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MS «Giebichenstein» ankert im Teich

Von HELMUT DAWAL 15.09.2009, 16:12

GROSSPASCHLEBEN/MZ. - Das "Erlebnis- und Schulschiff Motoryacht Giebichenstein" hat seinen letzten Hafen gefunden. Dienstagmorgen wurde das Schiff in einen Teich des Freizeit- und Ferienhofes Großpaschleben gesetzt. Familie Nickel, Inhaber des Ferienhofes, hat es gekauft und will darin ein Café einrichten.

"Wir wollen damit für unsere Gäste ein weiteres Highlight bieten", sagte Wolfgang Nickel. Ein Café sei schon länger geplant gewesen, doch es sollte sich von anderen unterscheiden. "Dafür eine bauliche Hülle zu schaffen, das kann jeder. Wir wollten aber etwas Besonderes machen, das zu unserer Freizeiteinrichtung passt. Und ein Schiff hat ja mit Wasser und Teichen zu tun", erklärte Nickel.

So gingen Nickels auf Suche, wandten sich an verschiedene Werften und wurden schließlich in Mukrena an der Saale fündig. Hier hatte die "Giebichenstein", die zuletzt als Schulschiff diente, auf dem man den praktischen Teil zum Schiffsführerschein erlernen konnte, ihren Ankerplatz. "Der Eigner hat es aus finanziellen Gründen zum Verkauf angeboten, wir haben es dann genommen", so Wolfgang Nickel.

Noch bevor das Schiff seine Reise nach Großpaschleben antrat, wurde es für seinen künftigen Einsatz vorbereitet. Da es nicht mehr fahren wird, erfolgte laut Nickel eine Entkernung. "Motor, Getriebe, Tank, all das haben wir ausbauen lassen", schilderte Nickel. Zudem seien der Unterboden und all die im Wasser liegenden Teile konserviert worden. Für den Transport mussten zudem Aufbauten wie Reling, Mast, Antenne und Scheinwerfer demontiert werden, die aber wieder angebaut werden.

Montagabend war es dann so weit: Die "Giebichenstein" wurde aus der Saale gehievt und auf einen Schwerlasttransporter verladen. Um 21.15 Uhr startete Kraftfahrer Carsten Schauer von der Firma TAS Logistik Roßlau und hatte bereits eine Stunde später mit dem 26 Meter langen Tieflader, auf dem sich das 18,5 Tonnen schwere Schiff befand, Großpaschleben erreicht. "Es lief alles reibungslos, wir hatten keinerlei Probleme", sagte Hans-Dieter Schulze, der das Begleitfahrzeug steuerte. Solche großen Teile zu fahren, sei nichts Ungewöhnliches. "Wir transportieren auch im Kranbau Köthen gefertigte Teile sehr häufig", sagte Schulze.

Dienstagmorgen dann richteten sich die Augen viele Schaulustiger auf Kranführer Dietmar Lampe, der zum Rodlebender Schwerlasttransport- und Autokranunternehmen Buller gehört. Nachdem alle Seile und Gurte um den Schiffskörper gelegt waren, ließ er die "Giebichenstein" sanft in die Lüfte schweben und setzte sie ebenso sanft im Teich ab. Die Befürchtung, dass durch die Last des großen Schiffes das Wasser überschwappen könnte, war unnötig. Wolfgang Nickel zeigte sich erleichtert, dass alles gut abgelaufen war, und machte sich mit Helfern daran, das Schiff festzutäuen.

Bis auf der "Giebichenstein" das erste Mal Kaffee und Kuchen konsumiert werden können, wird es noch einige Zeit dauern. Zunächst muss der Innenausbau erfolgen. "Wir wollen nächstes Jahr zu Ostern fertig sein", nannte Wolfgang Nickel ein zeitliches Ziel. Das Café soll 25 Plätze im Unterdeck und weitere 25 auf dem Sonnendeck haben. Es wird weitgehend behindertengerecht gestaltet, allerdings mit einer Einschränkung: Rollstuhlfahrer werden laut Nickel nur in das Unterdeck gelangen können, nach oben aber nicht. Um dafür Auffahrten zu schaffen, reiche der Platz nicht aus.

Die "Giebichenstein" hat mit Großpaschleben fast wieder ihre Heimat erreicht. Denn nach Angaben des vorherigen Besitzers wurde das 17,5 Meter lange und 3,5 Meter breite Schiff im Jahr 1961 auf der Werft in Aken gebaut, um danach auf der Saale zu fahren.