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Marathon auf der Nähmaschine Marathon auf der Nähmaschine: Stephanie Wilke näht Corona-Masken gegen Spende für Tierpark Köthen

Von Matthias Bartl 07.05.2020, 07:52
Stephanie Wilke nähte Masken und spendete den Erlös über 500 Euro dem Köthener Tierpark. Die dort lebenden Bentheimer Schweine gehören zu den Lieblingstieren von Stephanie Wilke und ihren Söhnen Nils und Tobias (v. r.).
Stephanie Wilke nähte Masken und spendete den Erlös über 500 Euro dem Köthener Tierpark. Die dort lebenden Bentheimer Schweine gehören zu den Lieblingstieren von Stephanie Wilke und ihren Söhnen Nils und Tobias (v. r.). ute nicklisch

Köthen - Stephanie Wilke kann sich Köthen ohne den Tierpark gar nicht vorstellen. Und dies nicht erst seit jüngerer Zeit, etwa, seitdem die Kinder groß und neugierig genug sind, um bei Spaziergängen durch die Anlagen am Rand der Fasanerie ständig Neues und Interessantes zu entdecken.

„Ich bin als Kind schon oft hiergewesen“, sagt Stephanie Wilke. Der man die Tierliebe sofort abnimmt, wenn man sieht, wie schnell sie sich mit den erst wenige Wochen alten Bentheimer Schweinen anfreundet, die sich die Mutter gemeinsam mit zwei ihrer drei Kinder für den MZ-Fototermin ausgesucht hat. Wie sie den Ferkeln die Schwarte klopft. Den Rüssel krault. Tobias, acht Jahre alt, ist ebenso voll dabei, nur der kleine Nils hält sich ein bisschen zurück. Wenn man fünf Jahre alt ist, sind auch kleine Schweine eine große Sache.

Tierpark Köthen hatte in der Corona-Krise um Hilfe gebeten

Eine große Sache will Stephanie Wilke gar nicht daraus machen, dass sie in den vergangenen Tagen dem Tierpark geholfen hat. Als die Einrichtung aufgrund der Corona-Verordnungen ihre Pforten schließen musste, geriet sie schnell in finanziell unruhiges Fahrwasser, weil ein erheblicher Teil der Finanzierung des Tierparks eben über die Eintrittsgelder der Besucher generiert wird. Und aus dieser Quelle von jetzt auf gleich nichts mehr kommen konnte. Michael Engelmann bat in den Medien und in den sozialen Kanälen die Öffentlichkeit um Unterstützung.

Stephanie Wilke hatte justament, als der Tierpark seinen Hilfeaufruf veröffentlichte, Masken genäht „für mich und meine Familie“. Zuerst hatte sie dem Tierpark via Paypal eine Spende zukommen lassen. Dann kam sie auf die Idee, ihre Hilfe noch auszuweiten. „Ich habe über Facebook informiert, dass ich Masken nähen und diese für den Tierpark verkaufen würde. Die Leute sollten dafür zahlen, was sie wollten“, beschreibt sie ihre Hilfsidee. „Und ich konnte mich anschließend vor Anfragen kaum retten.“

Baumwollstoff hatte sie vorrätig; „weil ich sowieso viel nähe, für die Kinder vor allem, Mützen, Hosen, und anderes mehr“. Außerdem musste sie nicht nur auf ihren Fundus zurückgreifen, sondern bekam auch Stoff gespendet. Weil die Hilfe natürlich schnell vonnöten war, hat Stephanie Wilke, die bei einer Krankenkasse im Büro arbeitet, auch schnell genäht. Und lange. Bis nachts halb drei. Eine Woche lang.

„Es war ein Nähmaschinenmarathon“, sagt sie. Den die 38-Jährige gewonnen hat. Für den Tierpark kamen durch die fleißige Näherin 500 Euro zusammen - eigentlich 490, „aber da hat meine Freundin Katrin Diener noch mal zehn Euro draufgepackt, damit es eine runde Summe wird.“ Im Durchschnitt hätten die „Kunden“ fünf bis zehn Euro pro Maske gegeben, „aber es war auch ein Mann darunter, der hat vier Masken für 100 Euro abgenommen“.

Stephanie Wilke freut sich über die Wiedereröffnung des Tierparks in Köthen

Dass man inzwischen den Tierpark wieder besuchen kann, freut Stephanie Wilke nicht nur deswegen, weil die Truppe um Tierparkchef Engelmann dadurch wieder zu den notwendigen Einnahmen kommt. Sie freut sich vor allem deshalb, weil sie hier gern zu Gast ist. „Ein, zwei Stunden kann man immer hier spazieren gehen, Tiere anschauen, die Kinder haben einen Spielplatz und man kann ein Käffchen trinken.“ (mz)