Nach Sterilisation Nach Sterilisation: Köthener Tierheim gibt Katze nicht zurück

Edderitz/Köthen - Katze gegen Katzenbabys. Auf diesen Handel will Susanne Anke sich nicht einlassen. Die Edderitzerin ist sauer. Sie will ihre Katze zurück. Die lebt seit einigen Wochen im Tierheim. Das will die Katze nur im Tausch gegen die Katzenbabys rausgeben. Was ist passiert?
„In Edderitz rennen etliche wilde Katzen herum“, erzählt Susanne Anke. Sie würde die Tiere manchmal füttern. Eine Katze habe eines Tages vor ihrer Tür gestanden. Trächtig. Sie habe das Tier ins Haus gelassen, am nächsten Tag seien die Jungen dagewesen.
Susanne Anke wollte sich um die Tiere kümmern. Um die Mutter und ihre Kleinen. „Ich habe das unterschätzt“, sagt die Edderitzerin heute. „Auch die Kosten. Ich habe nicht nachgedacht.“ Eines sei ihr klar gewesen: Sie könne nicht alle Katzen behalten. ´Unkastriert lasse ich die aber nicht laufen“, sagte sich Susanne Anke.
Katze kommt ins Tierheim
Anke erinnerte sich an einen Beitrag im Fernsehen. In dem sei es darum gegangen, dass Tierschutzvereine wilde Katzen kastrieren würden. Sie wandte sich an den Tierschutzverein Bernburg. Der empfahl ihr das Tierheim in Köthen. Das war dankbar, dass Anke sich um die Katzen kümmert. Und half ihr weiter. Zunächst einmal bei der Frage, was bei der Aufzucht von Katzenbabys zu beachten ist.
Einige Wochen vergingen. Dann brachte Susanne Anke die Katzenmutter zur Tierärztin. Sie hatte dort bereits die Babys behandeln lassen. Die hatten Katzenschnupfen. Nun wollte die Edderitzerin die Mutter kastrieren lassen.
An diesem Tag ging es ihr nicht gut. „Mir wurde schwindelig“, sagt sie. Das Team der Tierarztpraxis rief einen Krankenwagen. Susanne Anke kam ins Krankenhaus. Christiane Goßrau behielt die Katze zunächst in ihrer Praxis. Da aber unklar war, wie lange die Edderitzerin im Krankenhaus bleiben muss, musste sich die Tierärztin noch am selben Tag nach einer anderen Lösung umsehen. Für ein paar Stunden konnte die Katze bei ihr bleiben, nicht aber für einen längeren Zeitraum. Dafür fehlten ihr einfach die nötigen Räumlichkeiten. „Ich war froh, dass mir das Tierheim die Katze abnehmen konnte“, sagt die Tierärztin.
Sie habe sich am nächsten Tag selbst aus dem Krankenhaus entlassen, erzählt Susanne Anke. Und die Katze abholen wollen. Da sei die aber schon im Tierheim gewesen. Sie habe dort angerufen und erfahren, dass man die Katze nur gegen die Katzenbabys herausgeben würde. „Ich war wütend“, sagt Susanne Anke. Sie habe sich auf den Weg ins Tierheim gemacht. „Ich wollte mein Eigentum abholen“, sagt sie. Die Edderitzerin berief sich darauf, dass die Katze jetzt ihr gehört.
So reagiert das Tierheim
Camilla Nater vom Tierheim sieht das ein wenig anders. „Es kann sein, dass die Katze vermisst wird“, sagt sie. Susanne Anke hätte eine Fundtieranzeige machen müssen. „Die Katze gehört ihr nicht“, sagt auch Christiane Goßrau. Sie sei eine Fundkatze und gehöre ins Tierheim.
Das will die Katze übrigens nur deshalb im Tausch gegen die Jungen herausgeben. Weil Susanne Anke das Tier auf Kosten des Tierheims kastrieren ließ. Das sei so abgesprochen gewesen, behauptete Susanne Anke gegenüber der Tierärztin. Das Tierheim bestreitet das. Es will durch die Vermittlung der Katzenbabys wenigstens einen Teil der Kosten der Kastration wieder reinbekommen. Und bis dahin selbst dafür sorgen, dass es den Katzenbabys gut geht. Denn im Tierheim würden die Kleinen tierärztlich versorgt werden.
Camilla Nater ärgert, dass die Edderitzerin die kleinen Katzen auch noch auf Kosten des Tierheims entwurmen lassen wollte. „Ich kann nicht von jedem die Babys versorgen“, sagt die Mitarbeiterin des Tierheims. Erst recht nicht, wenn sich Susanne Anke darauf berufe, dass es ihre Katze sei. „Dann sind es auch ihre Kosten“, sagt Camilla Nater. „Und nicht unsere.“
Vorwurf der Tierquälerei
Susanne Anke wirft dem Tierheim nun Tierquälerei vor. „Die haben die Mutti behalten, obwohl die wussten, dass die Welpen erst sieben Wochen alt waren“, sagt sie. Die Jungen hätten nicht von ihrer Mutter getrennt werden dürfen.
Doch. Sie hätten sogar getrennt werden müssen, meint Camilla Nater. „Du kannst eine sterilisierte Katze nicht mehr zu ihren Kitten setzen“, sagt sie. Die Mutter hätte schließlich eine Wunde am Bauch gehabt, die kleinen Katzen hätten nicht mehr trinken können.
Susanne Anke macht dem Tierheim noch einen Vorwurf. „Sie hätten die Babys verrecken lassen“, sagt sie. Sie hätte schließlich länger im Krankenhaus sein können. Dann wären die Katzenbabys verdurstet und verhungert.
Auch das will Camilla Nater so nicht stehen lassen. „Wenn sie sich bis mittags nicht gemeldet hätte, wären wir mit Ordnungsamt und Polizei dort hingefahren“, sagt sie. Mit Unterstützung deshalb, weil das Tierheim nicht einfach so Tiere aus Häusern oder Wohnungen holen darf.
Eine Adresse von Susanne Anke hatte Camilla Nater zwar nicht. „Und wenn ich das ganze Dorf gefragt hätte. Hauptsache ich hätte die Kleinen gefunden. Die Katzenbabys wären rausgeholt worden“, betont die Mitarbeiterin des Tierheims.
Katzen suchen ein Zuhause
Camilla Nater und Roswitha Lehmann, die sich im Tierheim seit Jahren um die Katzen kümmert, ärgern sich. Sie hätten Susanne Anke geholfen, ihr sogar noch einen Korb mit Decke zur Verfügung gestellt. Sie hätten die Edderitzerin beraten, wie Katzenbabys zu füttern seien. Und jetzt das. Auch Christiane Goßrau ist sauer. Sie hätte am Tag der Kastration eigentlich gar keine Zeit gehabt, die Katze zu operieren. Sie dann aber noch dazwischengeschoben.
Zwischen Susanne Anke und dem Tierheim herrscht Funkstille. Die Edderitzerin sucht ein Zuhause für die kleinen Katzen. Und das Tierheim für deren Mutter. (mz)
