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Baustopp bei Familie Ritter Baustopp bei Familie Ritter: Bauarbeiter sollen in Köthen bedroht worden sein

Von Doreen Hoyer und Helmut Dawal 05.06.2018, 17:45
Karin Ritter in ihrer Unterkunft
Karin Ritter in ihrer Unterkunft Heiko Rebsch

Köthen - Vor der Hautür liegen Glasscherben, offenbar sind Bierflaschen zu Bruch gegangen. Aus dem Haus hört man laute Musik.

Es wird gefeiert in der Obdachlosenunterkunft in Köthen (Anhalt-Bitterfeld). Karin Ritter, Oberhaupt einer durch mehrere TV-Reportagen deutschlandweit bekannten Familie, wird an diesem Dienstag 64 Jahre alt.

Im Treppenhaus hört man die Musik lauter. Was man nicht hört: Baulärm. Eigentlich sollte die Obdachlosenunterkunft umgebaut werden. Unter dem Dach sollen neue Schlafmöglichkeiten entstehen, im Erdgeschoss ein Waschbereich mit Duschen. Doch davon ist nichts zu merken.

Familie Ritter in Köthen: „Wortgefechte und dann Rangeleien“

Seit Freitag ist Baustopp. Einem der Arbeiter sei von den Bewohnern Gewalt angedroht worden, heißt es in der Stadt. Deshalb hätten sämtliche Firmen die Arbeit eingestellt oder signalisiert, dass sie von ihren Aufträgen zurücktreten wollten.

Ein Polizei-Sprecher bestätigt, dass es am Freitag einen Einsatz gegeben habe. Zwei Bewohner seien mit einem Architekten und mehreren Handwerkern aneinander geraten, es habe „Wortgefechte und dann Rangeleien“ gegeben.

Karin Ritter selbst sagt, dass einer ihrer Söhne am Freitag betrunken Streit mit den Handwerkern gehabt habe. Wer aber nun angefangen habe - ihr Sohn oder einer der Arbeiter - könne sie nicht sagen. „Das war aber das erste Mal, dass es mit denen Stress gegeben hat“, betont die Köthenerin. „Wir wollen ja auch, dass die Duschen fertig werden.“ Dass es in der Unterkunft bislang keine Badewannen oder Duschen, sondern lediglich Waschbecken gibt, hat immer wieder für viel Kritik gesorgt.

Derweil befasst sich offenbar auch das Privatfernsehen wieder mit den Zuständen in der Augustenstraße. Ein Team der RTL-Sendung „Stern TV“ habe sie wieder gefilmt, berichtet Karin Ritter. Sie habe mit den Fernsehmitarbeitern allerdings nicht über die Baumaßnahme, sondern über private Streitigkeiten in der Familie gesprochen.

Auf der Homepage der Sendung indes ist in der Themenvorschau für den 6. Juni nichts über die Köthener zu entdecken. Eine Nachfrage bei der Pressestelle ergibt: Eine weitere Ausstrahlung zum Thema „Ritter“ sei vorerst noch nicht geplant, aber der Ablauf einer Live-Sendung könne sich schnell ändern.

Seit Jahren taucht die Köthener Familie immer wieder in Stern-TV-Sendungen auf. Beim ersten Mal, Mitte der 1990er Jahre, waren Ritters Söhne noch Kinder und schockierten Zuschauer zum Beispiel, in dem sie den Hitlergruß zeigten.

Familie Ritter aus Köthen findet keine Mietwohnung

Am liebsten würde Karin Ritter aus der Unterkunft ausziehen in einer Mietwohnung - sie finde aber keine. „Die Menschen in Köthen haben Vorurteile wegen meines Namens“, sagt sie. Die Bachstadt zu verlassen, komme aber auch nicht in Frage. „Einen alten Baum verpflanzt man nicht.“

Die Stadt hatte geplant, für die Bauarbeiten rund 163.000 Euro auszugeben. Ende des Jahres sollte eigentlich alles fertig sein. Die Stadt bemühe sich, Lösungen zu finden , heißt es in der Stadtverwaltung .

Karin Ritter wird mitunter von ihren Söhnen bedroht

Karin Ritter erzählt, schlimmer als der Baustopp noch seien die Aggressionen ihrer Söhne. Sie werde mitunter von ihnen bedroht, einer habe ihr Fenster eingeschlagen. Während sie das sagt, sitzt ein Teil der Angesprochenen mit im Zimmer, keiner reagiert. Dann stehen sie auf und gehen. Geburtstagsgeschenke kaufen, sagen sie und lachen. (mz)