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Viele für Ausbildung oder Job fit gemacht

Von CLAUS BLUMSTENGEL 12.04.2010, 16:37

KÖTHEN/MZ. - Zu einer Koordinierungskonferenz trafen sich kürzlich Vertreter des Landkreises, der Arge Anhalt-Bitterfeld sowie der am Projekt "Jobstart Plus" in der Köthener Martinskirche beteiligten Bildungsträger bzw. Beschäftigungsgesellschaften BVIK gGmbH, Köbeg, DAA GmbH, der Europaschulen Dessau / Aken, der FAW GmbH sowie der Stiftung Evangelische Jugendhilfe St. Johannis. Mit Hilfe des vom Europäischen Sozialfonds geförderten Programms "Jobstart Plus" werden in der Martinskirche seit 2006 Langzeitarbeitslose bei der Sanierung des der Stadt Köthen gehörenden Gebäudes eingesetzt und mit verschiedenen handwerklichen Tätigkeiten vertraut gemacht. Ziel des Einsatzes ist ihre Vermittlung in reguläre Arbeit oder in Ausbildung. Die Martinskirche soll zu einem "Jugend- und Eventcenter" ausgebaut werden.

Die Förderung endet im November 2010. Ein gutes Stück Arbeit ist dann bereits erledigt einschließlich des "internationalen Klassenzimmers" und des Studentenkellers, die beide Anfang Mai während der Europawoche eingeweiht werden. Doch wie Dr. Ulrich Heller, Geschäftsführer der BVIK gGmbH (Bilden, Vermitteln, Integrieren, kommunale Dienstleistungen) auf der Zusammenkunft feststellte, bliebe auch danach noch viel zu tun. So stehe die Sanierung des Turmes noch aus, die Außenanlagen wolle man gestalten und die Verfugung des großen Gebäudes vollenden. Auch haben Heller und seine Mitstreiter die Vision eines "erlebnispädagogischen Experimentierzentrums" in der Martinskirche, in dem Kinder und Jugendliche mit naturwissenschaftlichen Phänomenen vertraut gemacht werden. Hellers Frage, ob die Kooperationspartner bei einer Weiterführung des Projekts in der Martinskirche über den November hinaus weiter mit im Boot sitzen würden, traf auf einhellige Zustimmung. Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander (SPD) hatte bereits im Vorfeld das Interesse der Stadt an einer Weiterführung bekundet.

Das Praktikum auf der Baustelle Martinskirche erhöhe die Vermittlungschancen, argumentierte Herta Holz von der Köthener Beschäftigungs- und Arbeitsförderungsgesellschaft (Köbeg). Allein mit ihren Zensuren hätten sie keine Chance, einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz zu finden, aber während des Praktikums könnten die Langzeitarbeitslosen ihre Fähigkeiten entwickeln. So konnten seit 2006 arbeitslose Jugendliche auf Ausbildungsplätze zum Beispiel in einen Supermarkt in Weißandt-Gölzau, in drei Autohäuser und in die Köthener Fleisch- und Wurstwaren GmbH vermittelt werden. Heller wies aber auch darauf hin, dass unter 25-jährige wegen des Geburtenrückgangs zwar durchaus Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben, dass sich ältere Arbeitslose

aber zurzeit kaum noch aus solchen Fördermaßnahmen in Arbeit vermitteln lassen. Größere Chancen, so die Erfahrung der Bildungsträger, haben Bewerber mit Schulabschluss und Führerschein. Für geeignete Teilnehmer der Maßnahme werde deshalb der Erwerb des Führerscheins gefördert. "Wir wollen weitermachen", bekundete der Leiter der Euroschulen Dessau / Aken, Hartmut Heine, das Interesse der Bildungseinrichtung. Es sei einfach toll, in Unternehmen ehemalige Teilnehmer bei der Arbeit zu sehen, äußerte er. Auch Sozialpädagogin Sabine Huhn von der Stiftung evangelische Jugendhilfe St. Johannis, die sich um persönliche Probleme der Teilnehmer kümmert, würde eine Weiterführung begrüßen. Die Maßnahme "Martinskirche" habe sich bei den Betroffenen herumgesprochen und finde in der Öffentlichkeit eine breite Akzeptanz, stellte Ronald Maaß von der Köbeg fest. "Wir sollten das zu Ende führen", sagte er.

"Die Zahlen sprechen für sich, man sieht, was seit 2006 hier passiert ist, ich ziehe den Hut vor den Teilnehmern und ihren Betreuern", sagte Bernd Drescher von der Arge Anhalt-Bitterfeld, auf deren Initiative das Projekt "Jugend- und Eventcenter Martinskirche" zurückgeht. "Hier wurde etwas Nachhaltiges geschaffen", pflichtete ihm Kollege Uwe Knauf, Fallmanager bei der Arge, bei und fügte hinzu: "Es wäre töricht, auf Dreivierteln des Weges aufzuhören. Wir werden uns dafür einsetzen, dass das Projekt zu Ende geführt wird." Knauf und Drescher wiesen aber auch auf die schwierige Haushaltslage der Arge hin. Deshalb könne man jetzt noch keine Aussage treffen.