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Vernässung rund um Libehna Vernässung rund um Libehna: Wasser in der Untertasse

Von Ute Hartling-Lieblang 10.01.2014, 18:50
25 Meter tief wird die erste Messstelle für das Grundwasser gebohrt.
25 Meter tief wird die erste Messstelle für das Grundwasser gebohrt. Heiko Rebsch Lizenz

Libehna/MZ - Die Spuren der Vernässung sind rund um Libehna seit Jahren sichtbar. Viele große Pfützen haben sich seit dem Hochwasser 2010/2011 gebildet und prägen seither das Bild der Äcker rings um den Ort, in dessen Mitte auch der Teich über die Ufer getreten ist. Bürger klagen seither über nasse Keller. In der Stadt Südliches Anhalt, zu der der Ort gehört, ist man nicht untätig gewesen, auch wenn sich mancher Libehnaer gewünscht hätte, das Problem wäre längst Geschichte.

Ortslage liegt in einer Art Trichter

Die Ortslage liegt in einer Art Trichter, man könne sich das wie eine Untertasse vorstellen, in der sich ständig Wasser sammelt, beschreibt Bernd Hauschild, Fachbereichsleiter Bau- und Ordnungsverwaltung der Stadt, die Situation. Am Freitag war er mit Sachbearbeiterin Vera Klemme und Vertretern der Firma Benndorfer Brunnen- und Spezialtiefbau GmbH und Co. KG vor Ort, um Nägeln mit Köpfen zu machen. Die Brunnen- und Tiefbauer Nico Repp und Wolfgang Robitzsch haben am Vormittag damit begonnen, eine 25 Meter tiefe Kontrollbohrung vor dem Dorfgemeinschaftshaus im Eichenweg vorzunehmen.

Was es damit auf sich hat, erklärt der Fachbereichsleiter anhand der Planungsunterlagen der Firma Gicon GmbH Berlin. Das Ganze gehe auf eine Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2013 zurück, die mit dem Ziel erstellt wurde, das Wasserproblem in Libehna in den Griff zu bekommen, sagt Hauschild.

Anhand eines digitalen Geländemodells wurde damals festgestellt, dass der Schichtenaufbau des Bodens in Libehna stark variiert. Das Modell lässt auf neun unterschiedliche Bodenschichten schließen. So befindet sich z. B. in einer Tiefe zwischen zwei und zwölf Metern eine bis zu zehn Meter starke wasserundurchlässige Lehmschicht. In etwa 65 bis 75 Meter wird eine Kohleschicht vermutet. Der genaue Aufbau des Bodens in Libehna soll nun im Zuge der Brunnenbohrung untersucht werden, so Hauschild. Für diesen Zweck verfügt das Trockenbohrgerät der Benndorfer Firma über sogenannte Liner, mit denen Bodenproben entnommen und später geologisch ausgewertet werden können.

Am selben Standort soll kurz darauf ein zweiter Brunnen gebohrt werden, der dazu dient, das anfallende Wasser abzupumpen. Auf diese Weise wollen sich die Verantwortlichen ein Bild davon machen, mit welcher Intensität das Grundwasser in Libehna nach oben drückt. Dass die Vernässung eine Folge des großräumigen Grundwasseranstiegs ist und durch Mängel an den Entwässerungsgräben verstärkt wird, also nicht die Folge von Niederschlagswasser ist, davon gehen die Planer von Gicon aus. Aufgrund der Senkenlage in Libehna drücke das Grundwasser an die Oberfläche, hinzu kommt, dass Niederschlagswasser nicht versickern kann, erklären sie. „Doch bevor wir eine Menge Geld in die Hand nehmen, um das Problem - eventuell durch eine dauerhafte Pumplösung - anzupacken“, müsse es noch genauer untersucht werden, begründet Hauschild die Bohrungen. Das geschieht mit Unterstützung durch das Landesamt für Altlastenfreistellung, das dafür Mittel in Höhe von 14 500 Euro zur Verfügung stellt. Insgesamt soll die Maßnahme 37 400 Euro kosten.

600 Meter langes Rohrsystem

Das Wasser, das aus dem zweiten der beiden gebohrten Brunnen gepumpt wird, soll über ein 600 Meter langes Rohrsystem am Ortsrand entlang über die Äcker in Richtung Ziethe gepumpt werden, erläutert Hauschild weiter. Der entsprechende Antrag sei bei der Unteren Wasserbehörde gestellt. „Wir müssen natürlich aufpassen, dass wir damit keinen Jojo-Effekt erzeugen“, sagt der Fachbereichsleiter. Und es dürfe keine Nachteile für andere Anlieger der Ziethe geben, betont er. Kontrolliert werden soll der Pumpvorgang daher auch durch sogenannte Datenlogger, die in weiteren Messstationen eingesetzt werden. Dabei handelt es sich um insgesamt acht Hausbrunnen im Ort (siehe „Pumpversuch“). So kann in Abhängigkeit vom Pumpvorgang genau berechnet werden, wie viel Wasser tatsächlich nach oben drückt. „Wir sind aber der Meinung, dass infolge von Trichterlage und der Bodenstruktur die Entwässerung schon jetzt in Richtung Ziethe erfolgt“, so Hauschild. Mit ersten Ergebnissen wird, abhängig vom Wetter, im Frühjahr gerechnet.

Wolfgang Robitzsch und Nico Repp von der Firma Benndorfer Brunnen- und Spezialtiefbau beim Einrichten der Bohrvorrichtung in Libehna.
Wolfgang Robitzsch und Nico Repp von der Firma Benndorfer Brunnen- und Spezialtiefbau beim Einrichten der Bohrvorrichtung in Libehna.
Heiko Rebsch Lizenz