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St. Christophorus Kirche St. Christophorus Kirche: Der neue Mittelpunkt des Dorflebens?

Von Robert Martin 26.09.2020, 10:00
Pfarrer Ronald Höpner und Gemeindekirchenratsvorsitzender Reinhart Bollmann (re.) präsentieren den restaurierten Flügelaltar an der neuen Wand.
Pfarrer Ronald Höpner und Gemeindekirchenratsvorsitzender Reinhart Bollmann (re.) präsentieren den restaurierten Flügelaltar an der neuen Wand. Martin

Lausigk - Die Aufregung ist greifbar. Auch, dass die Anwesenden beim Begehungstermin etwas präsentieren wollen, auf das sie mächtig stolz sind. Die historische Backsteinkirche St. Christophorus in Lausigk wurde im Verlauf des vergangenen Jahres erneuert, eindrucksvoll präsentiert sich der sorgfältig restaurierte Innenraum.

Betrat man früher die kleine Dorfkirche, befand man sich direkt im Innenraum zwischen den Stühlen. Das ist jetzt anders, denn direkt hinter dem Eingang befindet sich neuerdings eine neue Wand, an der Besucher links oder rechts vorbeilaufen. Auch finden sich nun keine Stuhlreihen mehr, was den Raum deutlich größer erscheinen lässt.

Fachmännisch neu gestaltet

Aber die wirkliche Überraschung kommt später beim Begehungstermin, als Pfarrer und Gemeindekirchenratsvorsitzender gemeinsam den fachmännisch hergerichteten, historischen Flügelaltar präsentieren. Der befindet sich jetzt an der Innenseite der neu gezogenen Wand. Unter der Außenansicht befinden sich nämlich noch zwei innere Flügel, auf welchen weitere Ansichten von Heiligen zu sehen sind. Um 1500 wurde der Flügelaltar geschnitzt und zählt neben dem Taufstein aus Sandstein zu den besonderen Schätzen von St. Christophorus.

Überhaupt ist das Doppelensemble aus Taufstein und Flügelaltar der unumstrittene Mittelpunkt, sowohl räumlich als auch symbolisch. Zählt man noch die Kanzel dazu, die hinter den Abendmahltisch ins vordere Zentrum versetzt wurde, sowie den Altarschrein, der dieser gegenüber auf der Empore Platz gefunden hat, sind auch schon alle festen Raumelemente genannt. Der Rest ist nun frei nutzbarer Raum, der sich aber nicht leer anfühlt.

Pfarrer Ronald Höpner sagt dazu: „Wir haben in dieser Kirche versucht, den Innenraum so zu gestalten, dass es dem Ursprung, wie sie mal gebaut wurde, wieder gerecht wird.“ Denn eigentlich sei das Abendmahl das Zentrum, erläutert er. Mit der Rückbesinnung auf die wesentlichen Elemente habe man nun die „liturgische Unordnung“ beheben können, fügt er lächelnd hinzu.

Passend dazu wurde der Kirchenraum neu verputzt, die Wandfarbe überzeugt nun in einem dunklen, schlichten Grau. Zusätzlich zur Neugestaltung des Kircheninnenraumes wurden Decken- und Dachtragwerk fachmännisch erneuert und Hausschwamm sowohl im Mauerwerk als auch in den Holzbalken erfolgreich bekämpft. Der gemauerte Fußboden solle so schlicht bleiben.

Dietmar Sauer und Carolin Goebel von DS Architects in Köthen sind zufrieden mit dem Ergebnis. Mit dem Wunsch nach einem vielfältig nutzbaren Freiraum sei die Kirchengemeinde an das seit 1992 auch auf Sakralbauten spezialisierte Architekturbüro herangetreten. „Im Idealfall läuft es so, dass die Kirchengemeinde mit klaren Vorstellungen auf uns zukommt und wir dann gemeinsam ein Gesamtkonzept erstellen“, erläutert Sauer weiter. Jede Kirche sei etwas einzigartiges, da gebe es keine Blaupause. Bereits 2006 hatte sein Büro mit St. Christophorus zu tun, damals wurden die Fenster neu gemacht. „Seitdem war Ruhe“, so Sauer.

Zuviel Ruhe, um genau zu sein. Denn die Kirche stand in den vergangenen Jahren vor allem leer. Daran sollte sich ganz dringend etwas ändern, und nun bietet der Raum durch die flexible Bestuhlung auch die Möglichkeit, mehr als rein kirchliche Veranstaltungen stattfinden zu lassen. Denn der Raum, erläutert der Architekt, sei nun so angelegt, dass sich auch „kleine Ansammlungen in einem großen Raum nicht verlassen vorkommen“. Dass es hier aufgegangen ist, wird deutlich. „Es läuft eben auch manchmal nach Plan“, sagt Dietmar Sauer mit einem breiten Lächeln im Gesicht.

Natürlich auch, weil die Fördermittel ankamen. Die Gesamtkosten für Restaurierung und Umbau belaufen sich auf insgesamt 135.232,72 Euro. Davon kommen 80.000 Euro aus dem Programm Regio Sachsen-Anhalt, 23.732 Euro aus Eigenmitteln, 21.500 Euro von der Landeskirche Anhalt sowie 10.000 Euro vom Landkreis.

Einweihung wohl zu Hubertus

Seit dem 1. September ist die Kirche zwar wieder begehbar, die feierliche Einweihung wird aber erst im November stattfinden. Nicht wegen Corona, sondern weil dann das Hubertusfest mit einer Messe zelebriert wird, und diese findet traditionell in der Lausigker Kirche statt.

Zum Ende der Begehung ist es Reinhart Bollmann, dem Vorsitzender des Gemeindekirchenrats, ein großes Anliegen, über die „Idee, die Jugend zu engagieren“ zu sprechen, die hier Veranstaltungen ausrichten könnte. Vielleicht wird die kleine Kirche ja in Zukunft wirklich zum Mittelpunkt des Dorflebens. (mz)