Von altem Inventar nichts geblieben
KÖTHEN/MZ. - Stück für Stück an Holz und Mobiliar schleppten sie aus dem alten Gebäude, Eimer für Eimer mit Schutt und Dreck. Mit Technik war nichts zu machen, alles musste per Handarbeit geschafft werden. Über Stunden trugen sie auch Mundschutz, denn zum Teil staubte es gewaltig in dem seit langem unberührten Haus. Vier große Container füllten sie bereits mit den alten Hinterlassenschaften. Jetzt sind sie weitgehend durch, die letzte Etappe besteht darin, den Keller zu beräumen.
Und hin und wieder dürften sie auch gestaunt haben, was noch so alles zum Vorschein gekommen ist. Batterieweise leere Flaschen, in denen sich früher beispielsweise "Hohnsteiner Trinkbranntwein" (EVP 15 M) vom VEB Nordbrand Nordhausen befand. Oder zerknautschte Bier- und Cola-Büchsen, die aus der Zeit nach 1990 stammen und die wohl von denjenigen hinterlassen wurden, die hier mal Unterschlupf gesucht haben.
Manches der Zimmer verrät auch etwas von den Vorlieben eines früheren Bewohners. So befindet sich in einem Raum eine dekorierte Wand mit roter Sonne, auf der die Umrissen des Inselreiches Japan schwarz aufgemalt wurden, dazu noch japanische Schriftzüge. Vermutlich lebte hier mal ein Fan dieses fernen Landes. Während das herausgeräumte Mobiliar bestenfalls noch zum Verfeuern dienen könnte, scheint der stattliche Kachelofen, der im ersten Stock in der großen Stube steht, noch gut in Schuss zu sein, jedenfalls rein optisch. Von der Decke des Raumes blättert allerdings die Farbe herunter. Möglicherweise trug sie früher mal eine Stuckverzierung. Das freilich kann man nur noch erahnen.
Sensationelle Funde traten bei der Beräumung nicht zutage. Mancher hatte sich erhofft, noch einige Hinterlassenschaften der alten Apothekeneinrichtung zu finden. Auch Monika Heiduczek, die Geschäftsführerin der Wohnungsgesellschaft Köthen (WGK), gehörte dazu. "Ich hatte die Vorstellung, dass von der alten Apotheke noch etwas da ist, wenigstens ein paar der Schubkästen", sagte sie in einem MZ-Gespräch. Doch als sie sich das erste Mal das Haus ansah, machte sich Ernüchterung breit. Von der Apothekeneinrichtung war nichts mehr zu sehen.
Über den Gesamtzustand des Gebäudes war die Geschäftsführerin erschrocken. "Es ist teilweise baufällig. Und Experten haben so ziemlich alle Holzschädlinge gefunden, die man in einem Haus finden kann und die die Substanz kaputt machen", sagte sie. Wie man nun mit der Alten Apotheke umgeht, ist im Detail noch nicht geklärt. Unter wirtschaftlichen Aspekten scheint eine Sanierung kaum bezahlbar. Abriss und Neubebauung wären aus Sicht der Wohnungsgesellschaft der bessere Weg. Eine Auffassung, die auch Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander, zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der WGK, teilt. Dabei könnten Teile der Fassade abgebaut und in den Neubau wieder integriert werden. "Diese Einzelheiten müssen wir mit der Denkmalschutzbehörde klären. Wir hoffen, bis Ende April eine Aussage zu bekommen", sagte Monika Heiduczek.