Test ist nicht gleich Test Test ist nicht gleich Test: Schnelltests für Zuhause bringen Vor- und Nachteile

Köthen - Der Verkauf von Corona-Schnelltests für Zuhause ist gestartet. Während die Packungen bei Aldi und Lidl rasch vergriffen waren, warten Apotheken noch immer auf die Lieferung. Ein wenig ärgert sich Ivo Gottlöber, Inhaber der Lindenapotheke in Quellendorf, darüber schon.
So wirklich überrascht ihn dieser Engpass aber nicht. „Das haben wir schon mal durch mit den Masken“, sagt er. Seitdem bekannt wurde, dass die sogenannten Selbsttests auf den Markt kommen, hätten Kunden der Apotheke danach gefragt. Ivo Gottlöber hofft, dass die Tests bald auch seine Apotheke erreichen.
An Testmöglichkeiten mangelt es an den Schulen im Kreis dagegen offenbar nicht, allerdings fehlt den Pädagogen das Wissen, wie sie damit umgehen sollen. So berichtet zum Beispiel Dorothee Suchomel von der Gemeinschaftsschule „J. F. Walkhoff“ in Gröbzig, dass man im Januar bereits Schnelltests bekommen habe und zwar jene für einen Rachenabstrich.
„Es hapert einfach an der Durchführung“
In Kombination mit dem Erklärvideo sei das Angebot auch gut genutzt worden. Doch nun sind in der vergangenen Woche Tests eingetroffen, die für den tiefen Nasenabstrich vorgesehen sind. Jeder, der diese Prozedur schon einmal über sich ergehen lassen musste, habe die Erfahrung gemacht, wie unangenehm das sei.
„Es hapert einfach an der Durchführung“, erklärt die stellvertretende Schulleiterin. Das nötige Wissen fehle; in der Pflege würden die Fachkräfte dafür extra geschult.
Dorothee Suchomel ärgert sich, dass daraus vermutlich wieder geschlussfolgert wird, dass die Lehrer nicht bereit seien, sich testen zu lassen. Und genau das sei nicht der Fall. Im Gegenteil. Allerdings werde der Aufwand, der damit verbunden sei, „heruntergespielt“, findet sie. Ebenso die Gefahren.
Ähnlich sieht das Uwe Herrmann von der „Völkerfreundschaft“ in Köthen. Auch an seiner Schule sind die Tests da, aber noch nicht zum Einsatz gekommen. Seine Lehrer hätten die Befürchtung, den Test entweder nicht richtig auszuführen und damit das Ergebnis zu verfälschen oder aber den anderen zu verletzen. „Das will niemand. Das Risiko ist ihnen zu hoch. Wir haben uns deshalb Hilfe geholt“, informiert der Schulleiter.
Uwe Herrmann bewegt noch ein weiterer Aspekt: nämlich die Einbindung in den Schulablauf
Bei den Müttern zweier Schüler, die im Pflegebereich arbeiten und wüssten, was sie tun. Allerdings gebe es jetzt noch keinen neuen Termin.
Uwe Herrmann bewegt noch ein weiterer Aspekt: nämlich die Einbindung in den Schulablauf. „Wir können nicht Hunderte Schüler warten lassen, bis wir getestet sind.“ Im Januar seien die Kollegen halb sechs Uhr morgens in die Schule gekommen, um pünktlich mit dem Unterricht anfangen zu können.
Das Landesschulamt habe er mit all den Fragen bereits konfrontiert, allerdings noch keine Antwort erhalten. Für den Leiter der „Völkerfreundschaft“ steht fest: „Wenn wir jemanden finden, der die Tests bei uns durchführt, nutzen wir sie, wenn nicht, bleiben sie liegen.“ Diese Thematik sei einfach nicht ausgegoren. Zumal die Schüler in dieser Strategie bisher überhaupt nicht vorkommen. Wünschenswert und hilfreich fände er das.
Wie sieht es in anderen Bereichen des öffentlichen Lebens aus?
Wie sieht es in anderen Bereichen des öffentlichen Lebens aus? Werden Schnelltests verpflichtend? Wer einen Termin mit einem Mitarbeiter der Stadtverwaltung in Köthen ausmache, müsse derzeit keinen negativen Schnelltest vorlegen, erklärt Stadtsprecher Jens Niemand auf MZ-Nachfrage.
Die Terminvergabe erfolgt derzeit nach wie vor ausschließlich telefonisch. In der Jakobsgemeinde, erklärt Pfarrer Horst Leischner, ändere die Verfügbarkeit von Schnelltests für zu Hause ebenfalls nichts.
„Wir werden vor den Gottesdiensten jetzt nicht darauf bestehen, dass die Leute einen negativen Schnelltest haben.“ Und man werde auch keine Teststraße vor der Jakobskirche einrichten. Er geht weiter davon aus, dass Personen, die sich nicht gut fühlen, ohnehin nicht in den Gottesdienst kämen.
In der Hilios-Klinik in Köthen besteht weiterhin Besuchsverbot
Auch für die Helios-Klinik in Köthen bleibt im Umgang mit der Pandemie im Moment alles beim Alten. „Es besteht weiterhin Besuchsverbot“, informiert Klinik-Sprecherin Johanna Lässing. Patienten würden bei der Aufnahme getestet - mit der entsprechenden Analyse im Labor.
Ausnahmen gäbe es für werdende Väter, die bei der Geburt dabei sein möchten. Sie benötigen, sollten sie in der Klinik übernachten wollen, einen gültigen PCR-Test vom Labor (kein Schnelltest), der nicht älter als 48 Stunden ist - oder aber einen Schnelltest, falls der Vater nach der Geburt wieder nach Hause geht.
„Man darf sich durch einen negativen Test aber nicht in Sicherheit wiegen“
Norbert Hoffmann hat die Schnelltests für Zuhause für seine Apotheken bestellt. Ihm gehört unter anderem die Stadt-Apotheke in Köthen. „Die Tests sollten letzte Woche kommen“, erzählt er. Noch wartet er jedoch darauf.
„Die Tests sind einfach in der Anwendung und geben schon mal eine gute Orientierung“, merkt er an. „Man darf sich durch einen negativen Test aber nicht in Sicherheit wiegen.“ Der Apotheken-Inhaber erinnert daran, dass Hygiene- und Abstandsregeln dennoch eingehalten werden müssen.
Einen Schnelltest in der Apotheke durchführen lassen können Kunden der Stadt-Apotheke nicht. „Dazu fehlen uns die räumlichen und personellen Voraussetzungen.“ (mz)