Szene-Kneipe in Köthen Szene-Kneipe in Köthen: Das "Rockster 73" feiert sein Zehnjähriges

Köthen - Am Anfang gab es nur Tom Bauer, Lars Schmidt und eine Idee: Aus einem ehemaligen, verfallenden Kino eine Heimat für Rock und Oldies zu machen. „Irgendwie hippiemäßig und bunt, aber dabei auch den Kinocharakter erhalten“, sagt Bauer heute, zehn Jahre später, über die Vision der beiden Geschäftspartner.
Kino wird abgerissen und zur Szene-Kneipe umgebaut
Das Kino kannte er noch aus Jugendtagen. Nachdem er den Eigentümer mit Hilfe von Nachbarn des Gebäudes ermittelt hatte, unterzeichnete er nur Wochen später den Pachtvertrag. Bevor im März 1996 schließlich mit dem Abriss begonnen wurde - zuerst kamen die Wände heraus, dann die alten Kinostühle. Danach wurde alles neu verkabelt, auch die Heizung erneuert. Bauer selbst erstellte damals die Bauzeichnungen für das spätere „Rockster“, das bereits im Dezember desselben Jahres fertig gestellt wurde.
„Ich hatte das Köthener Nachtleben aus meiner Jugend noch in guter Erinnerung, aber als ich nach etlichen Jahren hierher zurück kam, war davon nichts mehr übrig“, sagt Bauer. Ihm fehlte ein Ort, an dem die Musik seiner Kindheit gespielt wurde: Jim Morrison, Jimi Hendrix - 70er-Jahre-Rock. Ein Ort an dem man ausgelassen Beisammen sein konnte, während Oldies oder Live-Musik gespielt wurden.
Graffiti-Künstler aus Halle malten Rocklegenden an die Wand
Die musikalischen Helden seiner Jugend fanden auch einen Platz an den Wänden des Rockster. Zwei Wochen lang waren befreundete Graffiti-Künstler aus Halle damals damit beschäftigt, die Berühmtheiden anzubringen. „Egal wo man heute im Club sitzt oder steht, man ist nie allein. Die Zeichnungen wirken, als wäre man immer in einem gefüllten Raum“, sagt Bauer über die Idee hinter den Graffiti.
Der Anfang für den Rockster-Club war schwer
Trotz des Herzblutes, das Bauer und sein Partner in die Umgestaltung des Kinos steckten, war das erste Jahr für den Club sehr schwer. Die Köthener schienen das neue Lokal nur zögerlich anzunehmen. Bezahlte DJs und eine Garderobenfrau - die Ausgaben konnten schon bald kaum noch gedeckt werden.
Bauers Partner, Lars Schmidt, verließ das Rockster schließlich. „Ihm wurde alles zu viel“, sagt Bauer heute. Er selbst hielt durch. Übernahm die Arbeit der DJs, versuchte zu sparen, wo er sparen konnte. Und es zahlte sich aus: Nach und nach kehrte Leben im Rockster ein. Und bis heute hat sich daran nichts geändert.
Was Rockster-Chef Tom Bauer an seinen Gästen stört.
Mittlerweile ist der Club stets gut gefüllt, das Veranstaltungsangebot vielfältig. Ob zur Ausstrahlung der Fußball-Europa- und Weltmeisterschaften, bei Auftritten von Live-Bands wie „Black Market“ oder zur ersten „Rockster Comedy“ im September dieses Jahres.
Nur eine Angewohnheit vieler Gäste stört Bauer zunehmend: die ständige Handysucht. Manchmal habe er das Gefühl, die Leute würden sich lieber mit ihren Computern oder Smartphones beschäftigen, anstatt „reale“ soziale Kontakte zu pflegen. „Die Leute sollten abends öfter mal in die Kneipe gehen, zusammen mit Freunden Spaß haben und das Internet Internet sein lassen.“
In letzter Zeit beobachte er aber bereits, dass sich vor allem junge Leute wieder mehr ihren Freunden anstatt dem Handy widmen würden, wenn sie ihren Abend im Rockster verbringen. Dass der Nachwuchs beständig den Weg in den Köthener Club findet, auch das freut Bauer. Noch dazu hätte er kaum Probleme mit dem sogenannten „Komasaufen“ unter Jugendlichen, über das sich so einige Clubbesitzer beschweren. „Das kann aber auch daran liegen, dass wir die Ausweise genau kontrollieren und nur ausschenken, was gesetzlich auch erlaubt ist.“
Danke-Schön-Party im Dezember
Für die Zukunft wünscht sich Bauer eigentlich nur eins: „Dass alles so bleibt, wie es ist.“ Beständigkeit sei eben auch eine Tugend, sagt Bauer. Obwohl am Ende doch nicht alles beim Alten belassen werden soll.
Für das Jahr 2018 sind größere Baumaßnahmen geplant. Die Fassaden des Rockster sollen ebenso saniert werden wie das Vorderdach und die Schaukästen, die endlich „schick gemacht werden müssen“.
Im Dezember wird aber zuerst einmal zehnjähriges Jubiläum gefeiert. Am 1. mit einer „Rockster-Shirt-Party“ für Stammgäste mit entsprechendem Shirt und ehemaliges Personal, am darauffolgenden Wochenende dann eine offizielle „Dankeschön-Party“ mit Freibier. Drei Bands sorgen dann live für Stimmung. „Auf die nächsten zehn Jahre“, wie Bauer sagt. (mz)