Bürgermeisterwahl in Schkopau Amtsinhaber Torsten Ringling setzt auf Dialog, Parteilosigkeit und Sanierung
Schkopau wählt am 28. September seinen Bürgermeister für die kommenden sieben Jahre. Die MZ stellt die beiden Kandidaten vor. Heute: Torsten Ringling (parteilos).

Schkopau/MZ. - Er sei angetreten, um zumindest auf kommunaler Ebene ein Gegengewicht zu schaffen zur Frustration, die viele Leute mit der Politik verspüren, sagt Torsten Ringling. Der 56-Jährige ist seit Februar 2019 – bewusst – parteiloser Bürgermeister von Schkopau und will das nach der Wahl am 28. September für sieben weitere Jahre bleiben. An seiner Kernstrategie will der diplomierte Politologe festhalten: Dialog.
Das Gegengewicht zur aus seiner Sicht in den vergangenen Jahren sogar noch gewachsenen Unzufriedenheit mit der Politik in Land und Bund will der Schkopauer schaffen durch Gesprächsbereitschaft und die persönliche Begründung von Entscheidungen. Er verweist als Beispiel auf den Ärger um das vom Landkreis für den Naturschutz gesperrte Südüfer des Wallendorfer Sees. „Die Sperrung ist mit den Bewohnern in den Ortsteilen vorab nicht genügend besprochen worden. Deshalb wurde die Sicherung für die sensiblen Bereiche ignoriert, Zäune zerstört.“
Der Bürgermeister als Moderator
Seine Aufgabe als Bürgermeister sei gewesen, mit Nabu und Bürgerinitiative zu sprechen, einen Kompromiss zu finden. „Den hat es gegeben. Darauf bin ich stolz. Ich sehe die Rolle des Bürgermeisters als Moderator. Das geht nicht für jedes Projekt, aber gerade da, wo die Wellen hochschlagen.“
Ringling betont, dass ihm die Kontakte zu Menschen und Vereinen in den zwölf Schkopauer Ortsteilen besonders wichtig sind. „Sie sind für mich Motivation und Kraftquell.“ Der Amtsinhaber, der vor seiner Wahl 2018 längere Zeit in einem Tochterunternehmen der Mitteldeutschen Zeitung gearbeitet hatte, verzichtet daher bisher auf konkrete Wahlziele auf seiner Website. Die will er erst ergänzen, wenn am 12. September alle Ortsteile im Wahlkampf bereist und Wünsche und Probleme von vor Ort mitgenommen hat.
Radwege bei Hohenweiden und Burgliebenau
Dennoch gibt es einige zentrale Anliegen, die Ringling schon jetzt benennt. Das erste ist der Bau von zwei Radwegen, für die die Gemeinde zwar schon Vorarbeiten geleistet hat, die sie aber nicht selbst umsetzen kann, weil die Straßen dem Land gehören: Es geht um die Strecken von Hohenweiden nach Schkopau und von Burgliebenau nach Lochau. Hierbei erwartet der Parteilose mehr Unterstützung vom Land. Er erinnert an das Ende 2023 am Flughafen Leipzig vom Ministerpräsidenten gegebene Versprechen, den besonders vom Fluglärm betroffenen Kommunen bei Infrastrukturprojekten unter die Arme zu greifen.
Ringling verspricht im Rahmen der kommunalen Möglichkeiten, sich für den Neubau des Kraftwerks und, trotz der Schließungsankündigungen von Dow, für eine positive Entwicklung der Chemie am Standort einzusetzen. Zugleich erklärt der 56-Jährige mit Blick auf die Wirtschaft: „Wir müssen uns schon breiter aufstellen.“ Das gelinge derzeit bereits durch die positive Entwicklung des Gewerbegebiets zwischen Lochau und Döllnitz. Im östlichen Teil der Gemeinde spiele ein Mix aus Logistik und Fertigung eine größere Rolle.
Sanierung statt Neubau
Das Gros der Gewerbesteuereinnahmen kommt allerdings vom Kraftwerk und aus der Chemie. Schkopau rechnet künftig von dort mit weniger Geld. Ringling hält auch deshalb einen Prioritätenwechsel bei den Ausgaben für geboten: „Der Neubau muss zurücktreten hinter Sanierung und Erhalt von Gebäuden.“ Zugleich schränkt er ein: Schkopau werde nicht alle Gebäude, die es durch die Gemeindereformen bekommen habe, erhalten können. In Einzelfällen, wie etwa bei der alten Turnhalle Raßnitz, sei ein Verkauf eine Option. Ringling sagt, er stehe zum Ratsbeschluss, an allen zwölf Kitas und Horten festzuhalten: „Man muss sich aber bewusst sein, dass die immer mehr Ressourcen binden.“
Ganz auf Neubau verzichten will der Schkopauer aber nicht. Die Kitabauten in Ermlitz und Lochau soll es geben, auch notwendige Feuerwehrgerätehäuser wie in Lochau sollen gebaut werden. Ringling hat auch den Ruf aus verschiedenen Ortsteilen nach neuen Vereinsheimen vernommen. Die dringende Notwendigkeit für eine neue Begegnungsstätte sieht er aber aktuell nur in Wallendorf: „In anderen Orten werden wir es mittelfristig nicht darstellen können.“
Trotz drohender knapper Kassen will Ringling aber am Budget der Ortsbürgermeister und an den 3.500 Euro Investitionsbudget pro Ortsteil und Jahr festhalten.