Sport für geistig Beeinträchtigte Sport für geistig Beeinträchtigte: Sabine Elstermann aus Edderitz hat Specialhockeyteam des CHC gegründet

Köthen/Edderitz - Mit Martin fing es an. „Er ist der Motor in meinem Leben“, sagt Sabine Elstermann über ihren Sohn. Martin ist 32, hat das Down-Syndrom - und er ist begeisterter Hockeyspieler.
Das sportliche Talent muss in der Familie liegen, denn auch Sabine Elstermann spielt Hockey. Beim Cöthener Hockeyclub 02 gehört sie unter anderem zum Trainerteam der Damen. Ihr Sohn, erinnert sie sich, „war von Kindesbeinen an dabei“. Und eines Tages begab es sich, dass bei den älteren Damen der Torwart ausfiel - und Martin sprang kurzerhand ein.
Zum 18. Geburtstag bekam er dann eine Torwartausrüstung geschenkt und ist spätestens seit diesem Tag Feuer und Flamme für diesen Sport.
2018 stieß Sabine Elstermann auf die Möglichkeit, einen Lehrgang als Trainerin für Specialhockey zu machen
„Ich dachte mir immer: Wie cool wäre es, wenn wir eine richtige Mannschaft für geistig beeinträchtigte Menschen hätten“, erinnert sich Sabine Elstermann. 2018 stieß sie auf die Möglichkeit, einen Lehrgang als Trainerin für Specialhockey zu machen.
Sie machte also diesen Lehrgang in Köln und verteilte - wieder zurück in der Heimat - fleißig Flyer. „Specialhockey - Ein Spiel für alle“ stand darauf und bald darauf fanden erste Schnupperstunden statt. So entstand 2018 das Specialhockey-Team des CHC 02.
Für ihren Einsatz ist Sabine Elstermann, die in Edderitz wohnt und beim Jugendamt arbeitet, nun nominiert als „Friedensengel“. Die Stiftung Evangelische Jugendhilfe St. Johannis Bernburg verleiht die Auszeichnung in drei Kategorien. Sabine Engelmann wurde von einer Kollegin für die Kategorie „Der unbekannte Friedensengel“ vorgeschlagen. Der Preis ist mit insgesamt 15.000 Euro dotiert und wird in drei Kategorien vergeben. Die Preisverleihung ist für Mai geplant.
Die 55-Jährige wünscht sch noch mehr sportliche Möglichkeiten für geistig Beeinträchtigte
14 Spielerinnen und Spieler zählt das Specialhockey-Team inzwischen. Sie sind zwischen 17 und 39 Jahren alt und alle geistig, manche auch körperlich beeinträchtigt. Zusammen mit zwei Co-Trainern ist Sabine Elstermann für sie da.
Das Specialhockeyteam beschert ihr viele Aufgaben: Training und Fahrdienste organisieren, aber auch Spenden einwerben. Aus dem Freundes-, Bekannten- und Kollegenkreis, aber auch von Unternehmen sei sehr viel Unterstützung gekommen, wofür sie sehr dankbar sei.
Generell, sagt die 55-Jährige, wäre es schön, wenn es noch mehr Möglichkeiten für geistig Beeinträchtigte gäbe - beim Fußballspielen, beim Basketball oder bei anderen Sportarten.
Sabine Elstermann ist immer aktiv. Wegen Corona konnte nun schon seit Oktober kein Training mehr stattfinden - was allen Beteiligten weh tut. Dennoch hält die 55-Jährige Kontakt zu ihren Schützlingen, zum Beispiel über Whatsapp. Die Gruppe dafür heißt bezeichnenderweise „Hockeyfamilie“.
„Martin ist das größte Geschenk in meinem Leben“
Die 55-Jährige blättert in einem dicken Ordner mit besonderen Erlebnissen - dabei gibt es das Team noch nicht einmal drei Jahre. Aber so vieles ist passiert: Teilnahmen an den deutschen Meisterschaften (2. Platz 2019) etwa. Einer ihrer Schützlinge mischte gar bei den Euro Parahockey Championships 2019 in Belgien mit. Und natürlich die Ausflüge als Gruppe, zum Beispiel nach Ronney.
Martin, sagt Sabine Elstermann, „ist das größte Geschenk in meinem Leben“. Er und seine Mitspieler gehören nicht in eine Nische - sondern sind mittendrin. Beim CHC 02 zum Beispiel spielen sie in normalen Zeiten auch regelmäßig mit der Elternmannschaft. „So sieht Inklusion aus.“ (mz)