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Rundgang mit Bürgern in Edderitz Rundgang mit Bürgern in Edderitz: Was ist toll im Dorf, was soll sich ändern?

Von Doreen Hoyer 21.07.2019, 12:00
Annelie Fiedler (2. v. l.) ist erneut zur Edderitzer Ortsbürgermeisterin gewählt worden.
Annelie Fiedler (2. v. l.) ist erneut zur Edderitzer Ortsbürgermeisterin gewählt worden. Ute Nicklisch

Edderitz - Auf Edderitz lässt Annelie Fiedler nichts kommen. Klar sei in ihrem Heimatort nicht alles perfekt, aber es gebe auch viel Gutes, sagt die 68-Jährige. Vor einigen Tagen wurde sie vom Ortschaftsrat erneut zur Edderitzer Ortsbürgermeisterin gewählt.

Seit 2007 hat sie das Amt nun inne, zuvor war die Ingenieurökonomin für Betriebswirtschaft im Gemeinderat. „Ich bin angetreten, um mitzuarbeiten, um den Ort schöner zu machen. Darum geht es mir auch heute noch“, sagt sie.

Anfang der Woche traf sich Annelie Fiedler auf Vorschlag der Köthener MZ mit einigen Ortschaftsräten und anderen Edderitzern, um einen kleinen Rundgang durch den Ort zu unternehmen. Was ist schön im Dorf, was könnte besser sein? So lauteten die zentralen Fragen.

Verbesserungen zu fordern, sei gut, man müsse aber auch realistisch bleiben

Startpunkt war das Gemeindeamt am Leninplatz. Beim Blick auf das Gebäude fällt auf: Farbe blättert am Eingang ab, die hölzernen Fensterläden haben schon bessere Zeiten erlebt. Kein besonders schöner Anblick, weiß auch Annelie Fiedler. Aber wie so oft eine Frage des Geldes, das im Haushalt der Stadt Südliches Anhalt vorhanden sein muss. Verbesserungen zu fordern, sei gut, man müsse aber auch realistisch bleiben und die Stadtstruktur mit immerhin 51 Ortsteilen im Südlichen Anhalt bedenken. Nicht alles könne gleich erfüllt werden.

Positiv an Edderitz sei, dass der Ort für junge Familien attraktiv sei - wegen des Kindergartens und der Grundschule. Ein Herzensthema für viele Edderitzer. „Wir sind sehr froh, die Schule zu haben“, bekräftigt Ortschaftsrätin Katrin Reiß, die selbst dort arbeitet. Es werde auch investiert in das Gebäude: neue Fußbodenbeläge, Möbel und Beleuchtung für die Klassenräume etwa.

Kampf um die Grundschule im Ort

Die Befürchtung, die Schule könnte schließen, weil es zu wenige Kinder gibt, schwingt in der Diskussion vor Ort mit. Tatsächlich sind die Zahlen knapp: 61 Kinder werden laut Reiß im neuen Schuljahr erwartet, 60 sollten es normalerweise mindestens sein. Der „Kampf für unsere Schule“ beschäftigt Ortschaftsräte wie Kerstin Rinke und auch die Ortsbürgermeisterin sehr. Es sei ein Erfolg, den Bestand soweit gesichert zu haben, so Fiedler. Der Ortschaftsrat habe in der Vergangenheit für den Erhalt Unterschriften gesammelt, gegen Schließungspläne protestiert. Geld aus einer Pauschale habe man gezielt in die Schule gesteckt.

Um junge Familien mit Kindern in den Ort zu locken, sei es auch wichtig, ihnen Baufläche für Eigenheime bieten zu können, betont die Ortsbürgermeisterin. Und die sei in Edderitz leider knapp. Verglichen mit anderen Orten habe man auch wenige leerstehende Gebäude.

Aus dem Sportcenter „Arctic“ soll das neue Dorfgemeinschaftshaus werden

In einem Gebäude gleich neben der Schule tut sich derweil etwas: Aus dem Sportcenter „Arctic“ soll das neue Dorfgemeinschaftshaus werden. „Es geht vorwärts“, kann Fiedler berichten. Elektriker und Maler seien am Werk, eine neue Küche werde ausgesucht. Im Oktober soll Eröffnung sein.

Wer mit Annelie Fiedler und den anderen Edderitzern durch den Ort geht, merkt: Man kennt sich. Kaum ein Passant, der nicht grüßend die Hand hebt. Gemeinschaft sei wichtig, betonen Ortsbürgermeisterin und Ortschaftsräte unisono. Das merke man auch in der „Schaltzentrale“, dem Einkaufsmarkt von Sabine Rochow - über so etwas verfüge längst nicht mehr jedes Dorf. Oder über eine Hausarztpraxis vor Ort, sagt Fiedler. „Darüber sind wir sehr froh.“

Viel habe man in den vergangenen Jahren geschafft. Etwa die Errichtung eines Informationsgebäudes im Seebad, den Ausbau des Sandweges, Dachreparaturen im Feuerwehrhaus und in der Sportgaststätte.

Für die kommende Zeit gebe es in Edderitz noch einiges anzupacken

Aber die Zeichen der Zeit gehen auch an Edderitz nicht spurlos vorüber. Wie in vielen Orten fällt es auch der Edderitzer Feuerwehr schwer, genügend Unterstützer zu finden, wie Feuerwehrmann und Ortschaftsrat Christian Hauenstein berichtet. Gut ein Dutzend aktiver Mitglieder habe man - neue sind gern gesehen beim nächsten Dienst am 26. Juli um 18 Uhr im Gerätehaus. Auch neue Gesichter für die Jugendfeuerwehr seien gesucht.

Fiedler selbst bringt sich nicht nur als Ortsbürgermeisterin in Edderitz ein, sondern leitet auch seit 30 Jahren die örtliche Gruppe der Volkssolidarität, pflegt die Gemeinschaft bei den vielen Treffen der Mitglieder. Sich weniger einzubringen in das soziale Leben scheint undenkbar - schon gar nicht als „richtige Ureinwohnerin“ von Edderitz, wie sie sich selbst bezeichnet.

Ihre Familie habe früher in Altedderitz gewohnt, berichtet sie. Das Dorf wurde Anfang der 1940er Jahre abgetragen, die Familie siedelte nach Edderitz um. Und schlug Wurzeln, wie Fiedler betont. Für die kommende Zeit gebe es in Edderitz noch einiges anzupacken. Die Verschönerung des Fassade der Kindertagesstätte und eine Sanierung der Breitscheid-Straße führt sie als Beispiele an. (mz)