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Kunstschmiede in Reppichau Kunstschmiede in Reppichau: Mitarbeiter schwitzen das ganze Jahr über am Schmiedefeuer

Von Stefanie Greiner 29.07.2019, 12:46
Wird das Schmiedefeuer entfacht, kommt Frank Schönemann bei seiner Arbeit so richtig ins Schwitzen.
Wird das Schmiedefeuer entfacht, kommt Frank Schönemann bei seiner Arbeit so richtig ins Schwitzen. Ute Nicklisch

Reppichau - Wenn Radiomoderatoren vom Hochsommer schwärmen und euphorisch die nächste Hitzewelle ankündigen, schüttelt Frank Schönemann den Kopf. Er stellt sich dann immer vor, wie die Sprecher im klimatisierten Büro sitzen. Während er und seine Kollegen draußen bei Temperaturen jenseits der 30 Grad in der Sonne schwitzen oder ihnen bei 100 Grad in der Werkstatt am Schmiedefeuer der Schweiß vom Körper tropft.

Der 54-Jährige arbeitet in der Kunstschmiede Schönemann in Reppichau. Sein Vater, der ebenfalls Frank Schönemann heißt, hat die Schmiede 1993 in dem kleinen Dorf gegründet. Vor 44 Jahren hat sich der heute 77-Jährige als Kunstschmied selbstständig gemacht.

Junior und Senior können sich keinen schöneren Beruf vorstellen. Auch bei diesen Temperaturen nicht. Sie lieben die Abwechslung, die ihre Arbeit mit sich bringt. Mal restaurieren die Schönemanns und ihre Mitarbeiter das verschnörkelte Eingangstor eines Botschaftsgeländes, mal tüfteln sie an einer modernen Stele für den Garten. „Zum Glück brauchen wir das Schmiedefeuer nicht jeden Tag“, sagt der Firmengründer. Denn die Arbeit sei schweißtreibend.

„Vor dieser Hitze schützen kann man sich nicht“, sagt Frank Schönemann

Die Glut des Schmiedefeuers hat rund 1.100 Grad. Für denjenigen, der am Feuer steht, ist es deutlich weniger. 100 Grad, schätzt sein Sohn, dürften es aber auch sein. „Vor dieser Hitze schützen kann man sich nicht“, sagt Frank Schönemann jun. „T-Shirt, kurze Hose. Viel mehr kann man nicht machen.“

Morgens um vier wird die Werkstatt gelüftet. Das bringt zumindest ein wenig Abkühlung. Die Werkstatt heizt sich aber schnell wieder auf - vor allem, wenn das Schmiedefeuer lodert. 28 Grad und höher sind da schnell wieder drin.

Junior und Senior stellen ihren Mitarbeitern ausreichend Wasser zur Verfügung und versuchen, durch vorgezogene Arbeitszeiten die Belastung durch die Hitze wenigstens ein wenig zu minimieren. Sie fangen bei diesen Temperaturen zeitiger mit ihrer Arbeit an. Um fünf statt halb sieben. Klar, räumt Frank Schönemann jun. ein, müssten viele dann schon um vier aufstehen. Dafür sei aber auch halb zwei Feierabend. Ein Argument, das überzeuge. Für die Kunstschmiede arbeiten insgesamt zehn Leute.

In Reppichau steht vieles, was aus der Kunstschmiede kommt

Die stehen nicht alle in der Werkstatt in Reppichau. Die Firma hat viele Außenaufträge. Bei 30 Grad und mehr draußen seien Arbeiten in der Werkstatt mitunter angenehmer als Arbeiten im Freien, merkt der Sohn des Firmengründers an.

Welche Temperatur ihm bei der Arbeit am Schmiedefeuer am liebsten ist? Winterliche Temperaturen? Frank Schönemann jun. schüttelt den Kopf. Da würde man schwitzen und frieren. Am Bauch schwitzen, am Rücken frieren. Zehn bis 20 Grad seien optimal, sagt er.

In der Werkstatt stehen Junior und Senior heute eher selten, früher war das anders. Gerade in den Anfangsjahren hat Frank Schönemann alles selbst gemacht - vom Entwurf bis zur Umsetzung. Heute ist der 77-Jährige froh, ein Team hinter sich zu haben, das seine Entwürfe umsetzt und sich mit Ideen einbringt.

In Reppichau steht vieles, was aus ihrer Kunstschmiede kommt. Die Figuren am Lutherplatz zum Beispiel. Aktuell arbeiten die Mitarbeiter an Elementen für den Ritterspielplatz. Auch Kirchen der Region tragen die Handschrift der Schmiede. Die Kirche in Prosigk zum Beispiel. Oder die Agnuskirche in Köthen. (mz)

In Mosigkau hat sich Frank Schönemann 1975 mit einer Firma für Metallgestaltung und Schmiedekunst selbstständig gemacht. Seit 1993 ist die Schmiede in Reppichau zu finden.

Frank Schönemann sen. hat Metallgestaltung an der Burg Giebichenstein in Halle studiert, Frank Schönemann jun. Metallrestauration in Venedig.

Neben Schmiedefeuer und Amboss ist auch diese Lochplatte unverzichtbar in der Werkstatt.
Neben Schmiedefeuer und Amboss ist auch diese Lochplatte unverzichtbar in der Werkstatt.
Ute Nicklisch