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Wärmestau im Schornsteinkopf

Von Raimund Leonhardt 05.03.2007, 18:02

Köthen/MZ. - Es qualmte ordentlich, was aufmerksame Anwohner bemerkten und um 10.20 Uhr die Köthener Feuerwache alarmierten. Die Wehr rückte um 10.23 Uhr mit acht Kameraden, einem Tanklöschfahrzeug und dem Wagen mit der Drehleiter aus. Gleichzeitig kamen von Merzien vier Kameraden der dortigen Wehr mit ihrem Fahrzeug zur Unterstützung. Den Einsatz leitete Brandmeister Rüdiger Galander, der stellvertretender Stadtwehrleiter ist.

Flammen züngelten

Vor Ort fuhren die Wehrmänner die Drehleiter aus und versuchten in das Haus zu kommen, welches verschlossen war. Der Eigentümer befand sich außerhalb. Die Wehrleute konnten dessen Sohn telefonisch erreichen, der aber nicht so schnell vor Ort sein konnte. Die Feuerwehr sah sich gezwungen, eine Außentür zum Boden, die über eine separate Treppe am Haus zu erreichen war, aufzubrechen.

Von der Leiter aus ließ sich der Brand gut und wirksam mit Wasser bekämpfen. Galander schildert, dass seitlich aus dem Schornstein bereits Flammen züngelten, die drohten auf den Dachstuhl überzugreifen. Deshalb war es auch erforderlich, sofort in das Haus zu gelangen, um die dortigen Brandausdehnung festzustellen.

Wie Galander und der ebenfalls vor Ort handelnde Bezirksschornsteinfegermeister Günter Zimmermann sehr sicher vermuten, war der Auslöser des Brandes Stauwärme, die sich direkt am Schornsteinkopf, zwischen einer kupfernen Abdeckung des Schornsteines und einem darunter befindlichen Brett gebildet hatte. "Der Schornstein selbst war eisekalt" teilt Zimmermann einen dem Laien zunächst unverständlichen Fakt mit. Der Schornsteinfegermeister kann das aufklären: Der Hauseigentümer hatte seinen Kamin mit Holz beheizt. Bei diesem Brennmaterial zieht die Wärme sehr schnell nach oben, was das im Inneren des Schornsteines befindliche Edelstahlrohr zum Erhitzen gebracht hatte. Zimmermann spricht von einem Wärmestau, den es im Kopf des Schornsteines gegeben hat.

Die Luft zischen Kupferabdeckung und Holz hatte sich dann so aufgeheizt, dass die Zündtemperatur des Holzes erreicht war und es zu schwelen und dann zu brennen begann. "Holz in diesem Bereich ist absolut gefährlich", sagt Zimmermann. Der Schornstein war nach der Wende mit dem Holz verkleidet worden, an das die Dachdecker dann Schieferschindeln genagelt, bzw. das Kupfer aufgesetzt hatten.

"Heute würden wir so etwas nie genehmigen", sagt der Schornsteinfeger. Aber damals sei vieles auch etwas fahrlässig installiert worden, was heute von Außen nicht erkannt werden kann. "Wir haben keine Röntgenaugen", stellt Zimmermann klar.

Viel mit Holz geheizt

Der Bezirksschornsteinfeger sperrte nach dem Brand den Kamin und auch die Ölheizanlage des Hauses. "Das Brennwertheizungssystem ist zerstört und muss repariert, eventuell sogar mit viel Aufwand erneuert werden." Vor allem ein Kunststoffrohr der Anlage sei geschmolzen. Im Bereich des Daches sind Spannbänder verzogen. Außerdem gibt es beschädigte Ziegel und Dachrinnen. Ebenfalls Schaden entstand durch die große Hitze an einigen der oberen Betonringe des Schornsteines.

Jetzt, wo Öl und Erdgas immer teurer werden, sehr viel mit Holz geheizt wird, sei die Gefahr solcher Brände im Kopfbereich eines Schornsteines da, wenn dieser, wie im Fall Geuzer Straße, auch mit Holz umbaut wurde, um Schindeln oder andere Außenteile zu befestigen. Wer jetzt alternativ mit Holz oder Kohle heize, sollte den Schornstein überprüfen lassen, rät der Schornsteinfeger. Mit Öl- oder Gasbefeuerung wäre nach Einschätzung des Experten hingegen nichts passiert. Dort bleibe die Wärme unten, wo sie auch hin gehöre, was das kalte Mauerwerk des Schornsteines beweise, obwohl die Heizung in Betrieb war.

Die Feuerwehr, sagt Einsatzleiter Galander, "hat mit dem Löschwasser keine Schäden verursacht". Wasser sei nicht in die Wohnräume eingedrungen.

Bereits vor 14 Tagen brannte in der Geuzer Straße 16 ein Haus. Hier, so erklärt der Bezirksschornsteinfeger, sei das Loch für das Ofenrohr an einem älteren Schornstein einfach verschlossen und mit Tapete überdeckt worden, ohne zu beachten, dass sich in diesem Bereich auch ein Holzbalken befand.