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MZ-Weihnachtserie Mein besonderes Weihnachtsfest: Als frisch gebackene Mama auf Station im Köthener Krankenhaus

Im Dezember 1983 bringt die Köthenerin Christine Klemens Tochter Antje zur Welt - früher als gedacht. Ihr erstes gemeinsames Weihnachtsfest verbringen die beiden in der Klinik. Welche schönen Erinnerungen sie an diese besonderen Tage hat.

24.12.2024, 11:00
Bei selbst gebackenen Plätzchen denkt Christine Klemens aus Köthen (r.) an die Adventszeit 1983, als Tochter Antje (l.) zur Welt kam.
Bei selbst gebackenen Plätzchen denkt Christine Klemens aus Köthen (r.) an die Adventszeit 1983, als Tochter Antje (l.) zur Welt kam. Foto: Ute Nicklisch

Köthen/MZ. - Weihnachten daheim, in Familie - der Baum im Wohnzimmer, das Festtagsessen in der Küche. So sieht für die meisten der perfekte Heiligabend aus. Aber manchmal sind höhere Mächte im Spiel, die einen nicht zu Hause feiern lassen, obwohl eigentlich alles ganz anders geplant war. So war es bei Christine Klemens aus Köthen im Jahr 1983, als sie schwanger war.

Wahrscheinlich war es das Radfahren. Das jedenfalls ist Christine Klemens’ Theorie, warum bei ihr schon Mitte Dezember 1983 die Fruchtblase platzte, obwohl der errechnete Geburtstermin für ihre Tochter doch im Januar lag.

Eine gefährliche Radfahrt

Am 15. Dezember war die Köthenerin gerade auf dem Weg zum Weihnachtmarkt. Per Rad. Doch der Boden rund um die Liegewiese war gefroren. „Ich hatte Mühe, nicht vom Rad zu fallen“, erinnert sich die heute 74-Jährige. Gestürzt ist sie nicht und auch der Weihnachtsmarktbesuch danach verlief ohne große Vorkommnisse. Aber zu Hause platzte dann die Fruchtblase.

Mit dichter Haarpracht kam die kleine Antje zur Welt.
Mit dichter Haarpracht kam die kleine Antje zur Welt.
(Repros: Klemens)

Im Krankenwagen wurde Christine Klemens in die Köthener Klinik gebracht. Am 16. Dezember kam Tochter Antje per Kaiserschnitt auf die Welt, mit dichter schwarzer Haarpracht und etwas über 3.000 Gramm. An die Geburt selbst hat Christine Klemens, die in Vollnarkose lag, keine Erinnerung mehr. Dafür aber an die folgenden Wochen, denn sie verbrachte mit ihrer Tochter das Weihnachtsfest im Krankenhaus im Vier-Bett-Zimmer auf der gynäkologischen Station. „Es war damals ja üblich, nach einem Kaiserschnitt zwei Wochen im Krankenhaus zu verbringen“, erinnert sie sich. Außerdem hatten die Schwestern die Bedingung ausgesprochen, dass die kleine Antje mindestens 3.500 Gramm zur Entlassung wiegen sollte.

Kekse vom Küchenpersonal

Das Weihnachtsfest in der Klinik war für Christine Klemens aber durchaus kein trauriges. „Ich kann mich da wirklich an eine sehr gute Zeit erinnern“, sagt sie heute. Die sonst eher streng angesetzten Besuchszeiten wurden erweitert. So hatte sie über Weihnachten jeden Tag Besuch. Zu essen gab es Grünkohl, Ente und Klöße, dazu selbst gebackene Plätzchen vom Küchenpersonal. Dass das Menü sehr lecker war, weiß die Köthenerin auch 41 Jahre später noch. Statt Trubel zu Hause gab es täglich Zeit zum Kuscheln mit der neugeborenen Tochter, die ihr von der Geburtsstation gebracht wurde.

Den „Babypass“ aus dem Krankenhaus hat die Familie natürlich aufbewahrt.
Den „Babypass“ aus dem Krankenhaus hat die Familie natürlich aufbewahrt.
(Repro: Klemens)

Weniger schön war eine allergische Reaktion, die sie zwischenzeitlich wegen eines Medikaments bekam. „Ich sah aus wie ein Streuselkuchen.“ Auch das gehört zu den Erinnerungen an dieses spezielle Weihnachten. Als das Medikament abgesetzt war, war auch das Problem schnell verschwunden.

Woran sich Christine Klemens auch noch erinnert: In den Unterlagen wurden in sehr direkter Formulierung vermerkt, dass sie mit ihren damals 33 Jahren eine „alte“ Erstgebärende war. „Für die damalige Zeit auf jeden Fall“, erinnert sie sich lächelnd.

Ihre Schwiegereltern erfuhren per Telegramm von der Geburt der kleinen Antje. Sie wohnten in Graal-Müritz an der Ostsee und hatten kein Telefon. „Meine Schwiegermutter erzählte mir dann später, dass der Opa beim Baumschmücken bald von der Leiter gefallen wäre, als sie ihm das Telegramm vorlas.“

Zufälle gibt es im Leben

Der Spruch „Man sieht sich immer zweimal im Leben“ passt in diese Geschichte übrigens besonders gut. Auch gleich zweimal. Denn der freundliche Mann, der Christine Klemens im Krankenwagen zu Klinik brauchte, entpuppte sich später als der Ehemann einer Arbeitskollegin.

Und der Anästhesist, der sie für den Kaiserschnitt betäubte, wurde Jahrzehnte später von Tochter Antje versorgt. Sie ist examinierte Altenpflegerin. Dass dieser Mann geholfen hatte, sie auf die Welt zu holen, habe sie anfangs nicht gewusst. „Er wird sich auch nicht daran erinnert haben, bei den vielen Operationen, bei denen er dabei war“, sagt die 40-Jährige heute. Ihr Geburtstag steht in ein paar Tagen an.

An Silvester zu Hause

So kurz vor Weihnachten Geburtstag zu haben, sei als Kind nicht leicht gewesen, sagt sie. „Die Wartezeit auf den Dezember kam mir extrem lang vor, das hat mich sehr beschäftigt. Andere Kinder haben ja auch mal im Sommer Geschenke bekommen.“ Heute sehe sie das natürlich entspannter.

Zum Ende des Jahres wurde Christine Klemens die Zeit im Krankenhaus dann doch ein wenig lang. Da sie schon zu Weihnachten dort war, wollte sie an Silvester gern zu Hause sein. Das klappte auch. Am 31. Dezember wurde sie gemeinsam mit ihrem Baby entlassen. „So konnten wir zu Hause das neue Jahr begrüßen.“