Köthener Studententage Köthener Studententage: Vom Schrottplatz in die Arena

köthen/MZ - Sascha Greb ist siegessicher. „Die spektakulärste Fahrt werden wir wahrscheinlich machen“, sagt der 27-Jährige. Er geht heute beim Seifenkistenrennen auf dem Campus an den Start. Der Wettbewerb ist einer der Höhepunkte der 42. Köthener Studententage.
Dass er nicht - wie in den Vorjahren - auf dem Marktplatz stattfindet, hängt mit der dünnen Besetzung aufseiten der Organisatoren zusammen. Es haben sich nicht genug Helfer gefunden, um die Veranstaltung im Stadtzentrum abzusichern. Ein Bruch mit der Tradition ist das keineswegs. Das Seifenkistenrennen fand 2005 erstmals auf dem Marktplatz statt. Zuvor waren die Teilnehmer in ihren zusammengezimmerten Gefährten auch schon über den Campus geheizt.
Teile kommen vom Schrottplatz
Den Pokal für die schnellste Seifenkiste in den Händen halten sieht sich Sascha Greb nicht. Sein Fahrzeug wiegt - so schätzt der Student der Lebensmitteltechnologie - bestimmt 200 Kilogramm. Die beiden Anschieber werden sich ganz schön ins Zeug legen müssen. Einer ist der 27-Jährige selbst. „Das lasse ich mir nicht nehmen“, sagt er. Schließlich habe er etliche Stunden Zeit in den Bau der Seifenkiste gesteckt.
Eine Inspiration? Die habe er schon gehabt. Irgendwie zumindest. „Wir mussten uns nach den Teilen richten“, sagt Sascha Greb und lacht. Im März hatte er sich auf den Weg zum Schrottplatz gemacht, um die nötigen Bausteine für sein Fahrzeug zusammenzusuchen. Und wurde fündig.
Preise für schönste und schnellste Fahrerin
Ein alter Handwagen drängte sich als Unterbau auf. Der Student fand auch noch ein paar Metallteile. Von einem Bekannten bekam er einen alten Schulstuhl, der zusammen mit einem Bürostuhl einen idealen Sitz für den Fahrer - Pardon, für die Fahrerin - abgeben würde. Die Regeln für das Rennen sehen ausschließlich eine weibliche „fahrzeugführende Person“ vor. Für die schönste Fahrerin gibt es eine gesonderte Kategorie. Und damit auch einen Preis.
Sechs Seifenkisten gehen heute auf dem Campus der Hochschule Anhalt in Köthen an den Start. Am Ende des Wettbewerbs gibt es einen Preis für das schnellste Fahrzeug, die spektakulärste Fahrt, die schönste Fahrerin, die schönste Seifenkiste und für den Gesamtsieger. Ohne Regeln läuft das Rennen nicht ab:
Teilnehmer müssen mindestens 16 Jahre alt sein.
Die Seifenkiste muss wenigstens über drei, höchstens aber über fünf Räder verfügen.
Der Radstand sollte maximal 1,20 Meter betragen.
Das Fahrzeug muss sich lenken lassen.
Der Antrieb erfolgt nur mit Muskelkraft.
Höchstens zwei Personen dürfen die Seifenkiste auf der Strecke anschieben.
Im Fahrzeug darf nur eine Frau sitzen. Die Insassin muss einen Helm auf dem Kopf haben.
„Wir planen eine schöne Show“, sagt Sascha Greb. Mit „wir“ meint er das Team des Hochschulfunks. Für das nämlich geht das Fahrzeug ins Rennen, an dem er seit einigen Wochen tüftelt.
Mit einem Motorrad will der Student die Seifenkiste auf den Platz ziehen. In die Arena, wie er sagt. Eigentlich wollte er für den Auftritt seines „The Heavy Metal Beast From Hell“ (deutsch: „Das Heavy Metal Biest aus der Hölle), wie er das Fahrzeug getauft hat, auch noch Cheerleader anheuern. Die aber haben keine Zeit.
Hochschulfunk ist "Grill- und Bierverein"
Ein Ass hat der Tüftler noch im Ärmel, um den Pokal für die spektakulärste Fahrt abzusahnen. Beim Gespräch mit der MZ hat er darum gebeten, nicht zu verraten, womit er die Zuschauer des Rennens vom Hocker reißen will.
Der Grill und die Bierkästen, die der Seifenkiste zusätzliches Gewicht verleihen, werden es schon mal nicht sein. Die versteht Sascha Greb nämlich nur als Anspielung auf den Ruf des Hochschulfunks. „Wir sind in der Hochschule als Grill- und Bierverein verrufen“, sagt er und schmunzelt. Mit seinem selbstgebauten Grill habe er sich auch über den Campus hinaus schon einen Namen gemacht.
Das Seifenkistenrennen ist für ihn eine Premiere. Und das nicht nur als Teilnehmer. „Ich war auch noch nie als Zuschauer dabei“, sagt er. Das wird sich ändern, wenn heute 15 Uhr der Startschuss fällt.