Abitur vor 50 Jahren Abitur vor 50 Jahren: Vier suchten und fanden ihr Glück im Westen
Querfurt/MZ. - Mit einem Rundgang durch das Gymnasium Querfurt beginnt am Freitag das Klassentreffen des 51er Abiturjahrganges. Eduard Bütow ist einer dieses Jahrgangs. Er lebt heute in Schwerin. Als er zum Abitur strebte, war sein Heimatort Farnstädt. Er erinnert sich:
Im Jahre 1947 begannen wir an der damaligen Oberschule zu lernen. Für uns 51er, besonders für die Kinder von Flüchtlingen, war der Neuanfang nicht so einfach. Am 1. September 1947 nahmen zwei 9. Klassen mit einer Stärke von jeweils 30 Schülern den Unterricht auf. Ab 10. Klasse wurde für die erfolgreichen Absolventen der 9. Klasse die Schule fortgesetzt. Eine strenge fachliche Auslese ließ nur noch 30 Schüler übrig. Ab September 1948 brachte die Einrichtung des Wohnheimes der Schule, betreut von Frau Stichling, eine große Erleichterung für die Schüler aus dem Kreisgebiet, da die täglichen Fahrten entfielen und daher mehr Zeit zum Lernen zur Verfügung stand.
Da die strenge Auslese fortgeführt wurde, blieben in der 12. Klasse nur elf Schüler übrig, zu denen noch je ein Schüler aus Eisleben und Mücheln kam. Zur Abschlussprüfung wurden alle 13 zugelassen. Sie bestanden die Reifeprüfung mit Erfolg. Darunter waren auch drei aus der Förderklasse. Unser Klassenprimus war Dietrich Weick. Er machte das Abitur mit dem Prädikat "ausgezeichnet". Die glücklichen 13 waren Irene Förster, Waltraud Kneiding, Gertrud Schumacher, Dieter Prenz, Günter Kappes, Günter Froböse und Dietrich Weick aus Querfurt, Roland Schöpf aus Oberschmon, Eduard Bütow aus Farnstädt, Horst Pakendorf aus Döcklitz, Hans-J. Ackermann und Siegfried Senft aus Schraplau und Albert Baumgärtner aus Mücheln.
1951 erlebten wir noch gemeinsam die 3. Weltfestspiele in Berlin. Trotz Verbot nutzten wir die Gelegenheit, nach Westberlin und zur Autoausstellung am Funkturm zu gehen. Da die Grenzen damals noch offen waren, gingen Waltraud Kneiding, Dietrich Weick, Horst Pakendorf und Albert Baumgärtner nach dem Westen und fanden dort ihr Glück.
25 Jahre nach dem Abi gab es das erste Klassentreffen bei Dieter Prenz in Querfurt. Die drei Mädchen waren noch immer hübsch, nur etwas älter geworden. Manche Herren waren schon ergraut und hatten auch an Gewicht zugelegt. Man musste schon zweimal hinsehen, um sie nach 25 Jahren wiederzuerkennen. Auch die "Westler" waren gekommen. Waltraud aus Flensburg, Albert aus Hamburg und Dietrich aus Westberlin. Horst Pakendorf fehlte. Er war leider im Alter von nur 40 Jahren verstorben. Dietrich hatte nur ein tagesvisum und musste um 24 Uhr die DDR verlassen haben. Da er erst um 23 Uhr losfuhr, war das kaum zu schaffen. Wir stellten fest, dass wir alle, dank unserer guten Ausbildung und eines abgeschlossenen Hochschulstudiums, eine sichere Existenz hatten. Fünf wurden Lehrer, drei Mediziner, zwei Diplomwirtschaftler, einer Apotheker und einer Jurist.
Danach trafen wir uns regelmäßig. An diesem Wochenende zum 25. Mal. Schließlich feiern wir auch "Goldenes Abitur".