Zeitzeugen erinnern sich an Luftangriff auf die Junkerswerke Zeitzeugen erinnern sich an Luftangriff auf die Junkerswerke: Spurensuche in Piethen und Dessau

Piethen/Dessau - „Ich hätte nie geglaubt, dass ich hier noch Zeitzeugen treffe, die den Absturz der Boeing 17 mit eigenen Augen gesehen haben“, zeigte sich der Amerikaner Jerry Beto am Montag bei einem Besuch im Landkreis Anhalt-Bitterfeld sehr bewegt. Entsprechend herzlich verlief das Treffen zwischen dem Besucher aus Idaho und den heute 83 und 84 Jahre alten Augenzeugen, Manfred Schreiber aus Gröbzig und Heinz Renneberg aus Piethen.
In der Boeing, die am 30. Mai 1944 bei einem amerikanischen Luftangriff auf die Dessauer Junkerswerke kampfunfähig geschossen wurde und schließlich auf einem Acker bei Piethen im Südlichen Anhalt abstürzte, saß der Onkel von Jerry Beto, der Pilot Merrill O. Burton. Er und drei weitere Mitglieder der neunköpfigen Crew überlebten den Absturz nicht. Drei Offiziere und ein Sergeant, darunter Burton, wurden im Mai 1944 auf dem Piethener Friedhof bestattet. Später wurden sie in ihre Heimat überführt.
Schon einmal hatte die Mitteldeutsche Zeitung zum Schicksal der Crew recherchiert. 1993 meldete sich einer der Überlebenden, der Heckschütze Robert Hittel, bei der MZ, die damals ausführlich über dessen Schicksal berichtete.
Seit über acht Jahren stellt Beto Nachforschungen zu den Umständen des Flugzeugabsturzes an. Dabei erfuhr er auch von dem MZ-Artikel aus dem Jahre 1993 und nahm Kontakt zu der Autorin auf.
Auch Technikmuseum „Hugo Junkers“ in Dessau wurde besucht
Im Frühjahr 2014 kündigte Beto seinen Besuch in Köthen an. Noch einmal recherchierte die MZ daraufhin zu diesem Thema und stieß dabei auf die beiden Zeitzeugen aus Piethen und Gröbzig, die sich am Montag zusammen mit weiteren historisch Interessierten mit Jerry Beto trafen und ihn sowohl zur Absturzstelle der Boeing, als auch zum Piethener Friedhof führten. Weitere Station war am Montagnachmittag ein Besuch im Technikmuseum „Hugo Junkers“ in Dessau. Kurzfristig hatte Geschäftsführer Gerd Fucke eine Sonderführung für den MZ-Gast ermöglicht. Der Amerikaner war sehr beeindruckt, als der stellvertretende Vereinsvorsitzende Klaus Lehr, der die Führung in englischer Sprache durchführte, sich als Enkel des ehemaligen Junkers-Ingenieurs Franz Griebsch vorstellte. Und auch davon, dass er im Museum eine original JU 52 zu sehen bekam, die er bisher nur aus Filmen kannte. (mz)