung der Grundplatte hat acht Stunden gedauert", erinnert sich der Meisterbäcker an die Mühe, die ihm das außergewöhnliche Gebäck gekostet hat. Mit jeder Menge Fingerspitzengefühl legte er dabei die goldgelben und braunen Teigzöpfe so zurecht, dass sie nun wie ein geflochtener Teppich wirken. Am Ende nahm das Backen bei einer recht niedrigen Temperatur von 90 Grad weitere acht Stunden in Anspruch.

In die Mitte platzierte Röhr schließlich das ehrwürdige Goethe-Theater mitsamt der charakteristischen Pfeiler an seinen Seiten, die bei ihm aus leckerer Makronenmasse bestehen.

"Zum Verzehr ist das Stück allerdings nicht wirklich geeignet", warnt Röhr Leckermäuler vor - aber darum ging es der Jury ja beim Meisterstück auch nicht. Die achtete vielmehr darauf, wie akkurat die künstlerischen Bäckereierzeugnisse gebaut und wie stringent die angehenden Meister ihr ausgewähltes Thema verfolgt haben. "Neben dem Goethe-Theater habe ich noch eine Festtagstorte mit dem Stadtwappen Bad Lauchstädts angefertigt", erklärt Norbert Röhr seine Idee.

Um ganz sicher zu gehen, hatte Röhr sogar noch den Schwierigkeitsgrad gesenkt. "Eigentlich wollte ich ja den Pavillon im Kurpark in 3D anfertigen", erklärt er, "aber dann hatte ich Bedenken wegen der Stabilität, denn wie bei der Grundplatte können solche festen Teige schnell reißen."

Fest stand für den Meister seines Handwerks, ein Motiv aus seiner Heimatstadt zu wählen. "Ich bin schon ein bisschen stolz darauf, dass wir das Goethe-Theater und generell ein schönes Städtchen mit dem Kurpark haben", erzählt der 38-Jährige, der zuletzt die "Zauberflöte" in dem über 200 Jahre alten Theater gesehen hat.

Trotz der bestandenen Meisterprüfung will sich Röhr künftig weiter auf die Arbeit als Konditor konzentrieren. Denn dies biete ihm als jüngeren Vertreter seines Handwerks eine gute Perspektive für die nicht einfacher werdende Zukunft. Denn mit ihren Billigangeboten seien viele Discounter ernste Konkurrenten - für viele Bäcker bedeuteten sie aufgrund des aggressiven Preiskampfes sogar das Aus.

Hinzu komme die derzeit verzwickte Situation in den Kuranlagen. Trotz der Sanierungen hofft Röhr auch in diesem Jahr auf viele Besucher in der Goethestadt, die bei ihm noch auf ein Stück Kuchen vorbeischauen.

"Man muss sich schon die Nischen suchen, wo man glaubt, besser als die Discounter zu sein", meint Röhr. "Und Hochzeitstorten kriegen sie da ja zum Glück noch nicht", ergänzt er.