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«Pferde-Krüger» in Charlottenburg

20.11.2006, 16:35

Halle/MZ. - "Pferde-Krüger", wie er unter Kunsthistorikern und Liebhabern treffend wie liebevoll genannt wird, erblickte am 3. September 1797 als Sohn des dortigen Domänenpächters in Großbadegast nahe Köthen das Licht der Welt. Er starb, hoch dekoriert und als Akademie-Professor und preußischer Hofmaler in höchsten Kreisen verehrt, am 21. Januar 1857 in Berlin.

Die Köthener werden sich noch gut erinnern an das Krüger-Zimmer des Historischen Museums in der Museumsgasse. In der einstigen Kaffee-Surrogat-Fabrik von Louis Wittig, die in den späten 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts zum Köthener Heimatmuseum umfunktioniert worden war, bot das Krüger-Zimmer über viele Jahre einen besonderen Anziehungspunkt für einheimische und auswärtige Besucher. Im Zuge der Neugestaltung der Räumlichkeiten organisierte das Museum im Jahre 1987 auch eine kleine Sonderausstellung mit Leihgaben des Märkischen Museums und des Kupferstichkabinettes in Berlin, der Galerie Moritzburg Halle und der Gemäldegalerie Dessau.

Im nächsten Jahr nun wird an den 150. Todestag des Künstlers erinnert. Das Köthener Museum beteiligt sich aus diesem Anlass an einer großen Ausstellung über "Pferde-Krüger" im Schloss Charlottenburg. Unter dem Motto "Preußisch korrekt - Berlinisch gewitzt" werden dort vom 5. April bis zum 1. Juli Zeichnungen und Gemälde des Wahl-Berliners ausgestellt. Über 150 Objekte sind dann in der Sonderschau zu sehen, darunter auch die zwei großen Berliner Paraden, die Huldigung und die Regimentsübergabe, die wohl bekanntesten großformatigen und vielfigurigen Gemälde Krügers. Leihgaben kommen dazu aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Das Historische Museum hat der Leihanfrage aus Berlin nach wichtigen Köthener Sammlungsstücken gern zugestimmt, sind doch die Bilder von Franz Krüger seit dem Umzug des Museums in das Köthener Schloss erst einmal im Depot eingelagert worden. Andere Themen waren für eine dauerhafte Präsentation in den hier zur Verfügung stehenden Räumen zunächst wichtiger.

Lediglich anlässlich einiger Sonderausstellungen ("Die letzten Jahrzehnte der Köthener Residenz", "Das Museum seit der Wende", "Die Revolution von 1848 / 49 in Anhalt" oder "Säurefraß und Schimmelpilz") konnte das eine oder andere Bild von Krüger mit einbezogen werden.

Nun wird Köthen mit Bildern von "Pferde-Krüger" in der deutschen Hauptstadt vertreten sein. Die Besucher dort können dann die beiden prächtigen Porträts des westpreußischen Gutsbesitzer-Ehepaares Ottilie und Carl Vogel wiedersehen. Die Mitarbeiter der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg restaurieren extra dafür die üppigen vergoldeten Rahmen. Einige der Köthener Studienblätter, Gewand- und Pferdestudien, werden neben den großen Gemälden präsentiert, die nach Krügers Vorzeichnungen mit oder ohne Auftrag in seinem Atelier entstanden. Zu Krügers biografischem Umfeld und seinem frühen Werk konnte das Köthener Museum einige sehr interessante Stücke beisteuern: ein vom jungen Krüger im Alter von 17 Jahren angefertigter Plan der väterlichen Domäne in Großbadegast, die Skizze seines Geburtshauses, gemalt von O.A. Seelmann aus Dessau, sowie frühe Porträtzeichnungen. Die Büste des Künstlers, von seinem Berliner Künstlerkollegen Ludwig Wichmann 1836 modelliert und dem Heimatmuseum Köthen von Krügers Großnichte Luise Fitzau im Jahre 1929 geschenkt, wird den Besucher am Eingang der Berliner Ausstellung begrüßen.