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Rapsöl in Variationen Rapsöl in Variationen: Familie Berg hat in Schortewitz "Ölmühle Fuhneaue" gegründet

Von Helmut Dawal 28.10.2018, 08:00
Ann-Christin Berg und ihr Mann Andreas befüllen die Ölmühle mit Raps.
Ann-Christin Berg und ihr Mann Andreas befüllen die Ölmühle mit Raps. Ute Nicklisch

Schortewitz - „Wir setzen auf Regionalität und Qualität.“ Diesen Anspruch haben sich Thomas (53) und Andreas (31) Berg auf ihre Fahne geschrieben. Vater und Sohn haben sich zusammengetan und versuchen sich gemeinsam in einem besonderen Metier: Sie stellen in Schortewitz kaltgepresstes Rapsöl her!

Am 1. April dieses Jahres gründeten sie die „Ölmühle Fuhneaue“ GbR, welche im Nebenerwerb ausgeübt wird. Inzwischen ist das kleine Familienunternehmen über ein halbes Jahr am Laufen und ihre Gründer sind optimistisch, dass es gut weitergeht. „So wie es sich bisher entwickelt hat, sind wir ganz zufrieden und freuen uns, dass unser Öl so gut angenommen wird“, schätzte Thomas Berg ein.

Im Jahr 2016 war das Gehöft in der Zeundorfer Straße auf einer Internetplattform zum Verkauf angeboten worden. Bergs schlugen zu. Günter Finger, der vorherige Besitzer, hat auf dem Grundstück ein Blockheizkraftwerk betrieben, welches mit Rapsöl befeuert wurde.

„Es ist ein sehr gesundes Öl und ein sehr gutes Lebensmittel“

„Das Rapsöl dafür hat er selber hergestellt“, schilderte Thomas Berg. Er und sein Sohn fanden es allerdings schade, das wertvolle Rapsöl durch den Schornstein zu jagen. „Es ist ein sehr gesundes Öl und ein sehr gutes Lebensmittel“, sagte Andreas Berg. Aus dieser Überlegung entwickelte sich die Geschäftsidee mit der Ölmühle.

Es folgten die Findungsphase und die Aneignung des nötigen Know-hows. Ein Jahr lang beschäftigten sich Vater und Sohn mit Rapsöl, seinen Inhaltsstoffen und den Gerätschaften, die man für die Herstellung braucht. Sie schafften sich eine kleine Ölmühle an und begannen Schritt für Schritt mit der Arbeit.

Wertvolle Hilfe erhielten sie von Johanna Berg, der Tochter von Thomas Berg. Die promovierte Biologin steuerte ihr Wissen bei, klärte beispielsweise darüber auf, was es mit dem Verhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäure auf sich hat. Im Familienbetrieb arbeiten auch Thomas Bergs Ehefrau Anke und Andreas’ Ehefrau Ann-Christin.

Aus einem Kilogramm Raps werden circa 300 Gramm Öl gewonnen

Den Raps bzw. das Öl lassen Bergs in einem Institut, welches sich auf Öle und Fette spezialisiert hat, auf schädliche Inhaltsstoffe wie zum Beispiel Pestizide untersuchen. Ist das Prüfergebnis in Ordnung, kann mit der Speiseölproduktion begonnen werden. Kalt gepresstes Öl ist für die kalte Küche, vor allem für Salate gedacht. „Zum sehr heißen Braten eignet es sich nicht, zum Backen geht es aber“, beschrieb Andreas Berg.

Aus einem Kilogramm Raps werden circa 300 Gramm Öl gewonnen. Übrig bleibt der sogenannte Presskuchen, etwa 700 Gramm. „Dieser Presskuchen ist ein hochwertiges Nebenprodukt, welches unter anderem als Tiernahrung verwendet wird“, erklärte Thomas Berg. Die „Ölmühle Fuhneaue“ liefert ihren Presskuchen an ein umliegendes Mischfutterwerk. Ihren Raps aus konventionellem Anbau bezieht das Schortewitzer Unternehmen von der APH Hinsdorf. „Wichtig ist, dass die Qualität stimmt. Und die wird geliefert“, sagte Thomas Berg.

Sechs Sorten werden hergestellt - Rapsöl gefiltert und naturtrüb, Rapsöl mit Limette, Chili, Knoblauch und Vanille. An den vier Geschmacksnoten haben Bergs lange gearbeitet und probiert, bis sie sie für ausgereift befanden. Abgefüllt wird das Rapsöl in Flaschen zu 250 und 500 Millilitern. „Es ist alles Handarbeit, vom Pressen über das Abfüllen bis zum Bekleben der Flaschen mit Etiketten“, erklärte Andreas Berg.

Vertriebsnetz für das lokal erzeugte Rapsöl wird aufgebaut

Vater und Sohn haben sich mit der Rapsölproduktion einen Nebenjob geschaffen. Hauptberuflich arbeitet Thomas Berg als Techniker bei der Polifilm Extrusion GmbH in Weißandt-Gölzau. Andreas Berg ist Qualitätsprüfer bei der Firma Step-G in Bitterfeld. „Wir haben nicht vor, den Markt mit unserem Rapsöl zu stürmen. Aber regional wollen wir gern präsent sein“, versicherte Thomas Berg.

Aktuell kann man das Rapsöl im Hofladen in Schortewitz, im Nahkauf-Markt in Weißandt-Gölzau und im Fitness-Studio in Zörbig erwerben. Es laufen Aktivitäten, um das Vertriebsnetz weiter auszubauen. So wird das hochwertige Öl in umliegenden Gaststätten und Restaurants vorgestellt und angeboten. Geplant ist auch, einen Verkaufswagen anzuschaffen, um auf Märkten präsent sein zu können.

„Nächstes Jahr nehmen wir auch an der Grünen Woche in Berlin teil. Der Landkreis hat uns dazu eingeladen. Da machen wir gern mit“, so Thomas Berg. (mz)

Weitere Informationen finden Interessierte im Internet unter der Adresse www.oelmuehle-fuhneaue.de

Den Raps aus konventionellem Anbau - hier ein blühendes Feld in einer anderen Region - bezieht das Unternehmen von der APH Hinsdorf.
Den Raps aus konventionellem Anbau - hier ein blühendes Feld in einer anderen Region - bezieht das Unternehmen von der APH Hinsdorf.
dpa
Das Team der Schortewitzer „Ölmühle Fuhneaue“ mit Ann-Christin, Andreas, Anke und Thomas Berg (v. l.)
Das Team der Schortewitzer „Ölmühle Fuhneaue“ mit Ann-Christin, Andreas, Anke und Thomas Berg (v. l.)
Ute Nicklisch
Aus einem Kilo Raps werden rund 300 Gramm Öl gewonnen.
Aus einem Kilo Raps werden rund 300 Gramm Öl gewonnen.
Nicklisch