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Kulturförderung im Kreis Kulturförderung in Anhalt-Bitterfeld: Trotz Bemühungen aus Wülknitz - Köthener Ortsteil geht leer aus

Von Matthias Bartl 21.07.2019, 07:00
Die Elbestadt Aken erhielt unter anderen Fördermittel für die Ertüchtigung der Stadtkirche St. Marien.
Die Elbestadt Aken erhielt unter anderen Fördermittel für die Ertüchtigung der Stadtkirche St. Marien. Ute Nicklisch

Köthen/Wülknitz - Die Summe war schon exorbitant. Satte 250.000 Euro hatte der Kulturausschuss des Landkreises auf seiner Sitzung im Juni für Projekte unter dem Motto „Kultur im ländlichen Raum“ vergeben; allein die Stadt Aken hatte dabei - als Krösus unter den Beteiligten - mehr als 62.000 Euro für diverse Vorhaben generieren können.

Das war deutlich mehr als die Stadt Köthen einheimsen konnte: Köthen bekam präzise null Euro. Nichts. Gar nichts. Allerdings konnte das auch gar nicht anders sein, denn aus keinem der Ortsteile der Kreisstadt (und nur die passten überhaupt in die Schublade „ländlicher Raum“) war auch nur der kleinste Antrag zur Begutachtung in Verwaltung und Ausschuss angekommen.

Ausschussvorsitzender Ronald Mormann (SPD) schien geahnt zu haben, dass dies noch Nachfragen nach sich ziehen würde - wie es im Köthener Stadtrat dann auch passierte - und hat gleich eine Deutung vorgelegt: „Wer sich nicht beworben hat, hat entweder die Ausschreibung gar nicht erst gelesen, hatte keine Lust auf die Arbeit oder keine Idee“, sagte Mormann auf der Ausschusssitzung.

Nicht Kommunen, sondern nur Vereine können Antragsteller für Kulturprojekte im Kreis sein

Da kann Katrin Krietsch nur den Kopf schütteln, denn alle drei Varianten treffen auf die Ortsbürgermeisterin von Wülknitz nicht zu. Dennoch hatte der Ortsteil von Köthen am Ende keine Chance, sich in dem Rennen um die Landkreis-Wohltaten zu beteiligen. Krietsch hatte damals den von Landrat Uwe Schulze unterzeichneten Brief, in dem auf die Zuschussmöglichkeit hingewiesen wurde, „selbstverständlich gelesen“.

Und nicht nur das: „Ich habe mich auch an die Stadtverwaltung gewendet und selbst einen Brief an die Wülknitzer Bürger geschrieben.“ Sowohl um sie von den Möglichkeiten in Kenntnis zu setzen und als auch um Ideen für eventuelle Projekte herauszukitzeln. Am 17. Oktober 2018 haben man darüber außerdem in der Sitzung des Ortschaftsrates gesprochen.

Gebracht hat das alles nichts, zumal zwischendurch seitens des Landkreises noch ein paar Präzisierungen nachgereicht wurden: „Ich hatte im zuständigen Amt angerufen und erfahren, dass nicht Kommunen, sondern nur Vereine Antragsteller sein konnten und dass die Mittel nicht mit der Gießkanne verteilt würden, sondern es um die Unterstützung besonderer Vorhaben ging.“ Dieses „Leuchtturm“-Prinzip hat man allerdings beim Landkreis nicht gänzlich durchhalten können, wie man aus der Projektliste unschwer herauslesen kann.

Wülknitzer Kulturscheune brachte sogar ein Konzept bei der Ortsbürgermeisterin vorbei

In Wülknitz allerdings sprach die Ortsbürgermeisterin nach der Auskunft des Landkreises die Vereine des Ortes an: die Kulturscheune, die Feuerwehr, den Sportverein. Und tatsächlich brachte die Kulturscheune ein Konzept bei Katrin Krietsch vorbei, nach dem man die Mittel für die Veranstaltungen verwendet hätte, die der Verein traditionell durchführt: zwei Behindertentanzveranstaltungen, Erntedank und anderes mehr. Gut und gern besuchte Veranstaltungen - aber keine Leuchttürme, die also weit in die Region strahlen würden.

Ehe freilich der Antrag der Kulturscheune gestellt werden konnte, erhielt die Ortsbürgermeisterin ein weiteres Schreiben vom Landkreis - mit veränderten Förderrichtlinien. Sie habe Konzept und Landkreisschreiben an den Chef der Kulturscheune gegeben, sagt Krietsch: „Und da war schnell klar, dass es von dort keinen Antrag mehr geben würde.“

Der Aufwand sei zu hoch für die Vereine, sagt die Ortsbürgermeisterin von Wülknitz

Der Aufwand sei zu hoch für die Vereine, sagt die Ortsbürgermeisterin: „Die Mitgliedschaft ist in den zurückliegenden Jahren geschrumpft. Die Leute fahren zig Kilometer auf Arbeit, kommen oft erst spätabends nach Hause.“ Da setze man sich nicht noch hin und schreibe Antragskonzepte, um vielleicht am Ende einen Zuschuss für eine Sache zu bekommen, die man gar nicht bewältigen kann. „Da wird niemand etwas extra ins Leben rufen. Das schaffen wir gar nicht.“

Dies alles habe nichts mit dem Landkreis oder der Stadt zu tun. „Wir haben alle Unterstützung bekommen“, resümiert Katrin Krietsch. Sie selbst habe sich auch nichts vorzuwerfen, nachdem sie „allen auf die Nerven gegangen“ sei. „Aber wir, und da spreche ich nur für Wülknitz, sind schon zufrieden, wenn wir es angesichts der immer kleiner werdenden Vereine schaffen, das am Leben zu erhalten, was bereits existiert.“ Daran werde sich auch beim nächsten Mal nichts ändern: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es aus Wülknitz dazu einen Antrag gibt.“ (mz)

22 Anträge für das Projekt „Kultur im ländlichen Raum“ waren beim Landkreis eingegangen. Ein Großteil wurde gefördert, ohne dass Eigenmittel verlangt waren.

Darunter waren auch Vorhaben ohne „Leuchtturmcharakter: Schautafeln für Reuden etwa oder eine Tischtennisplatte für Dobritz oder die Sanierung einer Litfaßsäule in Zscherndorf.