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Verkehr, Lärmbelästigung, Chemikalien Verkehr, Lärmbelästigung, Chemikalien: Arensdorfer üben Druck auf Bördegarten aus

Von Matthias Bartl 10.11.2017, 10:24
Anfang November nahmen 60 Einwohner an einer au­ßer­or­dent­li­chen Ort­schafts­rats­sit­zung in Arensdorf teil, bei der auch eine Bür­ger­in­itia­tive gegründet wurde. (Archivfoto)
Anfang November nahmen 60 Einwohner an einer au­ßer­or­dent­li­chen Ort­schafts­rats­sit­zung in Arensdorf teil, bei der auch eine Bür­ger­in­itia­tive gegründet wurde. (Archivfoto) Heiko Rebsch

Arensdorf - Danilo Mehl hatte sich gut präpariert für seinen Auftritt im Ortschaftsrat von Arensdorf. Der Mann aus der frisch gegründeten Bürgerinitiative stellt gleich zu Beginn seines Vortrags in der Einwohnerfragestunde fest: „Wir sind keine Bürgerinitiative gegen einen Bauern, sondern für ein Dorf.“

Neue Bürgerinitiative skizziert ihre Arbeit

Damit hatte Mehl zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: zum einen die grobe Richtung der BI-Arbeit skizziert, zum anderen eine summarische Antwort auf einen in der MZ veröffentlichten Brief des Geschäftsführers des Kreisbauernverbandes zu den Problemen in Arensdorf gegeben.

Probleme, die man im Unternehmen Bördegarten selbst, das auch am Mittwochabend wieder unter Dauerfeuer stand, womöglich etwas anders sieht als der Verbandsfunktionär.

Im Unterschied zur ersten Ortschaftsratssitzung vor etwa einer Woche, als die Probleme so richtig hochgekocht waren und zur Gründung der Bürgerinitiative geführt hatten, waren diesmal Vertreter des Unternehmens und der Stadt anwesend - also der Institutionen, an die sich die Kritik, wenn auch in Abstufungen, gerichtet hatte (die MZ berichtete).

Claus Möllmann: „Ich habe hier sowieso keine Chance“

Claus Möllmann, Betriebsleiter von Wimex in Baasdorf und damit auch für die Wimex-Tochter Bördegarten in der Verantwortung, hatte erwartungsgemäß einen schweren Stand. „Ich habe hier sowieso keine Chance“, sagt Möllmann gleich zweimal - was freilich nicht so recht stimmte, denn Möllmann hatte durchaus die Chance, vor seinen aufgebrachten Dorfnachbarn seinen Standpunkt darzulegen.

Die ihm zumindest in einer Wertung zustimmten: „Da ist eine Menge schiefgegangen. Die Sache ist richtig vor die Wand gefahren.“ Für Bördegarten geht es um Schadensbegrenzung hinsichtlich des öffentlichen Ansehens - Möllmann will nun einen Dialog darüber, „was wir können und was nicht“. Es werde auch Grenzen geben, sagt der Wimex-Betriebsleiter vorsorglich.

Bürgerinitiative legt einen Forderungskatalog vor

Zu tun gibt es eindeutig vieles und die Arensdorfer Bürgerinitiativler haben die Arbeits-Agenda in einem Forderungskatalog niedergelegt. Erstens geht es um die starke Reduzierung der Verschmutzung, wobei es nicht nur um den Ackerdreck auf Arensdorfer Straßen geht, sondern auch um die Bereitstellung von Sanitäranlagen für die Feldarbeiter.

Zweitens wird die Wiederherstellung der Feldwege und deren Pflege gefordert. Auch hier spielt die Reinhaltung ein wichtige Rolle - nicht zuletzt im Zusammenhang mit den fehlenden Dixie-Toiletten.

Arensdorfer wollen Minderung des Verkehrsaufkommens

Drittens wollen die Arensdorfer eine Minderung des Verkehrsaufkommens und eine Erhöhung der Verkehrssicherheit. Zulässige Geschwindigkeiten sollen eingehalten werden, eine Regelung von Sonntags-, Feiertags- Nacht- und Frühfahrzeiten soll her und anderes mehr.

Viertes Thema: die Reduzierung der Lärmbelästigung vor allem in der Nacht, hervorgerufen durch quietschende Förderbänder, klappernde Gabelstapler, Kühlaggregate der Lkw.

Fünftens ist eine höhere Transparenz der ansässigen Unternehmen gegenüber den Einwohner erwünscht. Die Arensdorfer wollen Auskünfte über Art und Menge der eingesetzten Schädlingsbekämpfungsmittel und eine Überwachung der Grundwasserqualität.

Polizei, Ordnungsamt und Umweltamt sollen Kontrollen durchführen

Sechstens und letztens geht es um die Kontrolle der genannten Punkte durch die zuständigen Behörden wie Polizei, Ordnungsamt und Umweltamt.

Mit den Punkten 1 und 4 will sich ein jetzt ins Leben gerufener Arbeitskreis - so der Vorschlag des ebenfalls anwesenden Oberbürgermeisters Bernd Hauschild, der die Leitung übernommen hat - schon am 15. November beschäftigen.

Nicht öffentlich zwar, aber man darf davon ausgehen, dass die Ergebnisse des Treffens in Arensdorf schnell die Runde machen werden. Denn nicht zuletzt ist dies ein Gradmesser, wie ernsthaft Bördegarten an eine Änderung der Situation herangehen wird. Spürbar war jedenfalls, dass längst nicht alle Anwesenden am Mittwoch dem Frieden trauen, weil man dieselben Probleme schon vor zwei Jahren angesprochen habe. „Und zwei Jahre lang ist nichts passiert.“ (mz)