1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Merseburg
  6. >
  7. 2. Weltkrieg in Merseburg: 2. Weltkrieg in Merseburg: 540 Kerzen werden entzündet

2. Weltkrieg in Merseburg 2. Weltkrieg in Merseburg: 540 Kerzen werden entzündet

Von Uljana Wuttig-Vogler 13.11.2014, 20:03
Ein Blick auf den Merseburger Markt.
Ein Blick auf den Merseburger Markt. Privat Lizenz

Merseburg - „Der 6. Dezember 1944 dürfte wohl zu den schrecklichsten Tagen gehören, die Merseburg je erlebt hat. Ich jedenfalls habe damals die bisher furchtbarste Stunde meines 63-jährigen Lebens durchgemacht. Da ich in Kollenbey auf kurze Zeit in der Schule zu vertreten hatte, befand ich mich auf dem Heimwege, als der Vollalarm einsetzte, gerade an der großen Saale- und Flutbrücke zwischen Schkopau und Ammendorf. Unter letzterer habe ich, zusammen mit etwa fünf Arbeitern, den Angriff abgewartet, der über Schkopau, Buna, und, wie ich später erfuhr auch über Merseburg hereinbrach.“ Diese Erinnerungen stammen von Karl Gutbier, der in Merseburg Lehrer und Heimatforscher war.

Glocken läuten 11.40 Uhr

„Der 6. Dezember steht für die zwei schlimmsten Bombenangriffe auf Merseburg im Jahr 1944“, sagt Merseburgs Oberbürgermeister Jens Bühligen (CDU). Um der Opfer zu gedenken, findet am 6. Dezember - 70 Jahre später - auf dem Merseburger Markt eine Gedenkveranstaltung unter dem Motto „Nie wieder Krieg“ statt. Sie ist eine Initiative der Stadt Merseburg in enger Zusammenarbeit mit den Kirchen, dem Mehrgenerationenhaus, der Geschichtswerkstatt, dem Altstadtverein und Bürgern der Stadt. Die Veranstaltung beginnt um 10.30 Uhr. Dann wird ein riesiges Plakat an der Rückseite der Mauer von Markt 1 angebracht, das das Neue Rathaus zeigen wird, das dort einmal stand, aber am 6. Dezember zerstört wurde, sagt Bühligen. Um 11.40 Uhr - zu der Zeit des ersten Bombenabwurfs - werden die Glocken des Domes, der Kirche St. Norbert und der Stadtkirche zwei Minuten lang läuten, um die Erinnerungen an diesen Tag wachzuhalten.

Während des Zweiten Weltkrieges wurden 9 769 Bomben auf Merseburg abgeworfen. 540 Menschen verloren ihr Leben, 704 Menschen wurden verletzt, 13 469 obdachlos und 9 575 Häuser ganz oder teilweise zerstört.

Ein Licht für jedes Opfer

Während der Gedenkveranstaltung, die OB Bühligen eröffnet, wird für jedes Opfer ein Licht angezündet. Die Worte des Gedenkens, der Trauer und der Mahnung werden die Pfarrer Daniel Rudloff und Martin Eberle sprechen. Im Anschluss an die Veranstaltung, auf der verschiedene Gedenkansprachen gehalten werden, wird mit einer Gedenkminute und einer Kranzniederlegung auf dem nahe gelegenen Stadtfriedhof St. Maximi der Opfer gedacht. Alle Merseburger sind dazu aufgerufen, an der Veranstaltung teilzunehmen.

Bereits im Vorfeld wird ab dem 2. Dezember bis zum 14. Dezember in der Stadtkirche eine Ausstellung gezeigt, die den Titel „Aus Merseburgs schwerer Zeit“ trägt und Aquarelle von Franz Wagner zeigt. Wagner hatte Ansichten der Stadt nach den schweren Bombenangriffen 1944/45 gemalt. Da er die Realität akribisch genau abbildete, sind diese Bilder wichtige Zeitzeugnisse - es existieren nur wenige Fotos aus jenen Jahren. Einen Bildervortrag - ebenfalls mit dem Titel „Aus Merseburgs schwerster Zeit “ hält der Heimatforscher Werner Wolff dann am Mittwoch, 3. Dezember, 16 Uhr, im Haus II des Domgymnasiums am Domplatz.(mz)