Nach "stern-TV"-Auftritt Nach "stern-TV"-Auftritt: Zerbricht Familie Ritter am Streit?

Köthen - Warum werden aus unschuldigen Kindern Verbrecher? Um diese Frage drehen sich mittlerweile zahlreiche „stern TV“-Sendungen zur Familie Ritter aus Köthen.
Der Fernsehsender RTL hat auch am Mittwoch wieder live über die bekannte Köthener Familie berichtet, die bereits seit 1994 von Stern TV begleitet wird und in der Köthener Augustenstraße in einer Obdachlosenunterkunft lebt. Während Weihnachten 2017 noch alle gemeinsam gefeiert haben, scheint die Familie nun zu zerbrechen.
Erst vor wenigen Tagen hatte die MZ bereits über einen Baustopp in der Obdachlosenunterkunft in Köthen berichtet. Mutter Karin Ritter selbst war es nun, die den Sender um Hilfe gerufen hat.
31 Polizeieinsätze bei Familie Ritter seit April
Seit April habe es 31 Polizeieinsätze bei Familie Ritter gegeben, heißt es in der Sendung - häufig seien dabei auch Karin Ritter oder ihre Enkelin Jasmin von den Söhnen Christopher und Norman angegriffen worden. Seit Wochen gebe es Streit zwischen der Mutter und ihren beiden Söhnen - vor allem, weil Karin Ritter kein gutes Verhältnis zu den Partnerinnen von Christopher und Norman aufbauen konnte.
„Ich kann nicht mehr zählen, wie oft die Polizei kommt“, beklagt Karin Ritter, regelmäßig würden ihre Söhne sie und ihre Enkelin schlagen und bedrohen. „Wir dürfen nicht raus, nicht zur Toilette“, zählt Karin Ritter auf. Der ganze Streit sei vor allem ausgebrochen, weil die Freundin von Christopher Lügen verbreiten würde. Seitdem wurden Fensterscheiben und Handys zerstört.
Bereits seit 1994 hat Familie Ritter Ärger mit der Justiz
Schon 1994 - zum Start der Begleitung durch Stern TV - brachen vier Söhne von Karin Ritter in ein Nachbarhaus in Köthen ein und verwüsteten die Wohnung. Damals waren die Kinder René, Andy, Christopher und Norman gerade einmal zwischen sieben und zwölf Jahren alt und bereits durch den Kontakt ihrer Mutter in die Skinhead-Szene geprägt.
Die 64-Jährige hat insgesamt sechs Kinder und ist selbst vorbestraft wegen Volksverhetzung. Bereits als Kinder lernten ihre Söhne den Hitlergruß und Hass auf Ausländer. „Das ist eine ganz neue Erfahrung, wozu Schüler fähig sein können“, erzählt eine ehemalige Lehrerin bei Stern TV.
Schon als Kinder hetzten Norman und Christopher gemeinsam mit ihren Geschwistern über Ausländer. Heute sind sie erwachsen und vertreten offen eine rechtsextreme Meinung. Alle ihre Söhne sind bereits straffällig geworden, waren im Gefängnis, sind drogen- oder alkoholabhängig.
Karin Ritter: „Ich hasse meine Jungs"
„Das ist traurig, ich hasse meine Jungs, ich verfluche sie“, zieht Karin Ritter nun einen traurigen Schlussstrich. Die Jungs seien nicht mehr ihre Kinder.
Dabei habe Karin Ritter selbst ein gutes Verhältnis zu ihren Eltern gehabt, die seien auch keine Nazis gewesen. „Ich verstehe selber nicht, wie meine Kinder so geworden sind“, meint die Mutter, sie vermutet einen „verkehrten Umgang“ und vor allem „verkehrte Frauen“ als Ursache.
Karin Ritters Söhne verweigern Interview
Die Söhne selbst wollen am Mittwoch nicht mit Stern TV sprechen, reagieren aggressiv auf die Reporter. Enkeltochter Jasmin hingegen führt das Team durch die Obdachlosenunterkunft - sie wirkt vernünftiger als der Rest ihrer Familie.
„Es ist halt eine anstrengende Familie“, erzählt das junge Mädchen, „Ich bin vernünftiger, ich war jahrelang im Heim und hab mehr Verstand als die, ich hab nicht diese rechte Meinung.“
Familie Ritter will getrennte Wege gehen
Jetzt scheint die Familie auseinander zu brechen. Karin Ritter möchte mit ihrer Enkelin ausziehen - auch ihre Söhne wollen ausziehen, weg von der Mutter.
Kommunalpolitiker Georg Heeg war ebenfalls zu Gast bei Stern TV und bestätigte den aktuellen Baustopp in der Obdachlosenunterkunft. Eigentlich sollten dort unter anderem langersehnte Duschen entstehen - weil die Bewohner die Bauarbeiter bedroht haben, unterbrachen die Firmen ihre Arbeiten.
„Schon während der Baubesprechung am Vormittag war der Alkoholpegel dort sehr hoch“, erzählt Heeg. So sei jeder seines Glückes Schmied - schließlich wollte auch Familie Ritter die Duschen in der Unterkunft.
Vorstrafen und Gefängnis - Familie Ritter findet nicht so leicht eine Unterkunft
Dennoch werde die Sanierung der Unterkunft „natürlich weiter verfolgt“. Am 1. Oktober sollen die Bauarbeiten definitiv fortgesetzt werden - im Augenblick würden sich alle Stellen darum bemühen, eine Ausweichunterbringung für die Bewohner zu finden.
Genau gegenüber der Obdachlosenunterkunft sei zur Zeit der hohen Flüchtlingszahlen eine Unterkunft gebaut worden. Diese Gebäude stünden weiterhin leer und seien in die Überlegungen involviert. Problematisch bei der Suche nach einer Unterkunft sei es jedoch, dass die Familienmitglieder der Ritters alle vorbestraft seien und teils mehrfach im Gefängnis gesessen hätten. (mz)