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Vor 1 035 Jahren hieß Edderitz Ezeri

Von Wladimir Kleschtschow 06.07.2008, 18:04

Edderitz/MZ. - Edderitz mit seinen 1 270 Einwohnern ist alles andere als ein kleines Dorf. Das zeigte sich am Sonnabend während eines Festumzuges vom Startplatz am nordöstlichen Ortsrand zum Festplatz am entgegengesetzten Ende. Gut 40 Minuten brauchte die Kolonne, die keinen direkten Weg nahm, sondern sich durch mehrere Nebenstraßen zur Freunde der Anwohner bewegte. "Dabei war das Tempo doch zügig, und wir haben nicht einmal alle Straßen einbezogen", so Günter Zotke vom Heimatverein.

Der farbenfrohe Festumzug demonstrierte einen Querschnitt des Gemeindelebens. So präsentierten sich neben der örtlichen Feuerwehr Vertreter des örtlichen Jägerrings und des Anglervereins. Sportler des SV Edderitz 1921 waren ebenso zu sehen wie die Frauen vom Handarbeitszirkel, die ihre traditionellen Kleider anhatten. Mitten drin war der Nachwuchs: Mädchen und Jungen der Kindertagesstätte und der Grundschule. Selbst einige Senioren, die schlecht zu Fuß sind, waren dabei: in einem Großtaxi.

"Auch die Unternehmen aus unserem Dorf beteiligen sich aktiv am Fest", lobte die Bürgermeisterin Annelie Fiedler. "So gestaltete Heiko Schüler, Inhaber einer Werbefirma, unsere Plakate. Mit dabei sind Vertreter vom Hof Pfaffendorf."

Die Edderitzer sind stolz auf ihre über 1000-jährige Geschichte und erforschen sie auch fleißig. Darüber berichteten Annelie Fiedler, Günter Zotke und Gemeinderätin Ingrid Maretzky. Urkundlich erwähnt wurde Edderitz im Jahre 973 als Ezeri. Ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte des Dorfes war der Abbau von Braunkohle, der hier zwischen 1936 und 1956 betrieben wurde. Da das Dorf auf der Braunkohle stand, wurde es um einige hundert Meter auf seinen heutigen Standort verlegt.

Dort, wo das Dorf einst stand, befindet sich heute der See, durch den Edderitz mit Hilfe von Fördergeldern zu einem regional bekannten Badeort wurde. Hier hat auch der Tauchclub "Hurrican" seinen Sitz. Club-Mitarbeiter waren auf dem Festgelände mit einem Stand vertreten. "Der See hat ein sehr klares Wasser und ist bis zu 40 Meter tief", so Detlef Grill. "Dort unten kommt kaum ein Sonnenstrahl durch, es ist dort schwarz wie die Nacht. Im See kann man sogar eine Tauchlehrer-Ausbildung machen."

Im Rahmen des Festes fand im Saal der Gaststätte "Zur Linde" ein Lichtbildvortrag statt, bei dem es um Alt-Edderitz - also den Ort vor dem Kohle-Abbau, ging. Bilder dafür wurden unter anderen von alteingesessenen Edderitzern zur Verfügung gestellt. "Der Saal war brechend voll", berichtet Ingrid Maretzky. Eine Tradition verbindet Edderitz übrigens mit seiner Bergbau-Vergangenheit: Das Parkfest wird immer am ersten Wochenende im Juli gefeiert, weil an diesem Tag früher immer das Bergarbeiterfest stattfand.

Als der Umzug den Festplatz erreichte, verwandelte sich die eben noch einsame Wiese in einen "Ameisenhaufen". Zu den Anziehungspunkten gehörte neben neuer und historischer Feuerwehrtechnik auch die Gulaschkanone, in der es an diesem Tag eine Erbsensuppe gab. Wem es auf der sonnigen Wiese zu warm wurde, der zog sich in das Festzelt zurück, das in einer schattigen Ecke aufgestellt wurde. Der Auftritt der "Original Saaletaler" am Nachmittag und ein Feuerwerk am Abend waren weitere Programmhöhepunkte.

Freilich war die Festwiese nicht immer so voll wie Samstagmittag, und auch bei der Disko hätten sich die Veranstalter etwas mehr Trubel gewünscht. Das könnte zum Beispiel an der Konkurrenz in Köthen gelegen haben: Dort lief zur selben Zeit das Kuhfest, zu dem auch Edderitzer kamen.