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Kutschfahrt nach Köthen Kutschfahrt nach Köthen: Theaterstück frei nach Leo Löwenthal feiert in Gröbzig Premiere

Von Doreen Hoyer 17.07.2019, 05:00
Abschied vor dem Aufbruch zur Kutschfahrt. Das Stück basiert auf einer Geschichte von Leo Löwenthal.
Abschied vor dem Aufbruch zur Kutschfahrt. Das Stück basiert auf einer Geschichte von Leo Löwenthal. Ute Nicklisch

Gröbzig - Zwischen Gröbzig und Köthen liegen etwa 15 Kilometer. Mit dem Auto ist das heutzutage eigentlich keine Entfernung. Mit der Pferdekutsche, einer voll besetzten noch dazu, konnte die Strecke ungleich beschwerlicher werden. Nachzulesen ist das in einer Geschichte des Mundartschriftstellers Leo Löwenthal (1855-1925).

Wie diese schrille Fahrt über Pfaffendorf und Edderitz ablief und was dabei schief ging, werden Besucher am 31. August im Museum Synagoge Gröbzig erfahren. Dann feiert dort ein besonderes Theaterstück Premiere, für das schon seit Monaten eifrig geprobt wird. Eine Gruppe von gut einem Dutzend Gröbzigern, aber auch Unterstützern aus Werdershausen, Wieskau und Köthen bringen Löwenthals Geschichte als Theaterstück auf die Bühne.

Regie führt Silke-Kristin Lieder-Schulze. Sie hat eine besondere Beziehung zum Mundartschriftsteller, ihre Großeltern lebten in Löwenthals Geburtshaus in der Bernburger Straße. „Junge Leute heute kennen Leo Löwenthal kaum noch“, bedauert die Leiterin eines Friseursalons.

Eine Truppe aus Laien-Darstellern, die gut zusammen funktioniert

Das wollte sie ändern, die Idee dazu sei nach und nach im Salon entstanden, zum Beispiel im Gespräch mit Manuela Sturm. Sie habe dann gezielt Bekannte angesprochen, ob sie mitmachen wollten, erinnert sich Lieder-Schulze. „Ganz gezielt.“ Entstanden sei eine Truppe, die gut zusammen funktioniere. Und in der Jens Carlsen der Hahn im Korb ist. Der Gröbziger ist der einzige Mann in der Theatergruppe - und als solcher prädestiniert, um Leo Löwenthal selbst darzustellen. „Ich schreibe quasi auf der Bühne die Geschichte und gleichzeitig wird sie dem Publikum gezeigt“, verrät er.

Kurzerhand angesprochen, von der Idee überzeugt und mit im Boot war auch Anett Gottschalk, die Leiterin des Museums Synagoge Gröbzig. Große Teile des Bühnenbildes sind bei der Probe Anfang Juli schon aufgebaut, Kostüme gibt es auch und den ein oder anderen überraschenden Effekt - mehr aber will Gottschalk noch nicht verraten. Sie selbst spielt nicht mit. „Aber ich mache alles drum herum.“

Technische Aufgaben und die Versorgung der Schauspieler beispielsweise. Die sind allesamt Laien auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Und lernen, dass es einiges zu beachten gibt. „Die deutliche Aussprache der Worte im Dialekt, dass man ins Publikum spricht, nicht zu schnell wird, die richtige Lautstärke hat“, zählt Anne-Katrin Wittig einige Punkte auf. Auf solche Dinge achtet nicht nur Regisseurin Silke-Kristin Lieder-Schulze.

Umrahmt werden soll das Stück von jiddischer Musik

Unterstützung kommt auch von Maria Hengst von der Musikschule Köthen. Sie arbeitet mit den Schauspielern an deren Stimmen. Umrahmt werden soll das Stück von jiddischer Musik. Zudem seien extra für diesen Anlass ein dreistimmiger Satz und die Begleitmusik für die Instrumente komponiert worden, erzählt Silke-Kristin Lieder-Schulze, die sich bei dieser Gelegenheit sowohl bei Hengst als auch bei Doktor Andreas Schütte für die Unterstützung bedankt. Auftreten werden vier Sänger und drei Musiker an Cello und Gitarren. Klar wird: Hier wird geklotzt, nicht gekleckert. Aufwand werde nicht gescheut, betont die Regisseurin.

Deshalb soll es bei einer Vorstellung auch nicht bleiben. Eine weitere ist für den 2. November geplant, eine dritte für Mai 2020. Unterstützt wird das Projekt finanziell durch die Initiative „Demokratie leben“ in diesem Jahr sowie von der Aktion „Vereinstaler“ der Köthen Energie, wobei diese Mittel 2020 verwendet werden sollen.

Knapp 60 Sitzplätze gibt es in der Synagoge. „Es wird definitiv voll“, ist sich Anett Gottschalk sicher. Der Vorverkauf beginnt am 31. Juli. Eine Karte kostet fünf Euro. (mz)