Streit bei Bürgerinitiative Anhalt Streit bei Bürgerinitiative Anhalt aus Köthen: Reisbach lässt Stahl bei Listenwahl vor Tür stehen

Köthen - Die spannendste Szene der Veranstaltung fand statt, als die Veranstaltung noch gar nicht begonnen hatte. Da baute sich Steffen Reisbach vor dem Eingang zum Tagungsort auf, um sein Hausrecht als Veranstalter gegen Hartmut Stahl und dessen Gefolgschaft durchzusetzen - Kulminationspunkt eines seit mehreren Wochen schwelenden Machtkampfs um die Bürgerinitiative Anhalt zwischen deren beiden Aushängeschildern, die über Jahre hinweg auf gemeinsamen, fast parallelen politischen Pfaden unterwegs waren.
Ein Schnitt, der sogar für einige Teilnehmer der Listenwahl-Versammlung am Sonntag im „Schwarzen Roß“ überraschend gekommen sein musste, so dass Steffen Reisbach eher en passant die Hintergründe knapp erläutern musste.
Das Bürgerbündnis habe sich „verselbstständigt, mit neuen Mitgliedern“
Laut Reisbach sei das Bürgerbündnis (vor zwei Jahren als „finanzieller Arm“ der Bürgerinitiative gegründet) unter Stahls Leitung dazu benutzt worden, „um sämtliche Themen der Bürgerinitiative an sich zu ziehen“. Das Bürgerbündnis habe sich „verselbstständigt, mit neuen Mitgliedern“, so Reisbach, der ankündigte, rechtlich gegen die Resultate einer jüngst abgehaltenen Mitgliederversammlung des Bündnisses vorgehen zu wollen, denn „die war nicht beschlussfähig“.
Man wolle mit Leuten in die Wahl gehen, die im Sinne der Stadt arbeiten „und nicht für Eigenbedürfnisse“. Gegenüber der MZ kündigte Hartmut Stahl an, sich zeitnah zu den Vorgängen am Sonntag und im Vorfeld äußern zu wollen.
Reisbach konnte am Ende dennoch eine erfolgreiche Listenwahl verbuchen
Angesichts der Begleiterscheinungen setzte Reisbach, der die BI-Fraktion im Stadtrat leitet, darauf, bei der Wahl der Kandidaten für den Stadtrat Köthen und den Kreistag Anhalt-Bitterfeld demonstrative Geschlossenheit zu zeigen. Was ihm auch gelang, wenn man davon absieht, dass ihm zwei der aktuellen Stadtratsmitglieder die Gefolgschaft verweigerten: Werner Müller kam an Stahls Seite überhaupt nicht an den Versammlungsort, Jürgen Kümpfel ließ sich zwar nieder, aber nur um nach wenigen Minuten mit der Botschaft, nicht erneut kandidieren zu wollen, wieder zu entschwinden.
Reisbach konnte am Ende dennoch eine erfolgreiche Listenwahl verbuchen. Die als Bürgerinitiative Anhalt-Köthen/Wählerliste Sport ins Rennen gehen wird. Auch wenn man als Fraktion Bürgerinitiative/Freie Wähler in fünf Jahren Stadtrat gute Erfolge aufweisen könne; Reisbach rechnet der Fraktion die Bildung der AG Fasanerie ebenso an wie den Punkt, das in Arbeit befindliche Sportstättenkonzept auf den Weg gebracht zu haben.
Alle 23 Kandidaten für den Stadtrat erhielten deutliche Mehrheiten in der Masse
Auch um andere Themen habe man sich in besonderem Maße gekümmert, wie etwa die kritische Begleitung von Baumfällungen und der KKM und anderes mehr. „Wir hoffen, dass der Wähler dies beobachtet hat und honoriert“, so Reisbach. Der darauf hofft, dass nach der Wahl am 26. Mai die Fraktion aus fünf oder sechs Mitgliedern besteht, statt der vier, die es derzeit sind, und der ankündigte, den bisherigen Weg der Fundamentalopposition verlassen zu wollen.
Alle 23 Kandidaten für den Stadtrat erhielten deutliche Mehrheiten in der Masse, bei der Blockabstimmung gab es sogar Einstimmigkeit. Auf Listenplatz 1 steht Steffen Reisbach, auf den folgenden Plätzen stehen Fraktionsmitglied Thomas Gahler, der Gastronom und Vize-
Chef der Werbegemeinschaft für die Bachstadt Köthen, David Schwarz, und Ex-Oberbürgermeisterkandidat Michael Schramme.
Ziel sei es wenigstens einen Sitz im Kreistag zu erobern
Im „Schwarzen Roß“ wurde auch die aus zwölf Kandidaten bestehende Liste für die Kreistagswahl gewählt. Auf dem Spitzenplatz steht hier Wolfgang Gahler, auf den Plätzen 2 bis 4 rangieren Steffen Reisbach, Thomas Gahler und Grit Becker.
Für die Kreistagswahl geht die Bürgerinitiative/Wählerliste eine Wählerverbindung mit anderen Wählergemeinschaften in Anhalt-Bitterfeld ein, z. B. aus Zörbig, Muldestausee, Zerbst und dem Südlichen Anhalt. Ziel sei es, so Steffen Reisbach, wenigstens einen Sitz im Kreistag zu erobern: „Beim letzten Mal haben uns lächerliche 120 Stimmen gefehlt.“ (mz)