Sanierung nach Hochwasser Sanierung nach Hochwasser: Biberbau behindert Neubau in Wulfen

Wulfen - Das Hochwasser beschäftigt die Verwaltung des Osternienburger Landes immer noch. Dabei liegt die verheerende Flut nun schon mehr als fünf Jahre zurück. Das Wasser zerstörte neben privatem Eigentum auch zahlreiche kommunale Objekte, darunter Brücken, Häuser und Straßen.
Die Gemeinde arbeitet seit Jahren daran, die Schäden zu beheben. Noch immer stehen mehrere Maßnahmen aus. Dieses Jahr will das Osternienburger Land weitere Baustellen angehen, unter anderem die Sanierung des Triftweges in Wulfen. Die Mittel dafür sind im Haushalt des laufenden Jahres mit gut einer halben Million Euro eingeplant. Das Projekt hat es in sich.
Der Weg, der ins Wulfener Bruch führt, ist marode. Der Asphalt ist rissig und an mehreren Stellen regelrecht aufgeplatzt. Längst haben sich kleine Pflanzen einen Weg hindurch gesucht.
Im Frühjahr soll eine Firma damit beginnen, den Triftweg instand zu setzen, und den Durchlass zu erneuern, der unter dem Weg hindurchführt. Durch ihn läuft das Wasser des Schleusengrabens, des Entwässerungsgrabens für Wulfen, von der einen Seite des Triftweges zur anderen. Theoretisch.
Biberbau wird nicht zerstört, aber so verändert, dass Wasser durchfließen kann
Im Moment läuft an dieser Stelle überhaupt kein Wasser. Es steht. Der Grund: Das Gefälle - hinab ins Wulfener Bruch - fehlt. Schuld daran ist der Biber. Er hat einige Meter weiter einen Bau errichtet. Der staut das Wasser auf. So sehr, dass der Wasserstand auf beiden Seiten der Straße gleich hoch ist. Und zwar so hoch, dass der Durchlass nicht mal mehr zu sehen ist.
Um ihn zu erneuern, muss das Wasser im Graben abgesenkt werden. „Dazu muss der Bau des Bibers geöffnet werden“, sagt Andreas Rößler, Leiter des Umweltamtes des Landkreises Anhalt-Bitterfeld. Die Behörde wird - neben der Biberreferenzstelle des Landes - in die Planungen einbezogen. Der Biberbau wird dabei nicht zerstört, er wird so verändert, dass Wasser durchfließen kann. Passieren soll das nach dem Frost und bevor bei den Bibern die Aufzucht der Jungen beginnt. Gegen Ende März.
Der Biber fühlt sich vielerorts im Osternienburger Land wohl
„Das Wasser wird langsam abgesenkt“, sagt der Umweltamtsleiter. Langsam bedeutet: über mehrere Tage. Der Bau wird währenddessen immer wieder kontrolliert. Begeistert sein wird der Biber davon nicht. Das Tier wird - nach Bibermanier - anfangen, den Bau wieder aufzubauen, weiß Andreas Rößler. Ziel ist es, das Wasser im Graben noch so hoch zu halten, dass der Eingang des Bibers zu seinem Bau auch weiterhin unter Wasser liegt.
Der Biber fühlt sich vielerorts im Osternienburger Land wohl und ärgert dadurch Landwirte und Privatleute. Einige wenden sich an den Landkreis, einige an die Gemeinde. „Es muss immer ein Kompromiss zwischen dem Schutz des Bibers und den Interessen der Betroffenen gefunden werden“, sagt Sabine Skrok, Leiterin des Ordnungsamtes des Osternienburger Landes. Was nicht immer einfach sei. Etwas gegen den Biber unternehmen, das kann die Gemeinde nicht. Sie arbeitet mit dem Landkreis und der Biberreferenzstelle zusammen. Wie jetzt in Wulfen. (mz)
Das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie des Landes Sachsen-Anhalt hat Handlungsempfehlungen für den Umgang mit dem Biber herausgegeben. Darin geht es auch um den Umgang mit Biberdämmen. „Sind Eingriffe an Biberdämmen unvermeidbar“, heißt es, „bedarf es zunächst einer Prüfung, ob es sich um einen Hauptdamm oder um einen Nebendamm handelt.“
Maßnahmen an Hauptdämmen (bewohnten Biberburgen) sind nur in Ausnahmefällen erlaubt. Die regelt der Paragraf 45 des Bundesnaturschutzgesetzes. Land-, wasser- oder forstwirtschaftliche Schäden sind beispielsweise solche Ausnahmen. Das gleiche gilt für Nebendämme in Natura-2000-Gebieten und Naturschutzgebieten. Nebendämme außerhalb von Schutzgebieten können abgetragen werden.
