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Mit Jagdgericht und Bärentrunk

Von Judith Kadow 23.10.2006, 15:07

Susigke/MZ - Doch wer glaubt, dies wäre eine einfache Übung, hat sich getäuscht. Wie überall im Leben galt es auch hier, gewisse Regeln einzuhalten. Diese erläuterte Petschel, auch als Master bezeichnet, vor dem großen Aufbruch. Kräftig unterstützt von einer Gruppe Hornbläsern, die später die Gespanne anführen sollten, verkündete der Master, dass er zum einen von niemandem, bis kurz vor Schluss der Jagd, überholt werden dürfe. Geschehe dies doch, so gebe es dafür später eine Strafe. Wenn ein Reiter Helm, Tremse oder sonstige Ausrüstungsgegenstände während der Jagd verliert, drohen ebenfalls Strafpunkte.

Carolina Jungmann vom Reit- und Fahrverein Susigke war eine von zwei Damen, die die einzelnen Verstöße genau notierten und vermerkten. "Es werden einige Reiter zu bestrafen sein. Hindernisse wurden beschädigt, Schnäpse unterwegs von den Gespannen geholt und einige Gegenstände gingen verloren. Aber es sind alle gesund wieder zu Hause angekommen", zog Frau Jungmann ein kleines Zwischenfazit.

Gut gelaunt und bei schönstem Sonnenschein, setzten sich 15 Reiter und zwölf Gespanne in Bewegung. Dabei hatten die Pferde vor den Gespannen einiges zu ziehen. Nicht nur dass die Gespanne meist voll besetzt waren. Neben Reiseproviant und etlichen Sitzkissen waren viele Beteiligte mit Getränken aller Art bewaffnet und bereit, die Fuchsjagd in Angriff zu nehmen. Mit dem größten Aufgebot wartete die einheimische Familie Semmler auf, die mit einem Dutzend Familienmitgliedern einen der größten Wagen komplett ausfüllte. Sie sorgten unterwegs zusammen mit den Hornbläser für ausgelassene Stimmung und keinerlei Langeweile.

Es galt, dem Master folgend, etwa 30 Kilometer zurückzulegen. Dabei waren zwischen Susigke und Chörau für die Reiter einige Hindernisse aufgebaut worden, die sie überspringen konnten, aber nicht mussten. Zum Mittag wurde bei Chörau Rast eingelegt. Dank einer Gulaschkanone konnten sich alle Beteiligten für den Rest der Strecke stärken. Reppichau bildete die letzte Station der Fuchsjagd, bevor es langsam nach Susigke zurück ging.

Kurz hinter Reppichau wurde der neue Master ermittelt. Dazu fand auf einer großen Wiese ein Galopp statt, indem es galt, Petschel den Fuchsschwanz vom Arm zu reißen. Dies gelang dieses Jahr Lutz Semmler vom Susigker "Semmler-Clan". Doch damit war der Tag noch nicht zu Ende. Am Abend fand in der Dorfkneipe der traditionelle Bärentrunk statt. Alle Reiter mussten sich nun vor dem Jagdgericht, das aus drei Mitgliedern besteht, für ihre Regelverletzungen verantworten. Man konnte sich für schuldig erklären und musste je nach Schwere der Vergehen mehr oder weniger Schnaps trinken oder konnte sich frei kaufen. "Da die meisten aber zu knauserig sind, trinken sie lieber einen", erklärte Frau Jungmann.

Die Schnäpse haben es allerdings in sich, wusste Frau Jungmann zu berichten: "Da kommt alles rein, was sich so in einer Kneipe findet. Ketchup, Senf, Schnaps, Kräuterlikör. Alles. Das Ekligste was es gibt". Nun lag es am Jagdgericht, wie viel der einzelne Reiter von diesem Gebräu zu trinken hatte. Aber eines ist tröstlich: Bis jetzt hat es noch jeder überlebt.