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Naphthalin-Messung in Görziger Schule Naphthalin-Messung in Görziger Schule: Ist die Gesundheit der Schüler gefährdet?

Von Matthias Bartl 21.01.2016, 21:17
Die Grundschule in Görzig
Die Grundschule in Görzig Heiko Rebsch Lizenz

Görzig/Halle - Das in der Grundschule Görzig in der Stadt Südliches Anhalt festgestellte Naphthalin ist inzwischen als Thema im Landesamt für Verbraucherschutz (LAV) angekommen. Eine Mitarbeiterin dieser in Halle ansässigen Landesbehörde wird am 22. Januar in der Schule Luftmessungen vornehmen. „Es handelt sich um mehrere Räume, in denen die Luft untersucht werden soll“, so der Präsident des Landesamtes, Dr. Bernhard Räbel, gegenüber der MZ. Unter den zu untersuchenden Räumen befindet sich auch der Raum, in dem bereits Naphthalin festgestellt worden und der deshalb „verändert“ worden war, wie es der LAV-Präsident beschreibt. Dass der Raum saniert worden sei, sagt Räbel, könne man derzeit noch nicht sagen, denn „saniert würde ja hundertprozentig gesund bedeuten. Dass wir dort messen, zeigt ja schon, dass wir das noch nicht wissen“.

Amtshilfe für das Gesundheitsamt des Landkreises

Das Landesamt leistet in diesem speziellen Fall Amtshilfe nicht etwa für die Stadt Südliches Anhalt, die Eigentümerin des Schulgebäudes ist, sondern für das Gesundheitsamt des Landkreises, das die Messungen in Auftrag gegeben hat. Das Landesamt sei demzufolge auch nicht die Behörde, die anschließend Tätigkeiten gleich welcher Art auch immer auslöse, so Räbel. „Das liegt dann bei anderen.“

Im vorigen Jahr hatte sich ein Familienvater aus Görzig geweigert, die drei jüngsten seiner sechs Kinder in die Grundschule zu schicken. Als Grund gab er gesundheitliche Probleme der Kinder an, die er auf chemische Ausdünstungen in zwei Klassenräumen zurückführt.

Dass das LAV den Auftrag für die Luftmessungen erhalten hat, geht vor allem darauf zurück, dass die Behörde personell und technisch zugleich in der Lage ist, die anspruchsvolle Mess- und Analyse-Aufgabe zu erfüllen. Das Messen selbst sei technisch nicht so aufwändig, dafür aber habe man es mit teurer Analytik zu tun.

Naphthalin-Messungen kommen häufiger vor

Diese versetze das LAV allerdings in die Lage, die Ergebnisse fachgerecht zu bewerten und das Gesundheitsamt des Landkreises zu beraten. „Das Gesundheitsamt ist allerdings nicht an die Vorschläge des LAV gebunden.“ Dass das Amt Messungen durchführt, um den Anteil von Naphthalin in der Raumluft zu ermitteln, komme in den vergangenen Jahren häufiger vor, sagt der Präsident.

Dies habe etwas mit Verfahren zu tun, wie man in der DDR-Zeit entstandene Schulräume saniert. In den 70-e Jahre sei oft Dachpappe unter den Estrich gepackt worden. Entferne man jetzt den alten Fußbodenbelag, z.B. Agglomeratplatten, und ersetze ihn durch Vliesteppiche oder Nadelfilz, könne es geschehen, dass aus der Dachpappe Naphthalin austritt, da dir neuen Beläge nicht diffusionsdicht seien.

„Wenn ich so einen Fall, so eine Schule habe, muss ich eine Kernbohrung bis auf die Rohdecke machen, um zu sehen, ob Dachpappe unterm Estrich liegt. Wenn ja, dann muss ich am besten alles bis auf die Rohdecke rausnehmen - oder aber alles unberührt lassen.“

Keine Ursachenforschung

Dies allerdings sei als allgemeine Betrachtung zu werten, so Räbel, „ob das in Görzig daran liegt, wissen wir nicht“. Das LAV sei auch nicht für Ursachenforschung zuständig, sondern nur für die Beantwortung der Frage, ob der Innenraumrichtwert eingehalten werden. Dieser liegt bei zehn Mikrogramm Naphthalin pro Kubikmeter Raumluft. Alles darunter ist gesundheitlich unbedenklich. Allerdings nimmt die menschliche Nase Naphthalin bereits ab 2,8 bis vier Mikrogramm je Kubikmeter wahr – und an der Stelle kann dann auch die Psyche der Realität einen Streich spielen, indem sie fälschlicherweise Geruch mit gesundheitlicher Gefahr gleichsetzt.

Die MZ hatte bei der Stadtverwaltung Südliches Anhalt als Eigentümerin des Gebäudes wegen eines Fototermins bei der Messung angefragt. Ohne Erfolg: Seitens der Stadtverwaltung wurde die Erlaubnis der „fotodokumentarischen Begleitung“ verweigert. (mz)