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Nach über 30 Jahren Mehr Familienzeit - Gynäkologin Claudia Leischner aus Köthen geht in den Ruhestand

Türkis zum Abschied: Mit 64 Jahren geht Claudia Leischner in den Ruhestand und freut sich aufs Lesen, Reisen und ihre ersten Spanisch-Stunden.

Von Sylke Hermann Aktualisiert: 27.12.2021, 10:00
Bis Mittag hatte Claudia Leischner noch Sprechstunde, dann kam der Maler und die Behandlungsliege landete im Praxisflur.
Bis Mittag hatte Claudia Leischner noch Sprechstunde, dann kam der Maler und die Behandlungsliege landete im Praxisflur. Foto: Sylke Hermann

Köthen/MZ - An ihrem letzten Arbeitstag soll es unbedingt türkis sein. Claudia Leischner mag die Farbe. Und wünscht sich für diesen 23. Dezember, dass das gesamte Praxisteam türkis trägt. Nach über 30 Jahren in der Gynäkologischen Gemeinschaftspraxis mit Annette Petri ist für die Köthenerin nun endgültig Feierabend. „Ich hätte nie gedacht, dass das mit dem lachenden und weinenden Auge auch mich betrifft.“ Tut es aber. Dieser Abschied ist für die 64-Jährige dann doch sehr emotional.

Das dürfte nicht zuletzt an ihren Patientinnen liegen, die sie mit lieben, sehr persönlichen Worten und Geschenken (vom handgestrickten Wollschal bis zur selbstgebastelten Weihnachtskrippe) in den Ruhestand verabschieden. Zu Hause wartet nun die große Patchworkfamilie. Vier erwachsene Kinder, sechs Enkelkinder, das jüngste nicht mal ein Jahr alt. „Wenn es anstrengend war und ich viel Stress hatte, hat mir die Familie immer Halt gegeben.“ Lange habe sie zurückstecken müssen.

Nun will Claudia Leischner ihre freie Zeit der Familie widmen - und sich selbst. Sie will vorbereitet in den Urlaub reisen und nicht am Abend zuvor in Eile Koffer packen und kaum etwas über das Ziel wissen. Sie will wandern. Viel lesen, am liebsten die nordischen Krimis. Sich ihrer großer Leidenschaft, den Sprachen, widmen. „Ich habe immer gesagt, wenn ich im Ruhestand bin, lerne ich spanisch“, erinnert sie sich. Sie spricht englisch und bulgarisch. Weil ihr Vater dort gearbeitet und sie als Kind zwei Jahre in dem Land verbracht hat. Obwohl sie ernsthaft darüber nachgedacht habe, Sprachen zu studieren, entscheidet sie sich für die Medizin. „Menschen helfen zu können, ist doch was Schönes“, findet sie.

Als Gynäkologin, überlegt sie sich während ihres Studiums, kann sie operieren, ambulant und in der Geburtshilfe arbeiten. Diese Vielseitigkeit reizt sie. 1983 fängt sie im Köthener Krankenhaus an. Im April 1991 öffnet die Gemeinschaftspraxis in der Aribertstraße. Claudia Leischner ist ihrer Partnerin Annette Petri bis heute dankbar, „dass sie mich mitgezogen hat - los, wir machen das jetzt“. Es sind glückliche, zufriedene Jahre.

„Das ist nicht nur eine ärztliche Tätigkeit. Man ist ganz eng mit den Familien verbunden und bekommt viel mit.“ Nähe zu ihren Patientinnen hat Claudia Leischner immer versucht herzustellen. „Wenn ich Zeit hatte, war ich zufrieden.“ Vor allem Zeit zum Reden. „Die sprechende Medizin“, sagt sie, „nimmt sehr, sehr viel Raum ein.“