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Ein 27-faches Ja Schulsozialarbeit in Anhalt-Bitterfeld ist für die nächsten zwei Jahre gesichert

Mit breiter Zustimmung des Jugendhilfeausschusses kann Anhalt-Bitterfeld nun beim Land die Stellen für die Schulsozialarbeit beantragen.

Von Sylke Hermann 14.02.2022, 11:25
Die Zukunft der Schulsozialarbeit in Anhalt-Bitterfeld scheint zumindest vorerst gesichert.
Die Zukunft der Schulsozialarbeit in Anhalt-Bitterfeld scheint zumindest vorerst gesichert. (Foto: Schumann)

Köthen/MZ - Der Jugendhilfeausschuss des Kreistages Anhalt-Bitterfeld hat mit einstimmigem Beschluss die Zukunft der Schulsozialarbeit geebnet – zumindest für die kommenden zwei Schuljahre. Und vorausgesetzt, die notwendigen Haushaltsmittel werden freigegeben.

Erleichterung bei Nicole Erben, die seit inzwischen 16 Jahren an der Köthener Sekundarschule „Völkerfreundschaft“ als Schulsozialarbeiterin tätig ist und damit zu den Dienstältesten gehören dürfte. Für sie unvorstellbar, wenn der Bereich wegbrechen würde. Doch wie Conny Geißler von der Netzwerkstelle „Schulerfolg sichern“ nach der Ausschusssitzung am Donnerstagabend berichtet, gebe es durchaus Landkreise in Sachsen-Anhalt, die mit Blick auf ihre Haushaltslage die künftig geforderte Co-Finanzierung der Projekte nicht ermöglichen (können). Umso mehr schätzt sie die breite Zustimmung in Anhalt-Bitterfeld.

Zusätzlich zu den ESF-geförderten Projekten beschäftigt der Kreis eigene Schulsozialarbeiter

Mit Beginn der neuen Förderperiode muss der Kreis 20 Prozent der Kosten übernehmen, die bisher zu 100 Prozent über den Europäischen Sozialfonds (ESF) gedeckt gewesen sind. Das betrifft 27 Stellen.

Aktuell werden über diesen Fördertopf 26 Frauen und Männer beschäftigt. Damit bekommt Anhalt-Bitterfeld ab Sommer eine Stelle mehr als bisher zugewiesen, gerechnet hatte man – nach den Ankündigungen auf Landesebene – mit acht bis neun, wie Peter Grimm, der Leiter des Jugendamtes im Kreis, zuletzt gegenüber der MZ äußert. Am Abend informiert er, dass für die neue Förderperiode 28 Bewerbungen für die 27 Schulen eingegangen sind. Dennoch müsse man niemanden zurückweisen, denn es gebe für die eine – dann nicht förderfähige Stelle – eine Lösung: die Übernahme ins Landkreisprogramm.

Zusätzlich zu den ESF-geförderten Projekten beschäftigt der Kreis eigene Schulsozialarbeiter und hatte in der Vergangenheit durchaus Probleme, diese Stellen mit geeigneten Bewerbern zu besetzen. Deshalb will man hier in Zukunft neue Wege beschreiten. Die Idee: halbe Stellen. „Vielleicht haben wir damit mehr Erfolg“, hofft Peter Grimm. In Wulfen zum Bespiel werde man in Kürze eine halbe Stelle besetzen.

Die beim Kreis angestellten Schulsozialarbeiter sind bisher für 30 Stunden beschäftigt

Die beim Kreis angestellten Schulsozialarbeiter sind bisher für 30 Stunden beschäftigt. Als sich zuletzt die Chance ergeben hatte, die Wochenstundenzahl zu erhöhen, sei das nur verhalten angenommen worden. Von daher vermutet Peter Grimm, dass eine Reduzierung des Arbeitspensums für Bewerber attraktiver sein könnte. Außerdem denke man darüber nach, jemanden als Springer einzusetzen, um Schulsozialarbeit auch bei längeren Ausfällen durch Krankheit anbieten zu können. Gleichzeitig soll es die Möglichkeit geben, dass jene Person an sogenannten Schwerpunktschulen punktuell unterstütze, so Peter Grimm. Oder wenn spezielle Projekte geplant seien.

Doch das ist vorerst Zukunftsmusik. Im Moment haben die ESF-Stellen Priorität, weil sie fristgerecht beantragt werden müssen. Marcel Urban, der Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses, hofft, dass das Land sich zeitnah zu der vom Kreis verabschiedeten Prioritätenliste positioniert, möglichst schon zu Beginn des zweiten Quartals.

Jedes Mal eine enorme nervliche Anspannung

Conny Geißler von der Netzwerkstelle hat keine Bedenken, dass die 27 Stellen bestätigt werden. Nicht zuletzt, „weil unsere Schulsozialarbeiter ganz zauberhafte, teils sehr emotionale Konzepte geschrieben haben“, um sich für die neue Förderperiode zu empfehlen.

Petra Sattler, Schulsozialarbeiterin an der Gemeinschaftsschule „J. F. Walkhoff“ in Gröbzig, vergleicht das Antragsprozedere mit dem Schreiben einer Doktorarbeit; „es sei wahnsinnig aufwendig und anstrengend“, betont sie. Und jedes Mal eine enorme nervliche Anspannung, ergänzt ihre Kollegin Nicole Erben. Denn hinter den 27 Stellen, betont sie, würden sich schließlich 27 Existenzen verbergen.