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Unfall auf der B 185 Unfall auf der B 185: Sattelzug kam von Straße ab und kippte um

Von matthias bartl 20.02.2014, 21:08
Schräglage: Der Lkw wird von den Bergungsfahrzeugen gehalten.
Schräglage: Der Lkw wird von den Bergungsfahrzeugen gehalten. Heiko Rebsch Lizenz

scheuderscher gasthof/MZ - Fred Krüger war in dem Menschengewusel auf dem Acker an der B 185 zwischen Porster Kurven und Scheuderschem Gasthof ganz schnell als direkt Betroffener auszumachen. Mit versteinerter Miene sah der bärtige Mann zu, wie Hilfskräfte Colaflaschen, Kaffeedosen und diverse andere Lebensmittel aus einem Lkw bargen.

Wobei „bergen“ eigentlich nicht das richtige Wort ist: Abfall wird schließlich nicht geborgen. Und zu Abfall wurde die Ladung des Lkws - oder zumindest ein wesentlicher Teil davon - als der Transporter gegen 23 Uhr in der Nacht zum Donnerstag von der Straße abkam, die in der Kurve deutlich mehr als anderthalb Meter hohe Böschung herunterfiel und auf der Seite liegen blieb. Der Fahrer wurde dabei, so die Auskunft der Polizei, schwer verletzt und musste ins Krankenhaus Köthen gebracht werden.

50.000 Euro Sachschaden

Fred Krüger ist Technischer Verantwortlicher der Firma Meyer Logistik in Bad Homburg, deren Lkw sich tief in das Feld gegraben hat. Frühmorgens um 4 Uhr ist er über den Unfall informiert worden und hat danach die mehr als 400 Kilometer so schnell wie möglich zurückgelegt. Jetzt heißt es für ihn zu warten: Irgendwann soll der Lkw - ein Scania R80 - samt Koffer durch einen Abschlepp- und Service-Dienst aus Dessau wieder aufgerichtet werden. „Dann bringen wir ihn nach Berlin“, sagt Fred Krüger, „dort haben wir eine Betriebswerkstatt.“

33 Paletten mit Lebensmitteln und Non-Food-Ware hatte der Scania an Bord, als sein Fahrer aus noch unbekannten Gründen die leichte Kurve verfehlte und stattdessen geradeaus weiterfuhr, bis der Koffer kippte. „Die 33 Paletten waren für zwei Lidl-Märkte in Dessau bestimmt“, so Krüger, „die Ware hatte der Fahrer zuvor aus dem Lager in Bernburg abgeholt.“ Zu der Höhe des Verlusts kann er keine Angaben machen. Die Polizei spricht später in einer Pressemitteilung von einem Sachschaden in Höhe von 50.000 Euro, der entstanden sei.

Unfallursache noch offen

Auch darüber, wie der Unfall zustande gekommen sei, kann Krüger nichts sagen. Da könne er nur spekulieren, „und das will ich nicht“. Der Fahrer selbst, ein 63 Jahre alter Mann, sei sehr erfahren „und ist schon seit zehn Jahren bei uns tätig“. Wenn Krüger der Situation einen positiven Aspekt abgewinnen kann, dann den: „Es geht ihm den Umständen entsprechend gut.“

Während der Lkw-Koffer ausgeräumt und die Ware in Big Bags geworfen wird, macht Thomas Reimann Fotos und beobachtet aufmerksam das Geschehen. Reimann ist als Havariekommissar durch die Polizei an die Unfallstelle gerufen worden. Der Mitarbeiter des Havariekommissariats Halle, eines freien Sachverständigenbüros, sorgt für die penible Dokumentation der „Aufräumaktion“. „Nicht zuletzt für die Versicherung“, erklärt Reimann, der auch feststellt: „Es konnte einiges gerettet werden, vor allem im Non-Food-Bereich.“ Nachdem der Lkw-Koffer ausgeräumt war, wurde die gesamte Ladung - Schrott und Verwertbares - wieder zurück zum Lager nach Bernburg gefahren.

Bundesstraße für mehrere Stunden gesperrt

Die Bergungsarbeiten auf der komplett gesperrten Bundesstraße gingen nur schleppend voran. Erst 12.45 Uhr hatte das Bergungsunternehmen, das mit Hilfe von zwei Fahrzeugen den Lkw erst aufrichten und dann böschungsaufwärts auf die Straße zerren wollte, die Seile soweit am Unfall-Sattelzug angebracht, dass man die Maschine samt Koffer wenigstens halbwegs aufrichten konnte. Das letzte Stück bis zur Straße hoch dauerte dann noch einmal rund drei Stunden, so das die Bundesstraße gegen 16 Uhr wieder freigegeben werden konnte.

Spätestens dann konnte auch ein Ford mit polnischem Kennzeichen die Fahrt fortsetzen. Die drei Männer in dem Auto warteten auf einen Verwandten, der aber als Mitarbeiter der Dessauer Bergungsfirma länger als erwartet schwer beschäftigt war. Aber letztlich ging es doch noch mit Schwiegersohn und Schwager nach Bromberg.

Hilfskräfte räumen die Lebensmittel aus dem Sattelzug-Koffer.
Hilfskräfte räumen die Lebensmittel aus dem Sattelzug-Koffer.
Heiko Rebsch Lizenz