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Schüler nach Pfaffendorf holen Schüler nach Pfaffendorf holen: Anhaltischer Förderverein will Stall zu Lehrstätte machen

Von Doreen Hoyer 02.12.2018, 13:00
Geschäftsführerin Birgitt Berthold im neu gestalteten Versammlungsraum. Früher war an selber Stelle ein Stall.
Geschäftsführerin Birgitt Berthold im neu gestalteten Versammlungsraum. Früher war an selber Stelle ein Stall. Ute Nicklisch

Pfaffendorf - Wo früher eine alte Egge an die landwirtschaftliche Vergangenheit erinnerte, hängt heute eine computergesteuerte Tafel, ein sogenanntes Whiteboard, samt Beamer. Statt aus kleinen, undichten Stallfenstern schaut der Besucher aus großen, modernen. Wenn es kalt wird, ist nicht mehr frieren angesagt, denn nun gibt es ja Fußbodenheizung.

Es hat sich zweifelsohne viel getan im Hauptsitz des Anhaltischen Fördervereins am Rande Pfaffendorfs. Mit Geld aus dem europäischen Förderprogramm Leader, mit dem der ländliche Raum gestärkt werden soll, wurde ein alter Stall zu einem Multifunktionsraum umgebaut. Knapp 30.000 Euro an Fördergeld gab es dafür, die Bauarbeiten am Stall waren Anfang 2017 abgeschlossen.

Doch es ging weiter. „Der Hof war eine Katastrophe. Absolut uneben, die Unfallgefahr war hoch“, erinnert sich Iris Hinsche vom Förderverein. Um den Multifunktionsraum auch angemessen nutzen zu können, musste also erst einmal noch der Hof vor dem alten Stallgebäude neu gepflastert werden. Auch dafür konnte sich der Verein über Fördergeld freuen: Knapp 25.000 Euro waren es. Mit diesem Geld wurden bis Ende Oktober 2018 der Hof und die Einfahrt zum Vereinsgelände neu gepflastert.

Mit museumspädagogischen Angeboten sollten Kinder, Jugendliche und Erwachsene etwas über Geschichte erfahren

Damit, sagt auch Vereinsgeschäftsführerin Birgitt Berthold, sei der Weg frei, um den neuen Raum besser nutzen zu können. Er soll nicht nur Vereinsversammlungen beherbergen, sondern auch der Ort sein, an dem Seminare gehalten werden können und Kinder etwas lernen.

Denn das ist eines der großen Anliegen des Anhaltischen Fördervereins. Mit museumspädagogischen Angeboten sollten Kinder, Jugendliche oder auch Erwachsene etwas über Geschichte erfahren. Etwa darüber, wie das Leben in der Steinzeit war.

Zu diesem Zweck haben Vereinsmitglieder jüngst im Garten des Geländes einen Lehmofen nach jungsteinzeitlicher Art gebaut. Kinder könnten so lernen, wie Brot gemacht wird. „Und dabei ganz vorn anfangen: Beim Ernten und Mahlen des Getreides“, erklärt Berthold. Gebacken werden könnte das Brot dann im Lehmofen.

Ziel ist es in Zukunft mehr Schülergruppen nach Pfaffendorf zu holen

Und noch mehr ist geplant: „Wir möchten auch eine Räuchergrube anlegen“, erzählt Iris Hinsche. Zudem ist auf dem Hof neben der Pflasterfläche noch einiges an Platz frei. Dort soll eine Wiese samt Insektenhotel angelegt werden. Außerdem soll eine Überdachung auf dem Hof repariert werden, um bei schönerem Wetter als dem aktuellen draußen sitzen zu können.

Das alles auch mit dem Hintergrund, in Zukunft mehr Schülergruppen nach Pfaffendorf zu holen und ihnen etwas beizubringen. So habe man zum Beispiel schon gute Kontakte zur Edderitzer Grundschule, ist zu hören. Zum Jubiläum der Schule vor kurzem waren Vereinsmitglieder in Edderitz und übten Bogenschießen mit den Kindern. Der umgekehrte Weg, also dass Schüler zum Vereinsgelände kommen, ist derweil schwieriger.

Der Verein betreibt mit Profis Ausgrabungen in der Region, zum Beispiel in Weißenfels oder Zerbst

Schließlich ist die Adresse für die meisten nicht eben fußläufig zu erreichen, es müssten also Kleinbusse oder Ähnliches organisiert werden. Aber auch das ist nicht unmöglich für einen Schulausflug. Denkbar wäre auch, im Garten unweit des Lehmofens ein kleines Ausgrabungsfeld anzulegen, in dem die Kinder selbst einmal nach archäologischen Fundstücken zu suchen.

So ähnlich wie es der Verein anderswo tut. Knapp 45 Mitglieder hat er. Darunter sind Archäologen, aber auch geschichtlich interessierte Handwerker (was bei der Umgestaltung des Multifunktionsraumes nicht eben ein Nachteil war). Der Verein betreibe mit Profis Ausgrabungen in der Region, zum Beispiel in Weißenfels oder Zerbst, um das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie zu unterstützen, so die Geschäftsführerin. „Aber hier in Pfaffendorf ist quasi unsere Zentrale“. Und die hat sich in den vergangenen Jahren ganz schön gewandelt. (mz)

Museumspädagogin Iris Hinsche baute mit am neuen Lehmofen.
Museumspädagogin Iris Hinsche baute mit am neuen Lehmofen.
Nicklisch