Männer sind ängstlicher
Köthen/MZ. - "Unsere Schwestern meinen, das würden viele lesen."
Und sie übergab eine lange Liste, die sie in schöner klarer Schrift zusammengestellt hatte. Es war schon eine Menge Arbeit, die Listen zusammenzutragen - bei 380 Babys aus dem Jahr 2006. Die Namen stehen nun unten. Diejenigen, die sich wiederholen, werden nur einmal genannt. Auch die Assistenzärztin Bianka Hohmann sowie die Schwestern Christa Springer und Christine Reinsdorf unterstützten das Anliegen. Sie hatten Freitagvormittag Dienst auf der Neugeborenenstation. Und teilten der MZ allerhand Interessantes aus ihrem beruflichen Alltag mit.
Zum Beispiel zum Stichwort "Vornamen". Die meisten künftigen Mütter, die auf die Station kommen, wissen bereits, wie ihre Babys heißen werden: Der Ultraschall macht es einfach. Allerdings bietet diese Untersuchung keine hundertprozentige Sicherheit. So kommt manchmal statt eines erwarteten Mädchens ein Junge zur Welt. Oder umgekehrt.
Haben sich die Eltern bei der Namenssuche nur auf ein Geschlecht festgelegt, so ist die Not groß. Dann sind oft Rücksprachen mit dem Vater nötig. "Einmal hatten wir auch einen Fall, dass sich die Eltern bis zur Entbindung gestritten haben, wie das Baby heißen soll", erinnert sich Schwester Christa. "Zwei Tage nach der Geburt konnten sie sich aber einigen." Schwester Christa hatte in den 80er Jahren selbst ein solches Problem, als sie schwanger war. Sie und ihr Mann rechneten fest mit einem Sohn, der Stefan oder Martin heißen sollte. Es kam jedoch eine Tochter, für die erst ein Vorname gefunden werden musste. Sie heißt übrigens Kathleen.
Allerhand Geschichten kann das Personal der Frauenstation berichten. Zum Beispiel von den werdenden Vätern, die in der Regel mehr Angst vor und während der Entbindung haben, als ihre Frauen. Oder von Babys, die es ganz eilig haben und zur Welt kommen, noch bevor die Schwangere den Weg von zu Hause bis zum Krankenhaus zurücklegen kann. In 80 Prozent aller Fälle wollen übrigens die Väter - oder andere Angehörige - bei der Geburt dabei sein.
Apropos Geburtstermin. "Die allerwenigsten Babys kommen pünktlich am vorausgesagten Tag", so Bianka Hohmann. "Eine einwöchige Abweichung nach vorne oder nach hinten ist die Regel." Von der Uhrzeit her entbinden die meisten Frauen abends und nachts.
Eine ganz interessante Beobachtung konnte Ute Albrecht in den vielen Jahren ihrer Tätigkeit machen. "Am schnellsten verlaufen die Entbindungen bei zunehmendem Mond", sagt die Hebamme. "Es ist keine wissenschaftliche Erkenntnis, sondern nur meine Erfahrung." Wer weiß, vielleicht werden junge Eltern dies bei ihrer Familienplanung berücksichtigen.
Viel Zeit für Gespräche haben die Schwestern nicht. Wie auch Heidemarie Thiele, seit einem Jahr Chefärztin der Frauenklinik. In dieser Zeit wurden interessante Neuerungen eingeführt, wie z. B. ein Familienzimmer für junge Mütter und Väter. Doch Frau Thiele operierte am Freitag gerade. Außerdem waren drei Frauen "unter der Geburt": Das heißt, drei neue Erdbewohner klopften an. Übrigens: Schwangere, die im Krankenhaus tätig sind, entbinden auf der hiesigen Station, war zu erfahren. Weil sie die Qualität des Services kennen.