1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Köthen
  6. >
  7. Von Falschmünzern und Gesang

Von Falschmünzern und Gesang

Von Katrin Kuhnt 25.05.2008, 16:29

Radegast/MZ. - In den 40er Jahren gab es bereits den traditionellen Anhalttag in Radegast. Zu DDR-Zeiten wurde dieser dann verboten. "Eine solche Heimatverbundenheit war zu der Zeit nicht erwünscht", erinnerte sich Werner Hellmich, Vorsitzender des Heimat- und Trachtenvereins Radegast / Anhalt, der diese Veranstaltung mit organsierte. Seit 1998 wird der Anhalttag nun wieder auf dem Marktplatz gefeiert.

Lied der Stadt

150 Besucher kamen, um bei Kaffee und Kuchen Gedichte, Vorträge und Lieder über ihr kleines Städtchen und die angrenzenden Regionen zu hören. Teil des Programms sei auch immer das "Radegaster Lied", erklärte Hellmich stolz. Dieses wurde von seiner Schwägerin zu seinem 60. Geburtstag verfasst und von Heimatverein und Chor für würdig empfunden, zum Anhalttag gespielt zu werden.

Mit dem zünftigen Bock-Bier-Anstich durch Bürgermeister Michael Graf galt das Fest offiziell als eröffnet. Im Schatten der großen Friedenseiche, die 1871 dort gepflanzt wurde, genießen Bürgermeister und Einwohner gemeinsam ihren Gerstensaft.

Er selbst empfinde diesen Tag als Bereicherung für die Region und auch wenn er kein geborener Radegaster sei, spüre er diese Heimatverbundenheit. "Unser Ziel ist es, die Identität unserer Stadt und unserer Region zu erhalten", brachte Graf sein Anliegen auf den Punkt.

Ein weiterer Höhepunkt der Veranstaltung sind die Bekanntgabe und der Verkauf der aktuellen Münze aus der Falschmünzerei des Ortes. "In diesem Jahr gibt es den Preußischen Groschen", sagte Gerd Teuchler. Jährlich stelle die Münzerei eine Münze zum Anhalttag her, die dann als Erinnerung erworben werden könne. Passend zur Geschichte der Falschmünzerei des Ortes präsentierte sich Teuchler zum Anhalttag in der Kleidung eines Apothekers des 18. Jahrhunderts.

Freunde wiedersehen

Begeisterter Sammler der Falschmünzen ist auch Rudolf Hansen. Der Rentner besitzt alle bisher erschienen Münzen und sogar einen Fehldruck des ersten Groschens. Gemeinsam mit seiner Schwester besucht er in diesem Jahr den Anhalttag.

"Auch wenn wir nicht mehr hier wohnen, ist dieses Ereignis ein Muss", sagte Hansen. Beide wollten alte Freunde wiedersehen und gemeinsam über Erinnerungen reden. Schade sei nur, dass so wenig Jugend zum Radegaster Fest gekommen sei.

Dieses Problem kennt auch Werner Hellmich. Im letzten Jahr hatte der Verein neun Mitglieder verloren, weil die jungen Leute hier keine Ausbildungsplätze bekamen. "Wir hoffen aber dennoch, dass auch sie wieder zurück in ihre Heimat finden werden."