1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Köthen
  6. >
  7. Köthen: Köthen: Wundersames Elixier

Köthen Köthen: Wundersames Elixier

Von Ute hartling-Lieblang 28.08.2012, 16:21

Köthen/MZ. - Thema für Bachelorarbeit

Den wundersamen Eigenschaften von Chitosan, das in einem chemischen Abspaltungsprozess aus Chitin entsteht, ist nun auch eine Studentin der Hochschule Anhalt in Köthen auf der Spur. Die 25-jährige Katja Döhler stammt aus Landsberg und studiert im dualen Studiengang Biotechnologie. Erst kürzlich hat sie ihre Projektarbeit zu diesem Thema erfolgreich verteidigt. Nun schreibt sie an ihrer Bachelorarbeit. Gegenstand ihrer Untersuchungen ist die Wirkung von Chitosan als Pflanzenstabilisator. Zunutze macht man sich an der Hochschule, dass Chitin auch in Pilzen reichlich vorkommt, erläutert Professor Reinhard Pätz vom Fachbereich Angewandte Biowissenschaften und Prozesstechnik.

"Dass Pilze für uns Menschen so schwer verdaulich sind, liegt genau an diesem Chitingehalt", erklärt er am Rande des Gespräches.

Interessant für die Forscher ist aber nicht der Speisepilz, sondern jener, der die Pflanzen oft als Schädling befällt. Behandelt man nun den Pflanzensamen mit einer Chitosanlösung, "halten diese das Ganze für einen Pilzangriff und bilden Abwehrstoffe", schildert Pätz. Das bedeutet, dass sie nicht nur stärkere Wurzeln, sondern auch mehr Masse bilden. Eine Erkenntnis , die man zum Beispiel in Thailand schon seit langem bei der Behandlung von Reispflanzen nutzt, weiß Professor Andreas Hoppe von der Firma BioLog Biotechnologie GmbH aus Landsberg.

Zusammen mit diesem Unternehmen, das Chitosan aus Asien unter anderem für Flockungsmittel zur Abwasserbehandlung weiter verarbeitet, geht die Hochschule der Wirkung nun in verschieden Versuchsstadien mit Körnerfrüchten auf den Grund. Eigentlich habe man die Wirkung von Chitosan im Zusammenhang mit der Biogasproduktion untersuchen wollen, erklärt Reinhard Pätz und verweist auf die aktuelle Debatte zur Biogasproduktion aus Nahrungsmittelpflanzen. "Wenn man allerdings auf den bisher genutzten Anbauflächen durch unsere Methode mehr Pflanzenmasse erzeugen könnte, wäre das eine Lösung, die Nahrungsmittel- und Biogasproduzenten gleichermaßen interessieren könnte", ist der Wissenschaftler fest überzeugt.

Und die ersten erfolgreichen Versuche deuten genau in diese Richtung, kommt Pätz auf die Projektarbeit seiner Studentin zurück. Denn Katja Döhler, deren Eltern in Landsberg eine kleine Landwirtschaft nach ökologischen Gesichtspunkten betreiben, hat Voruntersuchungen auf dem eigenen Hof angestellt und damit sowohl die vermehrte Wurzelbildung als auch das stärkere Pflanzenwachstum belegt. Derzeit führt die Studentin im Rahmen ihrer Bachelorarbeit auf einem Teil der 24 Hektar großen -Versuchsfläche in Bernburg-Strenzfeld Maisversuche durch. Erste Ergebnisse sprechen von bis zu 20 Prozent mehr Biomasse und damit auch einem wesentlich höherer Methangehalt im Mais. Zusätzlich wirkt das Substrat aber auch als Pflanzenstabilisator. Damit könnte man zukünftig in der Landwirtschaft sogar auf den herkömmlichen Stabilisator verzichten, der bewirkt, dass die Halme nicht so schnell umknicken, erklärt Pätz.

Landwirte für Versuch gesucht

Zusammen mit der Firma BioLog sucht die Hochschule nun für einen Drei-Jahresversuch Landwirte aus der Region, die dafür Anbauflächen zur Verfügung stellen. Ein Landwirt aus Wiesenburg habe bereits Interesse bekundet, sagt Pätz. "Wir würden uns aber freuen, wenn wir auch jemanden aus der näheren Umgebung finden würden, um die Versuche in großem Maßstab fortsetzen zu können."

Seit sechs Jahren gibt es an der Hochschule den dualen Studiengang Biotechnologie, der mit einer verstärkten Praxisphase kombiniert ist. Siebzehn mittelständische Unternehmen, darunter auch die Firma BioLog aus Landsberg, wissen dieses Studienangebot durchaus zu schätzen, verschafft es ihnen doch zusätzliches wissenschaftliches Know-how.

"Katja Döhler ist bei uns in verschiedenen Projekten tätig. In Kürze fährt sie mit zur 12. Internationalen Chitin-Chitosan-Konferenz nach Fortaleza in Brasilien", verrät Professor Andreas Heppe, der sie bei BiLog betreut.