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Lesung in Köthen Lesung in Köthen: Sarah Tkotsch stellt ihr "Überlebensbuch" vor

Von Luisa Peine und Matthias Bartl 16.10.2014, 09:59
Sarah Tkotsch stellte im Veranstaltungszentrum ihr Buch vor.
Sarah Tkotsch stellte im Veranstaltungszentrum ihr Buch vor. ute Nicklisch Lizenz

Köthen/MZ - Zugegeben - mit 26 Jahren, da ist man ja schon längst aus der Phase der Pubertät heraus. Das weiß auch Sarah Tkotsch – dennoch erinnert sie sich noch genau, wie es ihr damals in ihrer Pubertät ergangen war. Die Schauspielerin, die unter anderem aus „Goodbye Lenin!“, etlichen „Tatort“-Folgen und von 2007 bis 2010 als Lucy Cöster in „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ bekannt und aktuell in der ARD-Serie „In aller Freundschaft“ als Julia Weiß zu sehen ist, war ein rebellischer Teenager.

„Unglaublich – ich habe die Pubertät überlebt!“, begrüßte Sarah Tkotsch die knapp 30 Zuhörer im Anna Magdalena Bach Saal im Veranstaltungszentrum Köthen und brach damit sofort das Eis. „Nicht zu wissen, wohin man gehört, was man werden möchte, ob ich zu klein, zu dick, zu dumm bin - all das ist für mich die Pubertät“, las sie vor und traf damit genau den Nerv vieler, die sich in dieser Phase befinden. „Ich fühlte mich schon total erwachsen, wusste nichts mit den Ratschlägen meiner Eltern anzufangen und lehnte sie aus Prinzip ab“, rezitierte sie, „ich wollte so selbstständig und unabhängig wie möglich sein.“ Aber dass die Nestwärme auch gerade in dieser wichtigen Lebensphase gebraucht würde, weil man merke, dass alles doch nicht so leicht sei – das merke man erst später. Es wird schnell deutlich, dass die Ich-Erzählerin auf der gleichen Ebenen wie die jungen Frauen steht, zu der sie spricht. „Wir geben Antworten, wenn wir gefragt werden – aber verbindliche Ratschläge wollen wir keine geben“, erklärte Sarah Tkotsch ihrem Publikum.

Als die Anfrage kam, ob sie Jubiläumsbotschafterin für Köthen werden wolle, hat sich Sarah Tkotsch sehr gefreut, dass man dabei an sie gedacht hatte. Aber ein bisschen hat sie auch gegrübelt: „Was muss ich als Botschafterin wohl machen?“ Als sie hörte, dass es in erster Linie ihre Aufgabe sei, allenthalben gut von Köthen zu sprechen und für Köthen zu werben, fand sie dies leicht, „denn das mache ich sowieso. Köthen hat einen tollen Charme!“

Der „Posten“ eines Botschafters für das 900-jährige Jubiläum von Köthen ist eine Idee der KKM, die dazu dient, sowohl der Stadt als auch der Säkularfeier zusätzliche Aufmerksamkeit zu verschaffen. Bisher wurden zu Botschaftern ernannt: Schlagerlegende Peter Wieland, Fernsehjournalistin Claudia Berlin, Schauspielerin Ruth-Maria Kubitschek, die Biathletinnen Franziska und Stephanie Hildebrand, der Hockey-Crack Martin Zwicker, die Schauspieler Hasso von Lenski und Sarah Tkotsch. Im November wird noch ein weiterer Botschafter gekürt.

Das, was Sarah Tkotsch aus ihrem Buch liest, das sie zusammen mit Co-Autorin Wilma Bögel schrieb, versetzt sofort zurück in die eigene Phase der Rebellion und in das „Gegen-alles-Sein“. „Ich bin dagegen, und das aus Prinzip!“ – ein Survival-Guide von zweien, die es überlebt haben: Dieser Titel sagt bereits viel über das Werk aus. Und auch, wenn das Buch bereits 2011 erschienen war, sind die Themen, die die beiden jungen Frauen darin behandeln, aktuell. Denn dass die Pubertät an keinem spurlos vorbeigeht, dürfte niemand leugnen können. Jeglichem Thema widmen sie sich, egal ob die Veränderungen des Körpers, die erste Liebe, das erste Mal, Pflichten im Haushalt – nichts bleibt außen vor. Der Leser wird immer geduzt und erhält schnell den Eindruck, die Autorinnen wirklich zu kennen. Und dass man sich mit der Ich-Erzählerin identifizieren kann und gleichzeitig auch noch hilfreiche Tipps bekommt, wie man mit bestimmten Situationen am besten umgehen könne, das wurde schnell klar. Auch die frische und jugendliche Vorstellungsweise, die Sarah Tkotsch zeigte, zog das Publikum sofort in den Bann.

Auf der nächsten Seite lesen Sie, welche Pläne Sarah Tkotsch hat.

Dass die gebürtige Köthenerin am Dienstagsabend in ihre Heimatstadt kam, war kein Zufall, wurde sie doch in den Kreis der Botschafter für das Jubiläum Köthen900 aufgenommen. „Ich dachte mir, das könnte ich ja gleich mit einer Lesung kombinieren“, erklärte die quirlige und sympathische Schauspielerin. Doch ihr Ausflug in die Schriftstellerei bleibe vorerst eine einmalige Sache. „Ich könnte mir schon vorstellen, später noch mal ein Buch zu schreiben – an dieses anknüpfend, wie man mit den Problemen in den Zwanzigern als Frau umgehen könne“, meinte die 26-Jährige.

Doch das sei reine Zukunftsmusik. Ihr Hauptfeld sei und bleibe die Schauspielerei und ihre Tätigkeit als Synchronsprecherin. Dennoch genoss sie es sehr, zurück in ihrer Heimatstadt zu sein – auch wenn sie bereits am Mittwochmorgen zurück zum Set von „In aller Freundschaft“ nach Leipzig reisen musste.

Wenige Stunden vor der Lesung hatte Sarah Tkotsch aus den Händen von Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander die Berufungsurkunde als Jubiläumsbotschafterin empfangen. Besonders freute sie sich darüber, dass ihre Großeltern Hildegard und Rudolf Tkotsch bei der Zeremonie dabei sein konnten. Die beiden Rentner sind Dreh- und Angelpunkt der Familie, „wir kommen hier mehrfach im Jahr zusammen“, so die junge Schauspielerin. Die trotz ihrer 26 Jahre schon eine lange Filmographie aufweist und demnächst ihr Darstellerspektrum um eine Mörderin erweitert - mehr darf an dieser Stelle aber noch nicht verraten werden. Und wenn sie nicht zu sehen ist, dann ist sie eben zu hören - Sarah Tkotsch ist auch als Synchronsprecherin eine vielgebuchte Akteurin.

Die Schauspielerin mit ihren Großeltern Rudolf und Hildegard Tkotsch.
Die Schauspielerin mit ihren Großeltern Rudolf und Hildegard Tkotsch.
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