Richter achten auch auf saubere Füße
AKEN/MZ. - "Die Ausstellung ist für die Züchter die Ernte", verdeutlichte Dietmar Exner, Vorsitzender des Akener Rassegeflügelzuchtvereins. Eine sorgfältige Vorbereitung der Tiere vor der Präsentation sei notwendig, um möglichst hohe Punktzahlen zu erreichen. Zwölf Preisrichter hatten die Zuchtexemplare im Vorfeld der Ausstellung bewertet.
Aussehen und Verhalten der gefiederten Exponate spielen bei der Bewertung eine wichtige Rolle. Um ein panisches Umherflattern der Tiere zu vermeiden, müssen diese bereits einige Tage vor der Preisrichterbewertung an den Käfig gewöhnt werden. Hinzu kommt eine regelmäßig Pflege des Gefieders. Manche Züchter schwören auf Waschpulver. Andere greifen auch mal zur Nagelschere, um dem Federkleid seinen letzten Schliff zu verleihen.
Bei Tauben mit ausgeprägten Latschen ist auch das Waschen der Füße wichtig. Für Wolfgang Kaatz gehört diese Sorgfalt zum Alltag dazu. Seit zehn Jahren widmet er sich der Zucht von Lahoretauben. Der stellvertretende Vorsitzende des Akener Vereins ist erfreut, dass sich auch seine Tochter für die Haltung von Rassegeflügel interessiert. Jeannette Kaatz züchtet Deutsche Lachshühner. "Die haben fünf statt vier Zehen", erläuterte Wolfgang Kaatz die Besonderheit dieser Hühnerrasse.
Heutzutage kümmern sich die meisten Züchter selbst darum, dass ihre Tiere unversehrt am Ausstellungsort ankommen. Früher war das anders, wie Dietmar Exner und Wolfgang Kaatz erzählten. Die Käfige mit den Hühnern und Tauben seien mit der Reichsbahn transportiert worden. Der Ausstellungsleiter habe die Tiere dann am Bahnhof abgeholt. Gelegentlich sei es vorgekommen, dass Käfige vergessen wurden.
Für die heutigen Züchter ist das undenkbar. Einige achten genau darauf, dass ihre Zuchtexemplare in entsprechend großen Käfigen ausgestellt werden. Es gibt spezielle Vorschriften für die jeweiligen Rassen. "Das muss alles stimmen", betonte Dietmar Exner. Der Aufwand vor einer Ausstellung sei enorm.
Exner selbst präsentierte im Schützenhaus seine Deutschen Modeneser Schietti und Zwerg-Welsumer. Die kleine Hühnerrasse züchtet der Reppichauer inzwischen seit mehr als 30 Jahren. "Zwerg-Welsumer sind pflegeleicht", begründete er seine Entscheidung. Außerdem seien es gute Legehühner, was zu DDR-Zeiten eine nicht unwichtige Rolle gespielt habe.
Den Tauben der Rasse Modeneser Schietti widmet sich der Vereinsvorsitzende seit Anfang der 90er Jahre. Im Dezember fährt Dietmar Exner mit seinen Tieren zu einer Ausstellung nach Leipzig. Er rechnet mit einer großen Konkurrenz. 38 000 Tiere verschiedener Rassen werden dort alljährlich präsentiert.
Im Akener Schützenhaus war es vergleichsweise familiär. 848 Tiere wurden gezeigt. Darunter waren Taubenrassen wie Wiener Tümmler, Mährische Strasser und Hessische Kröpfer. Wyandotten, Altenglische Zwergkämpfer und La Fléche gehörten zu den gezeigten Hühnerrassen. Verschiedene Entenrassen sowie einige Pommerngänse wurden ebenfalls ausgestellt. Wassergeflügel ist auf Tierschauen in der Region relativ selten. "Die machen viel Dreck", verdeutlichte Dietmar Exner die Hintergründe.
76 rebhuhnfarbige Italiener gehörten in Aken einer Sonderschau an. Ein erfolgreicher Züchter dieser Hühnerrasse ist zum Beispiel Joachim Block. Der Chörauer zeigte, worauf es bei den Tieren ankommt. "Hals- und Schwanzbehang müssen die gleiche Farbe haben", erklärte der erfahrene Züchter. Weiße Ohrscheiben und ein fester Kamm seien außerdem für die Bewertung wichtig.
Die Haltung der Tiere nehme viel Zeit in Anspruch. Joachim Block ist deshalb froh, dass ihn seine Frau bei dieser Arbeit unterstützt. Gerda Block kümmert sich um die Kontrolle der Brut und ist immer wieder fasziniert, wenn die Küken schlüpfen.
Viele Züchter arbeiten mit Brutmaschinen. Dies hänge, so Dietmar Exner, zum einen damit zusammen, dass einige Rassen ihre Eier nicht selbst ausbrüten. Zum anderen könne man die Schlüpfzeit dadurch besser beeinflussen. Die Brutmaschine von Joachim Block stammt übrigens noch aus DDR-Zeiten. Er muss die Eier noch von Hand drehen. Moderne Maschinen nehmen dem Züchter auch diese Aufgabe ab.