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Traditionelle Obstreiserbörse Traditionelle Obstreiserbörse in Köthen: Seltene Pflaumensorte kehrt nach Deutschland zurück

Von Helmut Dawal 09.04.2018, 08:38
Hobbygärtner konnten aus einer Vielzahl an Obstreisern auswählen.
Hobbygärtner konnten aus einer Vielzahl an Obstreisern auswählen. Heiko Rebsch

Köthen - Ein Kommen und Gehen herrschte am Samstagvormittag im Historischen Obstmustergarten von Köthen. Die Pomologen um Manfred Ruppert hatten zu ihrer traditionellen Obstreiserbörse eingeladen und freuten sich über zahlreiche Besucher aus Köthen und Umgebung. Gekommen waren vornehmlich Freizeitgärtner, um sich für ein kleines Entgelt Reiser zu holen. Dazu gab es kostenlos noch nützliche Tipps zum Obstbaumschnitt.

Über 100 verschiedene Reisersorten waren im Angebot, in der Mehrzahl von Apfelbäumen. „Ein großer Teil stammt von hier aus unserem Garten, wo wir mittlerweile 70 Sorten haben“, erzählte Manfred Ruppert. Die jahrelange Arbeit von ihm und seinen Mitstreitern trägt damit Früchte. „Früher sind wir noch bis nach Hundisburg in die Altmark gefahren, um Reiser von alten Apfelsorten zu holen. Das ist jetzt nicht mehr nötig, diese Sorten wachsen jetzt auch in Köthen.“

Rupperts Blick richtet sich seit vielen Jahren nicht nur auf die Äpfel, sondern auch auf andere Obstsorten, die im Anhaltischen einst in großem Maßstab angebaut worden, im Laufe der Jahrzehnte aber verschwunden sind. Insofern war er stolz darauf, am Sonnabend auch einige Reiser der aus Amerika stammenden „Jeffersons Pflaume“ zeigen zu können. Die hat er sich durch seine vielen Kontakte mit anderen Obstkundlern bei Annette Braun-Lüllemann besorgt.

Vier Reiser einer in Deutschland verschwundenen Pflaumensorte

Sie wohnt in Hohengandern im thüringischen Eichsfeld, hat die in Deutschland verschwundene Pflaumensorte irgendwo im Ausland aufgetrieben und ist dabei, sie zu vermehren. „Es war nicht ganz einfach, ihr ein paar Reiser zu entlocken“, schilderte Ruppert. Letztlich waren es vier Exemplare, die der Köthener bekommen hat und die er erstmal selber verwendet, um damit Pflaumenbäume zu veredeln.

Wenn in ein paar Jahren mehr Reiser davon da sind, will er sie an Gartenfreunde abgeben, die dann mithelfen können, diese alte Sorte wieder heimisch zu machen. „Jeffersons Pflaume gehörte vor über 100 Jahren nachweislich zu den Ostsorten, die es in Anhalt gab“, versicherte Ruppert.

Joachim Viehl und Arthur Schappert aus Görzig gehören seit Jahren zu den Stammgästen der Obstreiserbörse. Joachim Viehl hat sich ein paar Reiser der Apfelsorte „Rote Krieger“ ausgesucht und will damit nun eine weitere alte Sorten in seinen heimischen Garten bringen. Die Veranstaltung der Pomologen findet er gut. „Es ist immer wieder sehr lehrreich hier“, sagte der Görziger.

Gudrun und Heinz Hamm kamen aus Halle angereist, um sich bei Manfred Ruppert Rat zu holen

Aus Halle kamen Gudrun und Heinz Hamm. Das Ehepaar hat bei Löbejün ein Grundstück mit teilweise sehr alten Obstbäumen. „Bevor wir das Grundstück gekauft haben, haben wir uns an Manfred Ruppert gewandt und die Sorten bestimmen lassen. Wir waren ja völlig unerfahren“, berichtete Gudrun Hamm. Inzwischen haben sie sich viel angeeignet, wissen, dass sie acht verschiedene Apfelsorten haben.

In Köthen holten sie sich am Sonnabend Rat zum Veredeln ihrer beiden Pflaumenbäume. Die stammen aus einer Baumschule. Mit dem Geschmack der Früchte ist Gudrun Hamm aber noch nicht so zufrieden. „Ich möchte die alte Hauspflaume haben, die schmeckt besser.“ (mz)

Manfred Ruppert (l.) war ein vielgefragter Gesprächspartner.
Manfred Ruppert (l.) war ein vielgefragter Gesprächspartner.
Heiko Rebsch