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Von Bord gegangen Von Bord gegangen: Ute Siems war 18 Jahren auf der Akener Elbfähre unterwegs

Von Sylke Hermann 18.08.2019, 07:00
Ute Siems an ihrem letzten Arbeitstag auf der Akener Fähre. Viele kommen, sie zu verabschieden.
Ute Siems an ihrem letzten Arbeitstag auf der Akener Fähre. Viele kommen, sie zu verabschieden. Ute Nicklisch

Aken - Lange hat sie diesen 15. August verdrängt. Nun ist er da - und Ute Siems geht ein letztes Mal zur Arbeit.

Halb sechs setzt die Akener Fähre das erste Mal über. Mit der 63-Jährigen an Bord, die sich am Morgen für einen dicken Pullover unter der Arbeitsjacke entscheidet. Eine gute Wahl. Der Wind pfeift. Irgendwann fängt es sogar an zu regnen. Der Himmel weint - und sie lacht: „Wir fahren nicht nur bei schönem Wetter.“

Seit 2001 arbeitet Ute Siems auf der Fähre. Bei den Stadtwerken der Elbestadt ist sie schon länger. 1995 wechselt die gelernte Fräserin dorthin und gehört anfangs zu einer Reinigungsfirma, die damals bei den Stadtwerken angesiedelt ist. Als dann irgendwann Leute für den Fährbetrieb gebraucht werden, wechselt sie dorthin.

Viele Menschen sind zum Abschied da, die Ute Siems für den Ruhestand alles Gute wünschen

„Sie hat das nie bereut“, weiß ihr Mann, Wolfgang Siems. Er begleitet seine Frau an diesem Vormittag auf der Fähre, ist aber nicht allein. Da ist zum Beispiel Werner Rösner, ein Freund der Familie, der trotz Regen tapfer ausharrt und das mit großen Buchstaben beschriebene Bettlaken hoch hält. Ein Abschiedsgeschenk.

Obwohl alle wissen, dass Ute Siems es gern gesehen hätte, wenn sie nahezu unbeobachtet und leise von Bord gegangen wäre. Nun sind viele Menschen da, die ihr für den Ruhestand alles Gute wünschen. Ein paar Freunde, frühere Kolleginnen, die wie sie auf der Fähre gearbeitet haben, und viele Mitarbeiter der Stadtwerke.

Freundliche Worte gibt es auch von vielen Passagieren

Freundliche Worte gibt es auch von vielen Passagieren. „Ich habe meine Arbeit immer gerne gemacht“, erzählt sie. Sie liebt den Kontakt zu den Fahrgästen, unterhält sich mit ihnen, hört zu. Und sie genießt es, die Natur zu beobachten, die jeden Tag anders gewesen sei. Sieben Tage in der Woche zu arbeiten und dann noch in Schichten - „daran gewöhnt man sich“, versichert sie und stellt irgendwann am späten Vormittag fest, als immer mehr Menschen kommen, um sie zu verabschieden: „Heute Morgen ging’s mir noch gut. Aber jetzt wird’s langsam komisch.“

„Freie Fahrt ins Rentnerleben“ steht auf dem Bettlaken, das ihr Mann und die Freunde gestaltet haben. „Wir wollten diesen letzten Tag zu einem besonderen machen“, berichtet Wolfgang Siems, der seit drei Jahren schon zu Hause ist und sich nun freut, die Zeit gemeinsam mit seiner Frau verbringen zu können. (mz)