Pfarrer aus der Pfalz Pfarrer aus der Pfalz: Klaus Dieter Härtel hat zu Gnetsch eine besondere Beziehung

Gnetsch - Immer wieder muss Klaus Dieter Härtel jemandem die Hände schütteln. Oder wird umarmt. Wird begrüßt, wie man einen guten Freund begrüßt, den man lange nicht gesehen hat. Was ja auch stimmt: „Acht Jahre bin ich nicht hier gewesen“, sagt der weißbärtige Mann aus Bad Kreuznach in der Pfalz. „Aber jetzt hat es endlich wieder geklappt.“
„Das sind Partnerkirchen“
Die Verbindung zwischen Härtel und Anhalt liegt in der Verbindung zwischen den evangelischen Landeskirchen der Pfalz und Anhalts. „Das sind Partnerkirchen“, erläutert Klaus Dieter Härtel - und die Partnerschaft manifestierte sich Anfang der 1990er Jahre u. a. darin, dass Pfarrer aus der Pfalz zwei, drei Wochen lang Urlaubsvertretung in Anhalt machten. Klaus Dieter Härtel war einer davon. „Ich hatte mich 1991 gemeldet und bin vorher mit meiner Frau auf der Fahrt nach Rügen in Weißandt-Gölzau bei Pfarrer Müller vorbeigefahren, um meiner Frau zu zeigen, wo ich anschließend drei Wochen arbeiten würde.“
Und dann nicht nur einmal, sondern mehrfach - im Unterschied zu anderen Kollegen. Aber Härtel hatte hier auch Verbindungen geknüpft, die über das Normalmaß hinausgingen. „Irgendwann hat mich meine Frau gefragt, warum ich immer noch hierher fahre“, sagt Härtel: „Ich habe hier Menschen kennengelernt, die mich interessieren und die sich für mich interessieren, habe ich geantwortet.“
Anfangs skeptisch reagiert
Wobei man in Gnetsch und Gölzau anfangs schon etwas skeptisch auf den West-Pfarrer reagiert habe, erinnert sich Klaus Dieter Härtel. Die Vorurteile seien aber verflogen - und die Frau, die am skeptischsten von allen war, hat jetzt Pfarrer Härtel besonders lange umarmt.
Der 80-Jährige, dem man die Jahre nicht ansieht, war nach Gnetsch gekommen, um dort am Apfelfest der Gemeinde teilzunehmen - und dies nicht als stiller Gast vor Kuchenteller und Kaffeetasse, sondern als Mitwirkender. Pfarrer Härtel, der schon zuvor zwei Ein-Personen-Stücke über Martin Luther King und Dietrich Bonhoeffer verfasst hat, kam als Martin Luther nach Anhalt, um mit einer Version der Tischreden des Reformators den Blick auf die Aktualität vieler Aussagen des Professors aus Wittenberg zu lenken.
„Und sie steht immer noch da“
Dass dies in einer hellen Gnetscher Kirche erfolgen konnte, daran hat Klaus Dieter Härtel nicht wenig Anteil. Als er 1991 zum ersten Mal nach Gnetsch kam, waren die Fenster vermauert, die Kirche dunkel und in schlechtem Zustand. „Ein Kollege hatte nach der Wende erst einmal für Plastikfenster gesorgt“, erinnert sich Härtel. Der irgendwann seine Pfälzer Gemeinde mit nach Gnetsch brachte, die dann für ein großes Fenster der Gnetscher Kirche sammelte. Was Pfarrer Härtel umso mehr freut, als die Kirche zu Ende der DDR schon auf der Liste der nicht mehr zu erhaltenden Kirchen stand. „Und sie steht immer noch da.“
So wie die Beziehungen immer noch halten. 2015, so erinnert sich Härtel, habe er in seiner Heimat gleich dreimal Besuch aus Gölzau und Umgebung bekommen. „Das waren Leute, die waren zufällig in meiner Ecke und wollten mal sehen, wie es mir geht. Ist das nicht toll?!“
(mz)