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Leckeres aus Algen Leckeres aus Algen, entwickelt in Köthen: Hochschule Anhalt präsentiert auf Grüner Woche innovative Lebensmittel

Von Matthias Bartl 14.01.2020, 13:05
Carola Griehl und die Algen: Die Professorin an der Hochschule Anhalt forscht seit vielen Jahren erfolgreich an der Anwendung der Organismen als Quelle von Wirkstoffen, Lebensmitteln und Energie.
Carola Griehl und die Algen: Die Professorin an der Hochschule Anhalt forscht seit vielen Jahren erfolgreich an der Anwendung der Organismen als Quelle von Wirkstoffen, Lebensmitteln und Energie. Matthias Bartl

Köthen - Sucht man im Internet den Begriff „Algenmehl“, so spuckt allein Google rund 833.000 Ergebnisse in 0,45 Sekunden aus. Wenn man genauer sucht, findet man auch die Hochschule Anhalt unter den empfohlenen Internet-Seiten.

Was nicht wundern muss: Wenn es um Algen geht und um deren Verwendungsmöglichkeiten, gibt es in Sachsen-Anhalt wohl keine bessere Adresse als die Hochschule mit den Fachbereichen in Köthen (Angewandte Biowissenschaften und Prozesstechnik) und Bernburg (Landwirtschaft, Ökotrophologie und Landschaftsentwicklung), wo man daran forscht, Algen zu einem wichtigen Energieerzeuger der Zukunft zu machen. Und zu einem Lebensmittel. Letzteres wird auch auf den Anteil der Hochschule an der am 17. Januar in Berlin beginnenden Grünen Woche ausmachen. Dort wird es Algen-Brot aus Bernburg gebe, Algen-Bier und Algen-Eis aus Köthen.

Was sich nach kulinarischen Kuriositäten anhört, hat aber viel Potential als Lebensmittel der Zukunft

Was sich nach kulinarischen Kuriositäten anhört, hat aber viel Potential als Lebensmittel der Zukunft. „Derzeit bevölkern etwa 7,7 Milliarden Menschen die Erde“, sagt Prof. Dr. Carola Griehl aus Köthen, die seit vielen Jahren zur Anwendung von Algen forscht.

Mitte des Jahrhunderts werden es nahezu 10 Milliarden Menschen sein - sie alle wollen essen, sie alle benötigen Energie und Medikamente. Und für all das können Algen (und mehr) als Roh- und Ausgangsstoff dienen. Es gehe darum, so Griehl, den wissenschaftlichen Fortschritt wirtschaftlich nutzbar zu machen.

Ob sich Algenbrot und Algenbier allerdings allgemein auf dem Speisezettel durchsetzen werden, ist noch nicht entschieden. Und Carola Griehl ist zumindest beim Brot eher skeptisch - gute Rohstoffe allein reichen nicht aus, auch das Design müsse stimmen. Andererseits sei dies eine Momentaufnahme - andere Zeiten könnten auch andere Sichten mit sich bringen.

Die Algen wirken immunstimulierend, entzündungshemmend und antikarzinogen

So gesehen ist die IGW ein Testfeld auch für ungewöhnliche Lebensmittel wie solche auf der Basis phototropher Organismen wie Spirulina platensis oder Chlorella vulgaris, wie die beiden gängigsten an der Hochschule genutzten Algenarten heißen. Spirulina beispielsweise liefert mit Phycocyanin nicht nur den blauen Proteinfarbstoff für das Algen-Bier, einer Gemeinschaftsproduktion von Carola Griehl und Prof. Jean Titze, der an der Hochschule Lebensmitteltechnologie pflanzlicher Produkte lehrt, oder das Algen-Eis, sondern wirkt darüber hinaus immunstimulierend, entzündungshemmend und antikarzinogen.

Womit der Bogen weit über den Speiseplan hinaus geschlagen wird - nicht ohne Grund soll in wenigen Wochen an der Hochschule in Köthen das Zentrum Naturstoff-basierte Therapeutika eröffnet werden. Wo dann künftig Wirkstoffe und wirkstoffangereicherte Produkte aus Algen und Pflanzen für den Pharma-, Kosmetik und Lebensmittelbereich erforscht und hergestellt werden sollen. (mz)

Die Professoren Carola Griehl und Jean Titze beim Test des frischgebrauten Algen-Biers im Sommer 2019.
Die Professoren Carola Griehl und Jean Titze beim Test des frischgebrauten Algen-Biers im Sommer 2019.
Matthias Bartl